Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Euch an: Ihr überlegt, ob Ihr Kahandar rufen sollt, um mich zu töten? Es würde Euch nicht gelingen. Ich wäre nur sehr ungehalten. Liefert mir den kleinsten Grund zur Beschwerde, und Juna wird Eurer geliebten Frau einen kleinen Gruß von Euch schicken: einen Krampf vielleicht oder eine Schmerzwelle. Caitlin ist ja schwanger, da geschieht das hin und wieder. Betrüblich, aber nicht weiter verwunderlich. Euer Liebchen ist ganz in der Hand meiner Juna, und das heißt wiederum, Ihr seid in meiner Hand.«
Rhonan blickte die schöne Frau an, deren Haarfarbe und Augen ihn so sehr an Caitlin erinnerten, ballte in hilflosem Zorn die Fäuste und glaubte, kaum noch atmen zu können. »Ihr werdet doch auch Caitlin niemals am Leben lassen«, entgegnete er tonlos.
Ayala ging zu ihrer neu angepflanzten Züchtung und verschob den Topf. »Ich glaube nicht, dass zu viel Sonnenlicht gut ist. Halbschatten dürfte besser sein. Halbschatten und viel Feuchtigkeit!«
Dann wandte sie wieder den Blick. »Wir sind an einem Punkt angekommen, da wir ehrlich zueinander sein sollten«, erklärte sie freundlich lächelnd. »Ihr habt natürlich recht. Ich werde auch Caitlin töten, denn ein rächender Erbe ist tunlichst zu vermeiden, wie man allein an Euch sehen kann. Aber Euer Verhalten wird bestimmen, wie sie stirbt: schnell und schmerzlos oder langsam und qualvoll. Ihr kennt Juna gut genug, um zu wissen, wie sehr sie Grausamkeiten schätzt. Und meine Patentochter ist genauso begabt wie geduldig und lässt sich gern Zeit. Ihr könnt das allerdings verhindern. Ich leiste hier und jetzt einen Eid auf unsere Schutzgöttin, dass Caitlin, ohne es überhaupt zu bemerken, im Schlaf sterben wird, wenn Ihr bis zu Eurem Ende tut, was ich von Euch verlange.«
Unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen, starrte Rhonan sie nur an.
Sie schien ihre Macht über ihn sichtlich zu genießen und dehnte den Augenblick aus. »Caitlin bedeutet Euch sehr viel, nicht wahr? Wenn ich Euch jetzt befehlen würde, Eure linke Hand auf den Tisch zu legen, damit ich sie auch noch zertrümmern kann, dann würdet Ihr das ihr zuliebe sofort tun, oder?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
Seine Augen blitzten, sein Hals schien sich zu verengen, und unwillkürlich öffnete sich seine Hand und schloss sich wieder.
Sie sah das und lachte kehlig auf. »Keine Angst, junger König, das verlange ich gar nicht von Euch. Ihr hattet vorhin völlig recht. Ihr müsst mir noch die Dämonenwächter bezwingen, erst danach werde ich Euch töten. Ich will ehrlich sein: Vielleicht werde ich Euch zu diesem Zweck auch Juna schenken. Unsere Hexentochter hat sich für ihre Mühen eine Belohnung verdient, zumindest wenn sie sich zuvor nicht mit Eurer Gattin vergnügen durfte.« Sie strahlte ihn mit großer Genugtuung an. »Und jetzt dürft Ihr Euch wieder entfernen. Ihr seht ein bisschen mitgenommen aus. Versucht, zu schlafen! Schlaf kann sehr erholsam sein.« Fröhlich vor sich hin summend wandte sie sich schon wieder ihren Pflanzen zu.
Als Rhonan in seiner Erdhöhle kauerte, wusste er noch nicht einmal, wie er dort hineingekommen war. Selten hatte er eine Lage jemals als aussichtsloser empfunden.
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28. Kapitel
Caitlin ging es wieder deutlich besser. Sie fühlte sich zwar noch schlapp, aber da sie fast pausenlos aß, war abzusehen, dass auch diese Schwäche bald überstanden sein würde. Gideon war nach der langen Zeit des Wachens endlich einmal schlafen gegangen, und die Prinzessin saß an viele Kissen gelehnt im Bett und erörterte im Schein der Kerzen zusammen mit Hylia, Marga und Morwena die Pläne der Männer.
Wenn Caitlin sich zurzeit Sorgen um ihren Gatten machte, ließ sie sich zumindest wenig anmerken. Sie verlor auch kein Wort darüber. Nur Hylia fiel das gelegentliche, leichte Zittern ihrer Hände auf.
»In drei Tagen wird endlich alles vorbei sein«, erklärte Marga gerade, während sie eine Kerze schneuzte. »Dann wird auch für uns endlich die Zeit des Feierns beginnen können.«
Caitlin warf ihr einen traurigen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Ich habe darüber nachgedacht, aber so einfach wird es nicht werden. Meine Mutter ist nicht dumm. Da die Siegel immer noch nicht bei ihr angekommen sind, wird sie davon ausgehen, dass sie am Wolkenberg erwartet wird. Sie wird daher ihre fähigsten Priesterinnen mitbringen, und denen ist selbst eine Hundertschaft nicht gewachsen. Nicht einmal die Echsenkrieger würden ihnen standhalten können.«
»Kind, du siehst zu
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