Neobooks - Die Zitadelle der Träume
sich hin.
Die drei jüngeren Frauen starrten sie verblüfft an.
»Wir haben keine Priesterin hier«, gab Hylia schließlich zu bedenken.
»Eine Priesterin nicht, aber immer noch eine Hexe!«
Die Königin erntete jetzt lauter fassungslose Blicke.
»Oh, nein!«, empörte sich Hylia sofort und sprang von ihrem Stuhl auf. »Niemals würde ich mich in einer derartigen Lage auf diese Juna verlassen wollen. Die Götter mögen das verhüten. Lieber ziehe ich allein in die Schlacht.«
»Sie hat Derea und Caitlin das Leben gerettet. Ich denke, sie ist auf dem besten Wege, ein guter Mensch zu werden«, beharrte die Königin.
»Ein guter Mensch? Die weiß doch gar nicht, was das ist«, würgte Marga aufgebracht hervor. »Morwena, Ihr kennt sie nicht, aber wir haben …«
»Schweig! … Hylia, setz dich! Ich habe euch schon einmal gesagt, dass Menschen sich ändern können. Meine Söhne verfügen über gute Menschenkenntnis, und wenn Derea ihr vertraut hat, dann kann sie nicht von Grund auf schlecht sein. Ihr wolltet schon nicht, dass sie Caitlin hilft, und ohne sie wäre unsere Königin jetzt tot. Also verschont mich mit euren dummen Bedenken. Juna ist von Maluch großgezogen worden. Was hättet ihr denn erwartet, was aus ihr wird? Ihr seid ihr doch auch nur mit Ablehnung entgegengetreten. Bringen wir ihr jetzt Freundschaft und Vertrauen entgegen, wird sie sich erkenntlich zeigen.«
Sie sah von einem ablehnenden Gesicht ins andere, zuckte die Achseln und fügte trocken hinzu: »Also gut! Ich bin ja selbst nicht überzeugt. Gehen wir es anders an. Sie ist jetzt auf sich allein gestellt und völlig mittellos. Wir könnten ihr Camoras Landgut und ein entsprechendes Einkommen als Belohnung anbieten, für den Fall, dass sie uns hilft.«
Erfreut nahm sie zur Kenntnis, dass die Ablehnung langsam aus den Gesichtern verschwand und wenn auch nicht Zustimmung, so doch zumindest Nachdenklichkeit Platz machte.
»Das könnten wir versuchen«, erklärte Caitlin endlich. »Von der armen Hexentochter zur reichen Fürstin – das könnte sie reizen. Wir sollten uns zumindest einmal anhören, was sie dazu sagt.«
»Bist du sicher?«, fragte Hylia. »Würdest du dich im Notfall auf sie verlassen wollen?«
Ihre Freundin zuckte die Achseln. »Lass uns einfach hören, was sie sagt, und dann entscheiden«, schlug sie schließlich vor.
»Ich geh ja schon«, murmelte Marga auf einen auffordernden Blick Morwenas hin und erhob sich. »Bestimmt lacht sie sich wieder krumm. Oh, wie ich diese Frau hasse!«
Kurze Zeit später trug Morwena der Hexentochter ihr Anliegen vor und fragte sie, ob sie bereit wäre, im Namen der guten Sache gemeinsam mit den beiden Priesterinnen gegen die Nebelfrauen zu kämpfen.
Juna starrte sie ungläubig an und fing tatsächlich erst einmal an, herzhaft zu lachen, bevor sie mit blitzenden Augen erklärte: »Ich fühle mich durch Euer Angebot wirklich geehrt, aber ich muss ablehnen. Wisst Ihr, ich hänge einfach zu sehr am Leben, um mich darauf einzulassen. Ich habe bisher unter Camora ganz gut gelebt, da werde ich vermutlich auch unter Ayala leben können. Hexen finden sich überall schnell zurecht.«
Sie sah die Königin mit einem entschuldigenden Lächeln an. »Es tut mir leid, wenn ich Euch jetzt enttäuscht habe, aber für das mir entgegengebrachte Vertrauen bin ich Euch Ehrlichkeit schuldig.«
Morwena nickte verständnisvoll und unterbreitete Juna erst jetzt ihr Angebot. Während sie redete, weiteten sich die Augen der Hexentochter immer mehr.
Im Anschluss war sie eine Weile still, blickte nachdenklich in die Kerzenflamme und fragte schließlich: »Seit Tagen feilschen Eure Führer um jeden kleinen Landstrich, streiten sogar um einzelne Höfe. Könntet Ihr mir dieses Fürstentum überhaupt so einfach schenken?«
Bevor die Königin etwas erwidern konnte, antwortete Caitlin ihr: »Dieses Fürstentum war sicher nie Gegenstand der Gespräche. Durch den Sieg über Camora gehört es jetzt nämlich Rhonan. Ihr glaubt mir doch sicher, dass mein Mann es Euch schenken wird, wenn ich ihn darum bitte.«
Juna nickte sofort. »Da bin ich mir sicher. Ich wäre dann Fürstin, und ich hätte Bedienstete und ausreichende Mittel, um sie mir auch halten zu können, und ich würde in allen Fürstenhäusern ein- und ausgehen?« Ihre Augen wurden groß.
»In meinem ganz sicher nicht!«, konnte Marga sich nicht verkneifen zu sagen.
Morwena bedachte sie darauf mit einem wütenden Blick. »So ist es, meine
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