Neobooks - Transalp 12
hoch. Es gärte in ihr. Sie hätte diese Dreckschweine am liebsten alles Mögliche geheißen und noch viel mehr mit ihnen angestellt. Doch sie schaffte es, sich zu beherrschen. Ihre Beine blieben an den Knöcheln gefesselt. »Ein Smartphone. Haben Sie eines, mit dem man Netz hat?«
»Wie schlau, Frau Gärtner. Sie wollen, dass wir durch das Einschalten unserer Handys unsere Position verraten. Nein, wir nehmen einen neutralen Rechner. Aber zuerst sagen Sie mir, was Sie machen werden.« Der Mann mit dem amerikanischen Akzent stand auf. Er stellte sich breitbeinig zwischen Couch und Schreibtisch. Frans blieb auf dem Sofa sitzen und hoffte, dass er sich doch noch an der jungen Frau zu schaffen machen durfte. Die beiden anderen Männer rechts und links des Bettes hielten ihre Waffen in Stephanie Gärtners Richtung.
Stephanie Gärtner improvisierte. »Die Zahlen stehen für … Planeten und ihre Konstellationen. Das ergibt ein Bild aus Punkten, die man mit Linien verbinden muss. Und das ist die Lösung. Wenn Sie menschenähnliche Eltern gehabt hätten, würden Sie das aus Malbüchern kennen. Haben Sie nun einen Rechner?«
»Provozieren Sie uns nur. Frans freut sich schon auf Ihre Innereien. Manuel und Björn, geht hinunter und holt einen Computer aus dem Business Center!«, schaffte der Amerikaner den beiden Männern neben dem Bett an. »Frans und ich haben das hier unter Kontrolle.« Daraufhin verzogen sich die beiden Kerle.
Das war die Situation, auf die Stephanie Gärtner gewartet hatte. Mit zweien würde sie eher fertig werden als mit vieren. Sie wartete eine Minute, bis die beiden draußen im Lift verschwunden sein mussten. Dann zeigte sie zum Mineralwasser, das auf dem Schreibtisch stand. Der Amerikaner nickte, griff aber seine Maschinenpistole fester. Sie schenkte sich ein und trank. Dann stellte sie das Glas ab. Der Amerikaner entspannte sich wieder. »Mann, hab ich einen Durst«, sagte Gärtner und griff erneut zum Glas. Kaum, dass sie es vom Tisch angehoben hatten, zog sie es mit aller Wucht über die Tischkante, so dass der obere Rand abbrach. Den Rest des Glases mit den scharfen Ecken warf sie dem Amerikaner in den Schoß. Der fluchte und umschloss mit seiner rechten Hand den Griff seiner Waffe. Mit der Linken versuchte er das Glas abzuwehren. Dabei schnitt es ihm den Zeigefinger auf, der sich im Reflex zusammenzog. An der rechten Hand krümmte sich dessen Pendant. Eine Salve durchlöcherte die Matratze des Bettes auf der Seite, auf der Gärtner gelegen hatte. Genau über dieser Betthälfte befand sich jedoch mittlerweile auch Frans, der reaktionsschnell aufgesprungen war, um sich mit einem Sprung über das Bett auf die Frau zu stürzen. Zwei Kugeln durchschlugen ihm Hüfte und Wirbelsäule und er klatschte vor der Zimmertüre auf den hochflurigen Teppich, der begierig sein Blut aufsog.
»Fuckin’ bitch!«, brüllte der Amerikaner. Und warf die Waffe nach rechts herum. Doch Stephanie Gärtner stand nicht mehr neben ihm. Sie war in der gleichen Sekunde, in der sie das Glas warf, zu Boden gegangen und hatte sich blitzschnell unter das Bett gerollt. So konnte Frans über ihr vorbeisegeln. Und sie konnte die Waffe greifen, von der sie inständig gehofft hatte, dass Spindler sie wirklich unter dem Bett plaziert hatte. In der Tat hielt sie eine alte Walther-Polizeipistole in Händen, die sie entsicherte, um unter dem Bett hervor auf die Füße und die Eingeweide des Amerikaners zu schießen. Nach einem Treffer ins rechte Knie fiel sein Körper nach vorn. Die Wucht des Projektils, das ihm das Schambein zertrümmerte, bevor es seinen Unterbauch zerfetzte, richtete ihn jedoch wieder auf und warf ihn hinter den Schreibtisch. Er röchelte, bevor sein rechter Zeigefinger erneut den Abzug nach hinten zog und die restliche Ladung seines Magazins sich in die holzvertäfelte Decke der Suite bohrte.
Dann wurde es still.
Markusplatz, 17. Juli 1945
Müde, schmutzig, glücklich. So stand Christina Gerdens vor den Säulen mit den goldenen Löwen. Die Schönheit der Gebäude rings um sie herum überwältigte sie. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. So schön hätte auch Germania werden sollen. Nur größer. Sie war bei allen Besprechungen des Führers mit Speer dabei gewesen. Sie hatte Protokoll geführt. Änderungswünsche, die sie ins Protokoll geschrieben hatte, sah sie bei der nächsten Besprechung auf den riesigen Modellen und Plänen umgesetzt. Sie war ein Teil des verwegenen Plans, die größte und
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