Neobooks - Transalp 12
zusammengebunden.
Aus und vorbei, dachte Plank. Jetzt ging es ums nackte Leben.
Hotel Torre dell’Orologio, 22.15 Uhr
In der Suite Nummer 17 des hocheleganten Hotels mit Blick auf den Uhrenturm waren die Vorhänge zugezogen. Hier warteten zwei Männer auf sie. Die beiden Komplizen hatten noch im Dogenpalast über ihre Funkgeräte Bescheid gegeben. Daraufhin hatte einer der Männer die Obstschale von dem kleinen runden Beistelltisch auf den Boden gestellt und auf der runden Mahagoni-Tischplatte sein Werkzeug ausgebreitet. Nun ging die Tür auf, und seine beiden Untersuchungsobjekte wurden hereingeführt. Durch den unterirdischen Gang, der den Dogenpalast und das Hotel seit der Zeit verband, als das Hotel der Sitz der Leibgarde der Dogen war, waren sie hierhergebracht worden. Unsanft wurden sie auf das Kingsize-Bett gestoßen. Ihre Füße wurden mit Kabelbindern gefesselt. Dann löste einer der Kerle ihre Handfesseln, um die Handgelenke anschließend am Kopfende des Bettes an einem Pfosten zu befestigen. Anselm Plank und Stephanie Gärtner lagen nun nebeneinander auf dem Rücken. Unter ihnen die blaue Überdecke mit dem goldgestickten venezianischen Wappen. Die Stoffsäcke über den Köpfen wurden ihnen jetzt heruntergerissen. Sie sahen sich hektisch im Zimmer um und dann gegenseitig an. Plank versuchte, in seinen Augen keine Panik erkennen zu lassen. Er sah genug davon im Blick seiner Partnerin.
»Schönes Zimmer haben Sie sich ausgesucht, Herr Plank«, sagte einer der beiden Männer, der auf der Couch am Fußende des Bettes saß. Er hatte einen amerikanischen Akzent.
Plank konnte nicht antworten, das Klebeband verschloss ihm nun die Lippen.
»Sie werden uns jetzt sagen, wo sich Herr Spindler aufhält. Wollen Sie das tun? Dann geschieht Ihnen und Frau Gärtner nichts.«
Der Amerikaner nickte dem Mann zu, der neben Plank an der Seite des Bettes stand. Der Mann riss das Klebeband von Planks Mund.
»Verdammte Scheißnazibande, euch werde ich helfen, ihr verblödeten Arschgeigen. Schauts, dass ihr in eure Löcher zurückkriecht, bevor ich euch die Hälse einzeln umdrehe!«, brüllte Plank zur Überraschung aller los. Dann schrie er mit aller Kraft in Richtung der Tür: »Hilfe! Aiuto! Hilfe!«
Der Mann neben ihm versetzte ihm einen Faustschlag auf die Schläfe und knockte ihn aus. Plank verstummte und röchelte nur kurz. Der Mann klebte seinen Mund wieder zu.
»Nun, Frau Gärtner, sind Sie vernünftiger als Ihr Chef? Das hier«, er deutete auf den Mann neben sich, »ist übrigens Frans. Schauen Sie mal, was er für hübsche Werkzeuge bei sich hat. Er wollte Arzt werden. Aber leider hat so ein Neger ihm den Studienplatz weggeschnappt. Jetzt hat er sich alles selbst beigebracht. Er ist nicht schlecht für einen Autodidakten. Er kommt übrigens aus Afrika, unser Frans. Dort ist Beschneidung bei Frauen heute noch ein Volkssport. Da hat sich Frans viel von den Negern abgeschaut.« Der Mann nickte dem Kerl zu, der auf Stephanie Gärtners Bettseite stand. Der griff nicht zum Klebeband über ihrem Mund, sondern öffnete die Knöpfe ihrer Hose. Dann zog er sie bis zu den Knöcheln herunter.
»Wenn wir jetzt das Klebeband wegziehen, sind sie dann schön brav und schreien nicht, sondern sagen uns, wo wir Herrn Spindler finden?«
Stephanie Gärtner nickte. Der Mann riss ihr das Klebeband ab.
»Nun?«
»Lassen Sie uns laufen, wenn ich es Ihnen sage?«, versuchte sie Zeit zu gewinnen. Ihre Chuzpe überraschte sie selbst am meisten.
»Ich weiß nicht, ob Sie in der Lage sind, Bedingungen zu stellen, Frau Gärtner. Frans, was sagst du, sollen wir ihr mal die Beinchen spreizen?«
Frans nickte nur und griff zu seinen Skalpellen. Die Aussicht auf eine Vivisektion am lebenden Objekt war ein Schmankerl, das ihm ein seliges Grinsen ins Gesicht zauberte.
»Okay. Ich sage es Ihnen. Binden Sie mich los. Ich muss dazu ins Internet. Ich muss es nämlich ausrechnen.«
Die vier Männer schauten sich an. Welchen Trick hatte die Frau da vor? Andererseits: Sie waren zu viert, und die Frau lag mit lädiertem Fuß und halb nackt vor ihnen. Die Zeit lief ihnen davon. Bis sie das Zahlenrätsel vom Boden des Dogenpalasts selbst gelöst hätten, würde der Morgen grauen.
»Aber keine Mätzchen, Frau Gärtner.«
Der Mann neben Stephanie Gärtner schnitt mit einem Messer den Kabelbinder entzwei, der ihre Arme oben am Bettpfosten fixierte. Sie richtete sich auf und rieb sich die Armgelenke. Dann stand sie auf und zog sich die Hose wieder
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