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Neptuns Tochter 1

Neptuns Tochter 1

Titel: Neptuns Tochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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Galgenhumor dachte sie, dass sie dann wenigstens noch ein Jahr länger sechsundzwanzig bleiben würde.
    »Darf ich Sie etwas fragen, Frau David?«
    Die Frage riss Mika aus ihrem Gefühlschaos. »Klar«, antwortete sie erleichtert.
    »Worüber haben Sie mit meiner Enkelin gestern gesprochen?«
    Mika wippte auf ihrem Stuhl vor und zurück. Im selben Rhythmus strich sie ihren Rock gerade. »Ihre Enkelin wollte wissen, wie denn der erste Tag war«, gab sie Auskunft.
    Frau Illay schien irgendeiner inneren Stimme zu lauschen. Plötzlich lächelte sie. Mika wollte es gern als huldvoll bezeichnen. Aber das war es nicht. Es war ein zufriedenes Lächeln. »Wissen Sie, Mikaela – ich darf Sie doch Mikaela nennen?«, fragte sie.
    »Wenn es recht ist – sagen Sie bitte Mika.«
    »Gut. Dann nennen Sie mich auch Adrienn«, meinte die Chefin.
    Was wohl Timea Illay davon halten würde? »Gern, Adrienn«, beeilte sich Mika zu sagen.
    »Also, wissen Sie«, fuhr Adrienn fort, »gestern habe ich meine Enkelin seit ewigen Zeiten wieder lachen gehört«, sagte sie. Ihr Gesicht strahlte. »Wie haben Sie das geschafft?«
    Toll, dachte Mika, sie war wohl seit langem die erste Person, über die Timea Illay lachen konnte. Vielleicht könnte sie das in ihre Bewerbungsunterlagen aufnehmen? Eignet sich perfekt als Lachnummer für steife Snobs. Mika zuckte mit den Schultern. Das konnte Adrienn natürlich nicht sehen. Also sagte sie schnell: »Situationskomik, vermute ich mal.«
    »Entweder das, oder . . .«, murmelte Adrienn. Sie richtete sich auf, und dabei wurden die Falten in ihrem Gesicht nach und nach weniger. Es sah aus, als würde darin die Sonne aufgehen.
    Dieser Anblick brachte auch Mika zum Strahlen.
    »Sagen Sie, Mika«, wechselte Adrienn das Thema. »Kann es sein, dass Sie und meine Enkelin sich schon mal begegnet sind? Bevor Sie das erste Mal hier waren, meine ich.«
    Mika runzelte erstaunt die Stirn. »Hat Ihre Enkelin das nicht erzählt?«
    »Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass Timea generell nicht viel erzählt«, erwiderte Adrienn. »Aber wenn ich das richtig verstehe, habe ich mit meiner Vermutung recht.«
    »Nun ja«, druckste Mika herum, »letzte Woche hat sie meinetwegen quasi . . . im Regen gestanden.«
    Und es war doch möglich, Adrienn Illay aus der Fassung zu bringen. »Sie waren das?« Das war wohl mehr eine Feststellung als eine Frage. Denn das kurze Auflachen und gleichzeitige Kopfschütteln ließ keine Antwort zu.
    Offenbar hatte Timea Illay die Begegnung mit Mika beeindruckt. Warum hätte sie ihrer Großmutter sonst davon erzählen sollen? Mika wollte nicht wissen, was Timea genau gesagt hatte, wenn das so etwas wie Heiterkeitsausbrüche bei der sonst beherrschten Adrienn hervorrief. Mika machte sich darauf gefasst, sich rechtfertigen zu müssen. Sie überlegte sich, wie sie ihre Sicht dieses Tages darstellen könnte.
    Aber ihre Chefin zog nur die Decke über ihren Beinen zurecht und sagte: »Ich denke, wir sollten langsam anfangen.«
    Nicht nur, dass die Enkelin Mika irritierte, jetzt fing auch noch die Großmutter damit an. Tolle Familie. Dennoch lächelte Mika, als sie in Adrienns Gesicht schaute. Mika konnte nicht böse bleiben, wenn jemand sie auf diese Art und Weise anstrahlte. Und ein ehrliches Lächeln wirkte auf sie sowieso immer ansteckend.
    »Sie sind der Boss«, meinte Mika flapsig.
    Sie folgte ihrer Chefin wieder in deren Vergangenheit. Dabei notierte sie sich alles wortwörtlich – wie von der Enkelin gefordert. Der Kurs im schnellen Tippen hatte sich wirklich gelohnt. Dass Adrienn sehr langsam sprach, immer wieder mal stoppte, vor sich hinlächelte und sich einzelne Passagen noch einmal vorlesen ließ, war dabei auch sehr hilfreich. Sie arbeiteten sich Jahr für Jahr voran. Adrienns Monolog war dabei spannend genug, dass sich keine Gedanken an Enkeltöchter einschleichen konnten.
    Wie am Vortag machten sie gegen fünf Schluss. Und ebenfalls wie am Vortag kam Timea Illay fast zeitgleich, um Mika zum Rapport zu holen.

~*~*~*~
    » S ie sollen nicht auf der Arbeitsfläche sitzen«, schimpfte Petra Lorentz.
    Mika biss herzhaft in den Apfel und nuschelte grinsend: »Is doch bequemer als am Tisch.« Um das Ganze zu untermalen, wackelte sie mit den Beinen.
    Missbilligend und trotzdem schmunzelnd schüttelte Petra Lorentz den Kopf. »Sie haben keine Erziehung, Mika.«
    »Och Jeannie . . .«, Mika hüpfte auf den Boden, »Erziehung ist nicht immer alles. Manchmal hat eine einfache Umarmung eine

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