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Neptuns Tochter 1

Neptuns Tochter 1

Titel: Neptuns Tochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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habe ich genausowenig Bock hierzusein, wie Sie mich hierhaben wollen. Ihr Geld ist mir so was von schnuppe. Wenn ich darauf Wert legen würde, dann . . .« Sie brach ab. Das ging Timea Illay nun wirklich nichts an.
    Die sah Mika mit gekräuselten Lippen an.
    Was dazu führte, dass Mika sich noch tiefer in den Sessel gleiten ließ – in der Hoffnung, dass er sie verschlang. »Da hab’ ich mich wohl wieder von meiner besten Seite gezeigt. Richtig?«, fragte sie zerknirscht. Sie sollte sich angewöhnen, sich in Timea Illays Nähe völlig abgeklärt zu geben. Wie die jetzt müsste Mika sein. Gelassen, cool, ernst.
    »Nun, zum Teil bin ich wohl dafür verantwortlich. Eigentlich haben Sie mir sogar . . .« Timea Illay räusperte sich. »Ich hätte wirklich gern eine Zusammenfassung des Tages, Frau David«, sagte sie. Kurz sah es aus, als ob sie etwas anderes sagen wollte. Aber wahrscheinlich täuschte das Licht im Raum Verletzlichkeit in Timeas Augen vor. Oder es war Wunschdenken.
    In den nächsten zehn Minuten ließ sie Mika reden. Den Kopf leicht schräg gelegt hörte sie zu. Mika konnte nicht erkennen, ob Timea gefiel, was sie erzählte.
    Als Mika fertig war, stieß sich Timea Illay wortlos von der Tischkante ab, ging Richtung Tür und öffnete sie. »Danke«, sagte sie. »Morgen wird das dann hoffentlich schneller gehen.«
    Damit war das Gespräch beendet.
    Mika überlegte die ganze Nacht, wie sie die letzte Bemerkung einstufen sollte. Gab Timea sich oder Mika die Schuld, dass sich die Unterhaltung etwas in die Länge gezogen hatte?
    Ihre rechte Hand hielt sich am Henkel der Kaffeetasse fest. Die Augen hatte sie starr auf die Dampfschwaden gerichtet, die sich schlangenlinienförmig nach oben bewegten. So saß Mika am nächsten Morgen am Tisch. Die kalte Dusche hatte nicht wirklich geholfen. Eine feste Nahrung brachte sie beim besten Willen nicht herunter.
    Es war erst der zweite Tag, und sie hatte schon das Gefühl, als wäre ihr Körper mit Bleigewichten beschwert. Wenn es dafür ein Fitnessstudio gäbe, dann würde Mika trainieren bis zum Umfallen. Nur, um sich an die Gewichte zu gewöhnen; die bestimmt noch schwerer werden würden. Das war jedenfalls eine Erkenntnis, die sie in der vergangenen Nacht gewonnen hatte. Die andere, die kurz aufgeblitzt war, hatte sie sofort in die dunkle Nacht verbannt.
    Vor zwei Stunden war sie aufgestanden und hatte sich überlegt, wie sie ihr seelisches Gleichgewicht wiedererlangen könnte.
    Punkt eins – in Zukunft knapp und präzise berichten.
    Punkt zwei – so weit war sie noch nicht, weil ihr die Umsetzung von Punkt eins noch Probleme bereitete. Bisher stellte sie sich das so vor: Rein ins Büro, Bericht, raus. Und damit komm ich ganz schnell von ihr los.
    Mika rieb sich die Schläfen. Wegkommen, es ging darum, schneller von Timea wegzukommen. Loskommen würde bedeuten . . . Darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Vor allem wollte sie nicht länger über Timea Illay nachdenken. Nicht über die Sanftheit in ihrem Gesicht, als sie sich zu ihrer Großmutter gebeugt hatte. Oder über ihr Lachen. Mika wollte diesen finsteren Blick heraufbeschwören. Der sollte sie daran hindern, diese Frau zu sehr zu mögen. Aber immer wieder schob sich das Bild der vielleicht liebenswerten Timea Illay darüber.
    Seit Ewigkeiten war Mika das nicht mehr passiert, aber sie war unausgeschlafen. Und sie war obendrein schlecht gelaunt, als sie eine Stunde später ihren Dienst antrat. Soviel zum Thema ›Mika David verliert nie ihren Humor‹ , knurrte ihr Gehirn.
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte ihre Chefin bereits nach einer Viertelstunde.
    Mika verdrehte die Augen. Sie konnte ja schlecht sagen, dass die Enkelin sie stundenlang wachgehalten hatte. »Ich habe eine unruhige Nacht gehabt«, antwortete sie daher vage.
    »Vielleicht hat es mit dem Mond zu tun«, bot Frau Illay als Erklärung an. »Timea hat heute Morgen auch etwas unausgeschlafen gewirkt.«
    Mika horchte auf, bremste ihre Phantasie aber sofort ab. Das hatte bestimmt nichts mit ihr zu tun. Wer weiß, wo sich die hochwohlgeborene Enkelin nachts herumtreibt? Bestimmt hat sie einen reichen Schnösel, mit dem sie sich vergnügt. So einen von-und-zu. Warum bekam Mika bei diesem Gedanken solche Schmerzen in der Brust? Schon die Vorstellung, dass es da wirklich jemanden geben könnte . . . Mika kam sich vor wie ein Kind, dem man mitgeteilt hatte, dass Weihnachten dieses Jahr ausfallen würde. In einem Anflug von

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