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Neptuns Tochter 1

Neptuns Tochter 1

Titel: Neptuns Tochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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wurde bereits vor vielen Jahren eingerichtet. Ich selbst habe das Mobiliar nie gesehen.«
    »Nein, nein«, wiegelte Mika ab. »Ich bin nur beeindruckt, sonst nichts.«
    Frau Illay war wirklich eine Dame von Welt. Die hohe Kunst der Konversation beherrschte sie perfekt. Ehe sich Mika versah, befand sie sich in einer regen Unterhaltung mit ihr – die jäh unterbrochen wurde.
    »Sie?«, klang es eisig von der Tür.
    Mika drehte sich zur Stimme und erstarrte. Dort stand Neptuns Tochter. Sie strahlte Kälte aus, und Mika wurde es siedend heiß. Vom Gesicht – was zu befürchten war – bis zu den Zehenspitzen. Und die größte Hitze breitete sich in ihrer Mitte aus. Bestimmt starrte sie die Frau mit offenem Mund an. Wieder einmal. Und die war nicht blind, konnte das sehen. Schade eigentlich , dachte Mika. Gegen ein bisschen Abtasten hätte sie nichts gehabt. Sie seufzte leise auf und rief sich sofort zur Ordnung. War sie jetzt völlig übergeschnappt? Mika fühlte sich ertappt, denn der Blick, der sie jetzt traf, wurde noch eine Spur kälter.
    Verdammt! Bis hierhin hatte sie ihre Kleiderwahl völlig verdrängt. Warum hatte sie nicht ihren einzigen kurzen Rock angezogen? Den, der ihre schlanken Beine so schön zur Geltung brachte, der einen knackigen Po machte. Und die dazu passende Bluse, die ihren Busen wunderbar betonte. Dabei bewegten sich ihre Gedanken unweigerlich zu der Szene im Flur der Hampf-Immobilien-GmbH. Mika sah wieder vor sich, wie dieses Wesen vor ihr stand, mit ohne Bluse und BH. Und wieder seufzte Mika leise auf. Mikaela David! Hör sofort damit auf! Es war nicht zu glauben. Ihr Körper reagierte mit eindeutiger Erregung.
    »Bekomme ich heute noch eine Antwort?«, fragte die Frau jetzt direkt vor Mika.
    Das war zu viel, zu nah. Ihr Duft schlich sich zu betörend über Mikas Nase in ihren Körper und setzte ihn noch mehr in Flammen. Nicht einmal der verächtliche Blick oder die arktische Stimme konnte den Brand löschen.
    Fieberhaft überlegte Mika, ob nach dem eisigen »Sie?« noch eine Frage gestellt wurde. Wenn nicht, dann verstand sie die Frage nicht, wenn ja, konnte sie sich nicht erinnern. Und wenn schon , dachte Mika. Das hier war doch nicht die Inquisition. Wenn diese Frau der Meinung war, dass Mika hier nichts verloren hatte, dann sollte sie es sagen und nicht irgendwelche unverständlichen Fragen stellen.
    »Frau David . . .« Die gedämpfte Stimme von Frau Illay wirkte auf Mika wie Vogelgezwitscher oder Blätterrauschen – beruhigend eben. »Darf ich Ihnen meine Enkelin, Timea Illay vorstellen. Timea, das ist Mikaela David. Sie wird mir beim Dokumentieren meines Lebens helfen.«
    Feine Leute wurden nicht laut. Aber Mika bildete sich ein, dass die Stirn der Großmutter zusätzliche Falten bekommen hatte. Als kleines Zeichen, dass sie ihre Enkelin zurechtwies. Ganz sicher war sich Mika allerdings nicht. Vor allem, als die Enkelin ihre Arme vor der Brust verschränkte und ihr nur kurz zunickte. Das war es dann schon mit der Begrüßung. Dabei hätte Mika gern gewusst, ob ihre Hand an der Hand dieser Eisprinzessin festfrieren würde. Vielleicht ein anderes Mal. Jetzt beobachtete Mika erst einmal, wie Timea Illays Fuß ungeduldig wippte.
    Ihr passte die Entwicklung demnach auch nicht.
    Da fiel Mika auf – wieso hatte sie eigentlich diesen Job? Bisher hatte sie mit Frau Illay noch gar nicht über dieses Thema gesprochen. Obendrein wollte Mika das auch nicht machen. Sich monatelang die Erinnerungen eines alten Menschen anhören. Nur weil er – oder in diesem Fall sie – meinte, dass ihr Leben so spannend verlaufen war, dass das unbedingt für die Nachwelt erhalten werden musste. Wie kam Mika aus dieser Nummer bloß wieder raus? Wobei . . . Sie könnte doch diese Timea länger mit ihrer Anwesenheit beglücken. Und vielleicht nicht nur damit. Ein bisschen Beglückung tut dieser steifen Person sicherlich gut, dachte Mika und konnte ihre Augenbrauen gerade noch dazu bringen, sich nicht zusammenzuziehen. »Frau Schneider schickt mich«, beantwortete sie die Frage, von der sie annahm, dass sie gestellt wurde. Sollte die Enkelin damit machen, was sie wollte.
    »Und was bitte bringt diese Dame zu der Überzeugung, dass Sie die Richtige für meine Großmutter sind?«, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.
    Langsam hatte Mika die Faxen dicke. Die erste Begegnung mit Timea Illay war vielleicht etwas unglücklich verlaufen – aber trotzdem. Mika dachte, in diesen Kreisen

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