Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
sein können, wenn die anderen uns erwischt hätten.«
»Welche anderen?«, fragte Philip.
Walter erklärte ihm, dass sie den Reitern aus Siebenbach, die sie seit dem Morgen verfolgten, entwischt waren und dass sie sich nun in der Säbelau befanden.
»Die hier wissen nicht, warum wir gesucht werden«, flüsterte Walter.
»Das ändert aber nichts daran, dass wir gefesselt und bewacht werden. Dieser Graf wird uns genauso ausliefern, wie der andere es getan hätte, wenn er sich nicht mit dem König anlegen will.«
Walter wollte das alles nicht so schwarz sehen. Er war bisher nicht schlecht behandelt worden, und er erinnerte sich daran, dass der Graf von Weiden immer sehr großzügig gewesen war. Es gab noch einen Funken Hoffnung, und an dem hielt er fest. Dass er das mit einem müden und hungrigen Philip, der zudem wahnsinnige Kopfschmerzen hatte, nicht erörtern konnte, hatte er in den letzten Tagen gelernt. Auch wenn Philip sonst ein lustiger, kluger und bedachter Gefährte war, sobald Hunger und Müdigkeit an ihm nagten, wurde er zum nörgelnden Schwarzseher. Er war eben doch noch ein Kind.
Zwei Männer kamen und brachten die Pferde. Trotz seiner gefesselten Hände konnte Walter allein aufsteigen. Philip bekam einen Ruck von unten, dann saß auch er, aber er sah aus, als ob ihm sehr schwindlig wäre.
»Deinem Pferd ist nichts geschehen«, sagte der Mann, der die Zügel hielt, und klopfte Erós den Hals. Philip lächelte matt.
Nachdem die Pferde festgebunden worden waren, setzte sich der Zug in Bewegung. Das gleichmäßige Schaukeln schläferte Walter ein, und der Kopf fiel ihm auf die Brust. Erst als er langsam zur Seite rutschte, schreckte er auf, setzte sich wieder gerade hin und döste sofort wieder ein.
Drei Tage später, als Agnus wieder zu Hause ankam, erwartete ihn Amilana bereits ungeduldig.
Sie hatte den Boten selbst empfangen und ihn zu Agnus weitergeschickt. Nun brannte sie darauf, zu erfahren, was in dem Schreiben des Königs stand. Nachdem Agnus es ihr gesagt hatte, fiel sie ihm um den Hals und weinte vor Erleichterung.
Die Zimmer für Hilmar von Weiden und Vinzenz von Hohenwart waren bereits hergerichtet, aber noch war keiner von beiden eingetroffen. Agnus nutzte die Zeit und stellte eine Truppe Männer zusammen, die auf einen Befehl von ihm sofort losreiten konnten, um die Menschen im Süden des Tals zu entlasten. Er wartete nur noch die Ankunft seiner beiden Gäste ab, denn er wollte nicht übereilt handeln, solange er nicht alle Fakten kannte.
Am Mittag des vierten Tages fuhr Hilmars Kutsche vor, da aber keine Möglichkeit mehr bestand, mit dem Gefährt durch das Tor zu fahren, musste er die letzten Schritte zu Fuß gehen. Agnus stand vor der Tür und erwartete ihn.
»Das ist ja furchtbar hier«, begrüßte Hilmar ihn und sah sich dabei mit zusammengekniffenen Augen die Bretterbuden an.
»Es wäre noch viel schlimmer gekommen, wärst du nicht zum König gegangen«, antwortete Agnus und reichte Hilmar die Hand.
»Wie man’s nimmt«, brummte Hilmar und tat zerknirscht. »In meinem ganzen Leben hätte ich mir nicht träumen lassen, dass eines Tages Vinzenz, den ich als Hosenscheißer auf meinen Knien geschaukelt habe, vom König befugt sein wird, mir Anweisungen zu geben. Ich bin sein Pate!«
»Wahrscheinlich traut der König dir nicht«, vermutete Agnus grinsend.
»Zu Recht, mein Freund, zu Recht. Er umgibt sich mit Wesen, bei denen mir das Blut in den Adern stockt. Ein übler Wahnsinn trübt sein Gehirn.«
»Komm rein und erzähl mir mehr davon, aber erst einmal sollten wir ein ordentliches Mahl zu uns nehmen.«
»Ja, das sollten wir«, erwiderte Hilmar.
Bevor sie eintraten, warf Agnus einen Blick hinunter zum Tor und sah Vinzenz auf einem Pferd den Weg herauftraben. Er drehte noch einmal um und begrüßte auch diesen Nachbarn auf der Schwelle.
Nachdem beide Männer sich den Reisestaub abgewaschen hatten, begaben sie sich zu Tisch.
Hilmar lobte wortreich die Schönheit der Hausherrin, und Amilana lächelte ihn herzlich an und dankte ihm.
Agnus aß wenig, denn er war ungeduldig zu erfahren, was die beiden Männer zu berichten hatten. Nach dem Essen zogen sie sich in Agnus' Arbeitszimmer zurück. Hilmar schilderte die Begegnung mit dem Zauberer in der Halle des Königs. Dann ließ er Vinzenz erzählen, wie der König sie beide behandelt hatte und was er ihnen unterstellt hatte, ehe der Zauberer kam.
»Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich nach alldem war, als der
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