Neobooks - Erotische Frühlingsträume
ihr die Wohnungsschlüssel zurück, dann würde sich der teure Einbau eines neuen Schlosses erübrigen. Nika sah auf die Uhr. Es war noch früh genug, um im
Cube
vorbeizuschauen. Schließlich hatte sie Urlaub.
»Ich glaube, ich nehme mir ein eigenes Taxi«, antwortete sie. »Ich gehe noch auf einen Drink ins
Cube.
Kommst du mit?«
»Vielleicht ein anderes Mal«, erwiderte er leichthin, aber in seinen Augen war etwas wie Melancholie zu lesen. Er winkte ein Taxi heran und drückte dem Fahrer ihren Koffer in die Hand. Dann griff er in seine Jackentasche. Der Taxifahrer hielt Nika die Tür auf, und sie stieg ein.
»Ich hab noch etwas für dich, Moment.«
Endlich schien er das Gesuchte gefunden zu haben. Er drückte Nika das kalte Metall schnell in die Hand, dann nickte er zum Abschied und wandte sich dem nächsten Taxi zu. Nika lächelte. Es war Renés Schlüssel für ihre Wohnung. Sie steckte ihn in ihre Jackentasche und dachte an Karim. Und sie hatte auf einmal große Lust auf einen Gin Tonic.
Susa Desiderio – Frühlingstango
Kapitel 1
F
rühling!
Allein bei dem Wort dachte sie an zwitschernde Vögel, an Tautropfen, den Geruch von Sonne auf saftigem Gras, an zarte Blüten und lachende Kinder.
Frühling bedeutete immer auch Neuanfang, etwas Positives, einen Umbruch.
Symbol für neue Chancen und Wege.
Ihr
neuer Weg führte sie in das Herz einer kleinen Stadt am Rhein, und ausgerechnet auf diesem Weg fiel ihr auf, dass sich der Winter geschlagen gegeben hatte.
Wenn das kein Zeichen war.
Die Straße schlängelte sich durch den Wald des Siebengebirges hinab. Die Abendsonne fiel durch die Blätter der Bäume und warf deren Schatten auf die Straße vor ihr. Tanzende Lichter schienen ihr den Weg zu weisen.
Der Gedanke ließ sie lächeln.
In jedem Jahr gab es diesen einen, diesen bestimmten Moment, in dem sie realisierte, dass der Frühling seinen Kampf gegen die Kälte gewonnen hatte. Doch in diesem Jahr haftete ihm etwas Besonderes an.
Es war
ihr
Frühling, der da gerade anbrach.
Sie ließ das Ortsschild hinter sich, überquerte zwei Kreuzungen, bog dann hart links ab und fuhr nun direkt an der Rheinpromenade entlang. Mit einem Seitenblick erfasste sie ein Mädchen am Ufer, das Enten fütterte. Frühling.
»Der Zeitpunkt ist perfekt«, sagte Anna zu sich selbst. Der Gedanke allein reichte nicht; sie musste ihn hören, um es zu glauben.
»Sie haben Ihr Ziel erreicht«, verkündete die sterile Frauenstimme des Navigationssystems.
»Und ob«, antwortete Anna. Geschickt fädelte sie ihren Mini in die Parklücke ein. »Perfekt!« Sie nickte entschlossen, wie zur Bestätigung, und griff nach dem Zeitungsartikel.
Königswinter-Zentrum, Zwei-Zimmer-Apartment, KDB , 63 qm,
300 ,- Euro kalt.
Mit dreiundzwanzig war es wohl legitim auszuziehen. Selbst als einzige Tochter eines Mannes, der es nicht mal schaffte, Wasser zu kochen, ohne es anbrennen zu lassen, hatte man das Recht dazu. Ihr Vater würde es schon überstehen. Zwar hatte er kaum ein Wort mit ihr gewechselt, seitdem sie ihm zwei Tage zuvor ihre Entscheidung mitgeteilt hatte, doch er würde sich schon wieder einkriegen.
Anna schlug die Autotür hinter sich zu und wandte sich dem unauffälligen Altstadthaus zu.
Oh, nein!
Nach nur einem Blick sackte ihr Herz ein Stück weit hinab und drückte nun unangenehm auf ihren Magen. Sie hatte gewusst, dass es einen Haken geben musste. Zu zentral, zu viele Quadratmeter, zu preiswert.
Zu viel Tanzschule im Erdgeschoss.
Nein, das
Zu-vermieten
-Schild an der Fensterscheibe direkt über dem vergilbten Leuchtschriftzug ließ leider keine Zweifel zu.
Hier war sie richtig … beziehungsweise eben nicht.
Verdammt!
Die Wohnungsbesichtigung hatte der erste Zug ihres Befreiungsschlags werden sollen und als solcher natürlich von Erfolg gekrönt. Doch nun fühlte sich Anna so entmutigt, dass sie für einen Moment mit dem Gedanken spielte, in ihr Auto zu steigen und einfach wieder zu fahren.
Doch dann, sie hatte den Schlüssel schon ins Türschloss gesteckt, gab sie sich einen Ruck.
Sicher, eine Tanzschule unter ihrem Schlafzimmer war wirklich das Letzte, was sie brauchte, wenn sie von einer anstrengenden Nachtschicht im Krankenhaus kam. Diese hier würde also bestimmt nicht ihre erste Wohnung, aber es könnte zumindest ihre erste Besichtigung werden, sagte sie sich.
Vergeblich suchte sie nach einem Seiten- oder Hintereingang; die einzige Tür öffnete sich mit einem
Klack
zum Korridor der Tanzschule. Von dort aus
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