Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
König mir den Befehl zukommen ließ, dass ich unverzüglich nach Hause reisen solle, um meine Männer unter den Oberbefehl von Graf Hohenwart zu stellen«, sagte Hilmar.
Agnus schmunzelte über dessen empörtes Gesicht.
»Natürlich hab ich mir diesen Burschen sofort gekauft. Achthundert meiner besten Männer unter dem Oberbefehl eines Grünschnabels.«
Vinzenz lachte, und nun konnte Hilmar auch nicht länger an seiner eisernen Miene festhalten.
»Ganz ehrlich, ich habe bis heute noch nicht verstanden, was der König wirklich will. Wir haben ihm erklärt, dass wir verhindern wollen, dass Elben Richtung Waldoria vordringen. Das klang irgendwie logisch, weil der König doch den Zauberer auch hierhaben wollte, und da dachte ich mir, machen wir doch aus der Not eine Tugend. Aber nachdem ich dieses Schreiben gelesen habe, glaube ich, dass der König die Zauberer mindestens genauso sehr fürchtet wie die Elben.«
»Nun, mir als Oberbefehlshaber, schrieb er deutlichere Worte«, sagte Vinzenz. »Ich soll mit Nestalor Wasoro zusammenarbeiten. Seine Männer – er nannte die Gnome wirklich Männer – sollen mit meinen jede elbische Spur verfolgen, die zu finden ist, und ich soll ihm im Wochenrhythmus darüber berichten. Das lässt mich vermuten, dass es mit der Korrespondenz zwischen Wasoro und dem König nicht so gut klappt.«
»Ob die beiden Zauberer unter einer Decke stecken?«, mutmaßte Agnus.
»Möglich wäre das, schließlich ist der eine auf Wunsch des anderen hier«, sagte Hilmar.
»Wie dem auch sei«, fuhr Vinzenz fort. »Wenn der König will, dass wir ein Auge auf den Zauberer und seine – Männer - haben, dann hat er mit uns die richtige Wahl getroffen. Wie ist die Lage im Wildmoortal?«
»Ich hab siebzig Männer, die ich dir sofort zur Verfügung stellen kann. Aber nur, wenn du sie nach Helmstedt schickst. Die Menschen dort sind Tag und Nacht damit beschäftigt, das Übel aus ihren Stallungen zu vertreiben. Alle andere Arbeit bleibt derzeit liegen. In wenigen Wochen muss die Ernte eingefahren sein«, berichtete Agnus.
Vinzenz nickte.
»Agnus, du bist so diplomatisch«, spottete Hilmar.
»Nein, Herr Graf«, wiedersprach Agnus. »Ich folge nur dem Geheiß des Königs und versuche zu verhindern, dass das Übel – wie er es nannte – nach Waldoria vordringt.«
»Ich fürchte, die Zusammenarbeit mit den Männern des Zauberers wird sich schwierig gestalten.« Vinzenz lachte. »Bald wird er keine Männer mehr haben.«
»Das kommt davon, wenn man sich so missverständlich ausdrückt«, behauptete Hilmar. »Das Wort Elben, Zauberer oder Gnome wird in keinem Schreiben erwähnt, weil der König fürchtet, dass diese Schreiben in die falschen Hände geraten könnten. Ich sage euch«, er senkte verschwörerisch die Stimme, »der Heilige Archiepiskopos in Eberus weiß nichts über die Zustände, die hier herrschen. Wenn sich der König etwas deutlicher ausgedrückt hätte, dann wäre dieses Schreiben von ihm bereits mit einer Depesche ins Archieristos unterwegs.«
»Onkel!«, warnte Vinzenz.
»Mein Gott, Neffe!«, stöhnte Hilmar. »Ich bin an den Höfen dieses Landes zu Hause. Ich kenne die Intrigen, die gesponnen werden. Der König hat den Episkopos von Waldoria und somit jeden Geistlichen hier im Norden in der Hand. Er will uns alle glauben lassen, die Kirche wäre mit seinem Handeln einverstanden. Keiner von uns soll denken, er könnte ungestraft einen Boten nach Eberus schicken.« Hilmar schüttelte den Kopf. »Auch ohne dieses kleine Possenspiel würde nur ein Narr auf den Gedanken kommen, den König beim Heiligen Vater anzuschwärzen. Der Kerker unter dem Archieristos wäre sein letztes Heim.« Er seufzte. »Wohingegen so ein königlicher Befehl, mit den richtigen Worten garniert, ein Geschenk gewesen wäre. Zu schön, um wahr zu sein. Nun denn«, Hilmar faltete die Hände im Schoß. »Es hätte schlimmer kommen können.«
»Nun, da wir von Verrat sprechen«, sagte Agnus nüchtern, »sollten wir den größtmöglichen Verrat nicht außer Acht lassen. Was ist, wenn die Elben für den König bloß ein Vorwand sind, um schnell aufzurüsten und dann mit aller Macht nach Süden zu stürmen und die Kirche zu überrennen. Ardelan ist ein großes Land, aber es gehört zur Hälfte der Kirche. Was wäre, wenn es Leonidas ganz gehören würde?«
»Ich glaube, du bist heute des Königs krankem Hirn deutlich näher, als ich es die ganze Zeit über war«, sagte Hilmar nachdenklich. »Das halbe Land gehört der
Weitere Kostenlose Bücher