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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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unterbrechen. Die Gäste wirkten wie Menschen, die selbst über ihre Zeit verfügten und nicht in zwanzig Minuten wieder in einem fensterlosen Büro vor dem Bildschirm sitzen mussten. Nur die Hälfte der schneeweiß gedeckten Tische war besetzt. Musik lief so leise, dass man sich konzentrieren musste, um sie zu hören. Carol würde es hier gefallen, dachte Ross.
    Der Maître d’hôtel eskortierte ihn. Als er sich plötzlich mit einer angedeuteten Verbeugung zurückzog, brauchte Ross eine Sekunde, bis ihm klarwurde, dass er am Ziel war, und eine weitere, bevor er begriff, dass er die beiden Männer, die bei seinem Kommen aufgestanden waren, nicht kannte.
    »Mr. Ross! Es freut mich, dass Sie kommen konnten.«
    Whittaker beugte sich mit weit ausgestrecktem Arm über den Tisch, um bei der Begrüßung auf Augenhöhe mit Ross zu sein.
    »Harold Whittaker. Das ist Charles Hauser. Sie erinnern sich?«
    Hausers Lächeln war zurückhaltender und sein Händedruck fester. »Sind Sie überrascht?«, fragte er freundlich.
    Ross suchte nach Worten. Dann sagte er: »Ich weiß im Moment nicht, woher wir uns kennen. Tut mir leid.«
    »Nicht?«, fragte Whittaker ungläubig. »Mr. Ross, Sie haben uns einmal aus einer Gefangenschaft befreit, das werden Sie doch noch wissen, oder?«
    Gefangenschaft? Gefangenschaft …? Ach, das. Aber das war vor zwanzig Jahren. Ross sagte: »Doch, ich erinnere mich.«
    Mehr oder weniger jedenfalls. Damals, in jener Nacht, war er viel zu überdreht und beschäftigt gewesen, um sich Gesichter zu merken. Ross kramte in seinem Gedächtnis. Die beiden Gefangenen, die er befreit hatte, waren größer als er selbst, und der eine war schmaler und hatte mehr Haare als der andere. Er sah die Männer auf der anderen Seite des Tisches an und dachte, ja, gut, das könnten sie sein. Gewesen sein. Er sagte: »Das ist alles so lange her.«
    »Ja, nicht wahr?«, antwortete Whittaker, »aber nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Ross zögerte. Was soll das, dachte er, weshalb wollen die beiden diese alte Geschichte aufwärmen, nach so langer Zeit? Irgendwie fühlte er sich überrumpelt, aber einen Grund, sich zu verabschieden, hatte er nicht. Er setzte sich. Es ging ja um nichts. Er konnte auch noch später gehen. Jederzeit.
    »Wissen Sie, Walter – ich darf Sie doch Walter nennen? Wissen Sie, diese Nacht in, ähm …«
    »San Isidro«, sagte Hauser.
    »San Isidro. Ich glaube, das war die längste Nacht meines Lebens.«
    »Ja, sie war lang«, sagte Ross, nur um etwas zu antworten.
    Whittaker gab dem Kellner, der in der Nähe gewartet hatte, ein Zeichen. Sie ließen Ross den Vortritt bei der Bestellung der Getränke. Er entschied sich für Bier. Ein Bier würde ihn etwas entspannen. Der Nachmittag war ohnehin gelaufen. Das Marco’s war kein Lokal, in dem viel Bier getrunken wurde, und Whittaker und Hauser wirkten nicht wie Biertrinker, aber sie schlossen sich ihm an.
    Als der Kellner gegangen war, sagte Ross: »Wo haben Sie mich eigentlich wiedergesehen?«
    »Wie? Ach so, auf dieser Baustelle.«
    In Dysons Tiefgarage? Ross dachte an die Bewaffneten und sagte: »Tatsächlich.«
    »Wir saßen im Wagen und warteten darauf, dass Will Dyson Zeit für uns haben würde. Sie waren vor uns dran. Wir konnten es erst gar nicht glauben.«
    Whittaker hatte eine verworrene Art zu reden, fand Ross. Was konnten sie nicht glauben?
    »Aber dann waren wir uns sicher und meinten, also, dass wir den glücklichen Zufall nutzen sollten, um uns bei Ihnen zu bedanken. Ich meine, ohne Sie …«
    Und wie hatten sie seinen Namen und seine Adresse herausgefunden? Ross fragte: »Hatten Sie Mühe, mich zu finden?«
    »Ach, nein.« Whittaker lächelte sein gewinnendstes Lächeln.
    »Ohne Sie würden wir nicht hier sitzen«, sagte Hauser.
    »Und auf ein Bier warten«, sagte Whittaker. »Aber da kommt es ja schon.«
    Es war gezapftes Bier. Als die beschlagenen Gläser vor ihnen standen, schien keiner der drei Männer zu wissen, was er als nächstes sagen sollte. Dann hob Hauser sein Glas in Ross’ Richtung und sagte: »Cheers, auf die alten Zeiten«, und Ross antwortete, »Cheers, und gut, dass sie vorüber sind.« Über den Rand der Gläser hinweg sahen sie sich kurz an. Hauser blickte gelassen und mit einer Spur freundlicher Neugier, als beobachtete er ein kleines Spiel oder ein harmloses Experiment. Die kalte, bittere Flüssigkeit belebte Ross und er sagte, »Was haben Sie eigentlich dort gemacht … damals?«
    »Entwicklungshilfe«, sagte

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