Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
Vom Netzwerk:
Whittaker.
    Bullshit. Ross stellte sein Glas fest auf den Tisch. Er konnte jederzeit gehen. Zum Beispiel jetzt. Er lehnte sich zurück, stemmte beide Hände gegen die Tischkante und sagte: »Hören Sie, Harold, was soll das? Warum sind wir hier?«
    »Walter.« Whittaker beugte sich rasch vor, die Ellenbogen aufgestützt, die Handflächen zusammengelegt. Die professorale Zerstreutheit in seinem Benehmen war verschwunden. Er sprach freundlich und eindringlich. »Sie sind ein vorsichtiger Mann. Das ist gut. Sie kennen uns nicht. Aber ich versichere Ihnen, wir sitzen hier ohne verborgene Absichten. Wir waren einfach überrascht und haben uns gefreut, Sie wiederzusehen, schließlich verdanken wir Ihnen unser Leben. Wir haben uns gedacht, wir essen zusammen, trinken etwas, unterhalten uns ein wenig. Aber wir haben auch Grund zur Vorsicht. Auch wir kennen Sie nicht. Was wir damals gemacht haben, war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Es war und ist juristisch belanglos, aber es könnte uns in ein falsches Licht rücken, verstehen Sie? Auch wenn es lange her ist.«
    Ross sagte sich, das ist wahr, es ist lange her. Reg dich ab. Und sei höflich, der Mann bezahlt dein Bier.
    Whittaker wollte das Gespräch in Gang halten. Er lächelte. »Das mit der Entwicklungshilfe, das war nicht ernst gemeint.«
    Ross lächelte mechanisch zurück. »Ja, klar. Sie waren ganz sicher nicht beim Peace Corps.«
    Hauser schmunzelte und trank.
    »Eigentlich«, fuhr Whittaker fort, »eigentlich hätte uns die ganze Geschichte gar nicht passieren dürfen. Wir waren damals schon lange keine Anfänger mehr. Die Küstenprovinzen galten als einigermaßen sicher, sogar für Amerikaner, und wir hatten dort jede Menge Kontakte und Partner. Der richtige Krieg fand im Hochland statt, im Cauca-Tal und auf der Amazonasseite. Wegen des Wetters sind wir nicht geflogen, sondern waren mit dem Wagen unterwegs. Irgendwie hatte sich etwas geändert, und Leute, die uns sonst mit offenen Armen empfingen, waren auf einmal nicht mehr zu sprechen, abweisend oder feindselig. Bevor wir uns davonstehlen konnten, hat ein lokaler comandante beschlossen, uns zu Geld zu machen.«
    Und, dachte Ross, warum seid Ihr nicht einfach freigekauft worden? Aber er wollte nicht schon wieder eine Frage stellen. Whittaker schien seinen Gedanken erraten zu haben.
    »Wir mussten freikommen, bevor die FARC oder die ELN uns in die Hände bekamen. Wahrscheinlich wären wir eher früher als später sowieso bei ihnen gelandet, denn wir hatten damals militärische Ränge. Wir waren zur Botschaft abkommandiert und deshalb eine wertvolle Informationsquelle, für die man ein anständiges Lösegeld bekommen konnte – vorausgesetzt, wir hätten die Befragungen überlebt. Die Leute, die uns festhielten, waren nur Provinzpolizisten und frustrierte Soldaten, die sich bei unserer piñata übergangen fühlten. Unter Druck hätten sie uns sofort an die Guerilla herausgegeben. Glück für uns, dass sie Amateure waren. Sie ließen unseren Fahrer laufen, behielten aber den Toyota, in dem ein Piepser installiert war. Als wir uns zweimal zu vereinbarten Terminen nicht gemeldet hatten, wurde erst der Wagen geortet, und als dann auch noch der Fahrer anrief, die Rettungsaktion organisiert.«
    Whittaker schwieg. Hauser sagte zu Ross: »Und dann wurden Sie losgeschickt.«
    Das Bier hatte Ross etwas entspannt. Warum nicht, dachte er, eigentlich gibt es ja keine Geheimnisse zu verraten. Whittaker und Hauser saßen aufmerksam und abwartend auf der anderen Seite des Tisches.
    Ross sagte: »Wir waren zu viert. Es lief alles ziemlich überstürzt ab. Früh morgens kam ein Mann mit einem Packen Luftbilder und einer Karte. Er zeigte uns eine Küste, eine Flussmündung, an der wir abgesetzt werden würden, und einen Kilometer landeinwärts das Dorf. Drei Dutzend Hütten mit Wellblechdächern an einer Kreuzung von zwei Schotterpisten. Manche Luftaufnahmen des Dorfes waren aus so geringer Höhe gemacht, dass man sogar Leute darauf erkennen konnte. Weil es nur zwei feste Gebäude gab, eine Bar und die Polizeistation, sind wir davon ausgegangen, dass Sie in einem der beiden zu finden wären.«
    Hauser sah ihn fragend an, unterbrach ihn aber nicht. Ross sagte: » Ich hätte Sie woanders aufbewahrt. Also, die Einweisung dauerte kaum eine Stunde, dann mussten wir packen, wurden raus aufs Meer geflogen und auf diesem Schiff, diesem Fischerboot, abgesetzt. Bei Einbruch der Dunkelheit waren wir an der Flussmündung, und als wir an

Weitere Kostenlose Bücher