Neobooks - Die Zitadelle der Träume
lieber!«
Er rückte ihr einen Stuhl zurecht, setzte sich selbst aufs Bett, knetete seine Oberschenkel und schüttelte immer wieder den Kopf.
Marga grinste ihn an. »Jetzt bin ich aber richtig gespannt. Du wirkst fast aufgeregt.«
Er sah sie entschlossen an, erklärte »Wohl an!« und erzählte ihr von der Gefangennahme Junas und dem anstehenden Verfahren.
Marga schenkte sich währenddessen einen Becher Wasser ein und trank. Ihr Gesichtsausdruck wurde von Satz zu Satz zufriedener.
»Geschieht der Hexe recht. Endlich bekommt sie, was sie verdient«, erklärte sie im Anschluss an seinen Bericht.
»Sie hat Derea das Leben gerettet«, gab er zu bedenken, aber sie wischte den Einwand mit einem abfälligen Winken und einem Auflachen weg. »Ohne sie wäre er ja gar nicht erst in die Lage gekommen, gerettet werden zu müssen.«
Er versuchte es anders. »Ich nehme es ihr nicht übel, dass sie Maluch getötet hat.«
»Ich auch nicht.« Erneut nahm sie einen Schluck und blinzelte ihn an. »Noch schöner wäre es nur gewesen, wenn sie sich gegenseitig umgebracht hätten, oder? Aber wenn sie jetzt auch noch stirbt, sind wir diese üble Brut endlich los.«
Canon seufzte und kratzte sich am Kopf. »Ich baue darauf, dass du das, was ich dir jetzt sage, niemandem weitererzählst.«
Er wartete ihr Nicken ab und fuhr fort: »Derea hat sich – unsterblich, wie er sagt - in die Hexentochter verliebt. Er will sich mit ihr verbinden. Du kennst ihn gut genug, um zu wissen, dass er eine Hinrichtung deshalb verhindern wird. Notfalls wird er sie mit Waffengewalt vor dem Galgen zu retten versuchen. Ich kann nicht zulassen, dass er sich selbst zum Gesetzlosen macht. Wir müssen einen Freispruch erwirken. Nicht um Junas Willen, sondern allein seinetwegen.«
Ihr Blick war immer ungläubiger geworden. »Verliebt? In Juna? In diese Hexe? Er will sich … Das ist nicht wahr«, keuchte sie atemlos. »Das kann überhaupt nicht wahr sein.«
»Wir sprechen hier nicht von unseresgleichen, wir sprechen gerade von Derea«, erklärte er trocken und ließ seine Worte einfach sacken.
Er baute darauf, dass Marga seinen Bruder lange genug kannte, um zu verstehen, was er meinte.
Tatsächlich nickte die auch nach einiger Zeit und erklärte schließlich. »Ich kann es immer noch nicht fassen, aber es wird wohl so sein. Nur, was wollt ihr unternehmen? Wollt ihr ihr zur Flucht verhelfen? Soll ich dabei helfen?«
Deutlich sah man ihr das Unbehagen an.
»Nein, natürlich nicht«, beschwichtigte er. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Die Verhandlung muss stattfinden.«
»Ja, aber wie …«
»Du müsstest dich als ihren Beistand anbieten.«
»Ich?« Entsetzt riss sie die Augen auf. »Canon, ich hab so etwas noch nie gemacht. Da kann sie auch gleich auf einen Beistand verzichten.«
»Ich werde dir erklären, was ihr vorbringen müsst«, beruhigte er. »Machst du es?«
Längere Zeit sah sie ihn starr an, dann nickte sie. »Hätte mir jemand prophezeit, ich würde mich einmal für dieses grässliche Weib einsetzen, ich hätte ihn ausgelacht.«
Die beiden hockten noch zusammen, als Darius und Morwena mit dem tiefblauen Umhang der Großkönige über dem Arm das Zelt betraten.
Darius nickte beiden grüßend zu, und die Königin strahlte ihren Sohn an. »Als ich heute erwachte und wusste, dass Frieden herrscht, musste ich mich kneifen, um sicherzugehen, dass ich nicht noch träume. Und beim Gang durchs Lager habe ich mich erneut gekniffen. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so viele strahlende Menschen gesehen zu haben.«
Sie drückte ihren Sohn an sich und umarmte auch Marga herzlich und wies dann auf den Umhang, den sie immer noch im Arm hielt.
»Wie schön, dass Camora auf alles vorbereitet war und sogar Mantel und Zepter mit sich geführt hat. So können wir unverzüglich die längst überfällige Einthronung vornehmen. Dass ich diesen Tag noch erleben darf! Oh, Kinder, ich bin so glücklich. Wo ist Rhonan denn?«
Canon räusperte sich ziemlich unbehaglich. »Also, der ist …«
Er schluckte und vollendete dann forsch: »… auf dem Weg zur Nebelinsel, um Caitlin und Hylia zu befreien.«
»Er ist schon wieder weg?«
Morwena ließ sich enttäuscht auf das Bett plumpsen. »Aber es warten doch alle auf ihn.« Dann starrte sie ihn entsetzt an, als hätte sie erst jetzt begriffen, was er gesagt hatte. »Zur Nebelinsel? Ist er etwa allein auf dem Weg?«
Ihr Sohn nickte und schüttelte dann den Kopf. »Flugechsen bringen ihn hin,
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