Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Transalp 12

Neobooks - Transalp 12

Titel: Neobooks - Transalp 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter , CUS
Vom Netzwerk:
an der Seitenscheibe des Boots hatte genügt, und die beiden Münchner Polizisten waren an Bord gegangen. An der Station Salute ließen sie Spindler erst aussteigen und folgten ihm dann mit dreißig Metern Abstand. Es musste niemand wissen, dass sie jetzt zu dritt unterwegs waren.
    Schließlich standen sie vor der Kirche Santa Maria della Salute, die mit ihren weißen Kuppeln über der Einfahrt zum Canal Grande ein weiteres weltweit bekanntes Wahrzeichen der Serenissima war.
    Die Beleuchtung der Kirche war um Mitternacht erloschen, nun lag das Bauwerk in fast vollständiger Ruhe. Nur das ein oder andere Wassertaxi tuckerte noch über den Canal Grande. »Irgendwo hier muss das Versteck also sein«, sagte Spindler. Etwas Abschließbares, so hatte es in den Gerüchten immer geheißen, damals im Knast. Was konnte man in einer Kirche abschließen? Der Tabernakel wird es doch nicht sein, an so viel Gotteslästerung mochte Spindler nicht glauben. Sie gingen um die Kirche herum.
    In der Gasse, die direkt auf die Salute zuführte, leuchtete auch um diese Zeit noch ein einsames Schild. ›Banca‹ besagte es bloß, sonst nichts.
    »Was haben wir denn da?« Spindler ging direkt auf das Schild zu. Ein kleines Messingschild neben der Tür besagte: »Fondata nel 1194«. Gegründet 1194. Er wusste, dass die Banken von Venedig die ältesten des Kontinents waren, schließlich war die Stadt ein halbes Jahrtausend lang das wirtschaftliche Herz Europas gewesen. 1194! Seit über achthundert Jahren. War es eine normale Bank? Sie sah nicht danach aus.
    »Bitte klingeln« stand an der Tür. Das tat Spindler. Er wusste, dass die italienischen Banken, noch mehr als die deutschen, reichlich esoterische Öffnungszeiten hatten. Utopisch, jetzt noch jemanden zu erwarten. Doch es kam anders: Die schwere Gittertür öffnete sich elektrisch. Sie erschraken alle drei und fühlten sich ertappt wie Schulkinder beim Klingelputzen. Was nun?
    Die Striche im Buch!,
fuhr es Spindler durch den Kopf.
Also doch eine Zahlenkombination? Ein Nummernkonto?
    »Ich gehe«, sagte Spindler, und noch ehe Plank und Gärtner recht reagieren konnten, war er drinnen. »Bleibt ihr da«, sagte er noch. Die Gittertür schloss sich wieder. »Ist ja fast wie im Knast«, wollte Spindler noch rufen, ließ es aber lieber bleiben.
    Plank und Gärtner standen etwas belämmert da. Waren sie doch endlich Spindler auf die Schliche gekommen. Oder war nicht vielmehr Spindler ihnen auf die Schliche gekommen? Nun jedenfalls war er wieder weg, und er schien sich etwas sehr, sehr Wichtigem zu nähern. Sie waren wieder die Angeschmierten.
     
    An einem Fenster aus Panzerglas saß ein Herr im Anzug. Fast, als wäre Spindler erwartet worden. Der Herr sprach Spindler auf Englisch an, und als das nicht weit führte, auf Deutsch. Ja, selbstverständlich wäre der Schalter vierundzwanzig Stunden besetzt. »Wir haben seit über hundertfünfzig Jahren niemals geschlossen gehabt, Sie verstehen. Womit können wir Ihnen dienen?«
    Spindler versuchte es ins Blaue hinein. »Ich möchte zu einem Schließfach.« Der Mann erhob sich: »Ich möchte Sie bitten, einzutreten. Das Weitere besprechen wir doch besser im Kaminzimmer.«
    Eine Tür ging auf, Spindler ging hinein. Der Mann vom Eingang folgte ihm. Zwei Minuten später stieß ein weiterer Mann hinzu, ein distinguierter Herr von über siebzig Jahren. Cognac, Zigarre? Beide stellten keine weiteren Fragen, nur noch eine: »Wir müssen Sie um das Codewort bitten!«
    So ging das also. Keine Geheimnummer, kein Schlüssel. Nur ein Codewort. Ein Schlüssel wäre zu gefährlich gewesen, den hätte die Sekretärin Hitlers verlieren können, die Zeiten waren voller Gefahren. Ein Codewort war sicherer. War sie auch wirklich hier gewesen? Wie viele Gorillas lauerten hinter diesen Türen?
    »Hagen!«, riet Spindler. Es passte so gut zu den fünf Strichen am Ende der Nibelungen. »Haben Sie vielen Dank«, sagte der ältere Herr. »Signore Alfatti, bitte begleiten Sie diesen Herrn zu seinem Schließfach.«
    War es wirklich so einfach oder gab es eine geheime Falltür für die Leute, die ein falsches Codewort sagten? Auf einen Knopfdruck öffnete sich eine Tür. Dahinter ein schmaler, langer Gang. Spindler folgte Signore Alfatti. Zwei Treppen tiefer entriegelte Alfatti per Fingerabdruck und Iriserkennung eine Stahltür. Dahinter lag nur ein kleiner Raum, aber, wie es aussah, ein uralter. In das Gewölbe waren zwölf Schließfächer eingelassen.
    »Ich weiß, was Sie

Weitere Kostenlose Bücher