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Neptuns Tochter 1

Neptuns Tochter 1

Titel: Neptuns Tochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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traust mir immer noch nicht über den Weg«, stellte sie fest. Sie spürte, wie ihr Hals enger wurde. In ihren Augen brannte es.
    »Doch«, flüsterte Timea. »Ich traue dir. Aber ich . . .«
    Mika setzte sich wieder hin. Ganz langsam. Aber ich vertraue dir nicht , beendete sie in Gedanken Timeas Satz. Lange Zeit starrte Mika ins Leere. Dann fand sie Timeas Blick, der kurz die gleiche Unsicherheit ausdrückte, die auch sie selbst empfand.
    »Und nun?«, fragte Mika.
    Timeas Lippen kräuselten sich unvermutet, in ihren Augen blitzte es wieder vergnügt auf. »Wie war das mit den vollständigen Sätzen, Frau Rubinstein?«
    Mika besann sich auf eine ihrer Tugenden. Sie verlor niemals ihren Humor. »Schuldig«, sagte sie mit erhobenen Händen, »im Sinne der Anklage.« Feixend beugte sie sich nach vorn. »Ich wette um mein nächstes Monatsgehalt, dass der liebe Gernot Hampf inzwischen fieberhaft nach Informationen über Chantal sucht.« Mika erwartete, dass Timea die Wette auf eine ebenso locker-flockige Art annehmen würde. Sie freute sich schon darauf.
    Aber Timea reagierte völlig anders. »Nachdem wir das geklärt hätten«, meinte sie, »darf ich mich dann wieder um meine Arbeit kümmern?«
    Und wieder war die übliche Distanz hergestellt. Immer wenn Mika dachte, dass sie Timea näherkam, brach an einer anderen Stelle ein Graben auf. Meistens wusste Mika nicht einmal, warum das so war. Wie jetzt. Erst alberten sie herum, wie zwei völlig normale junge Frauen, und plötzlich wurde Mika rausgeworfen.
    »Mir doch egal«, schimpfte Mika auf dem Weg ins Kaminzimmer. »Soll sie doch alles mit sich selbst ausmachen. Ich mische mich nicht mehr ein. Basta.« Mit einem lauten Knall schloss Mika die Tür, weil sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. Sie würde sich immer einmischen, wenn es um Timea Illay ging.
    Ergeben in ihr Schicksal machte Mika mit der Arbeit weiter, für die sie hier bezahlt wurde.
    Am Anfang war Adrienn bei ihren Erzählungen noch strukturiert vorgegangen. Erst bei der Geschichte mit Janosch war sie davon abgewichen. Was Adrienn wohl damit bezweckt hatte? Überhaupt machte sie immer ganz seltsame Andeutungen, wenn die Sprache auf die Liebe, auf Freundschaft oder Partnerschaft kam.
    »Es ist eine schlimme Erfahrung, wenn man nur an dem gemessen wird, was nach außen glänzt.« Oder: »Sehen Sie zu, dass Sie sich nicht vom Glanz falscher Edelsteine blenden lassen, Mika. Damit Sie nicht das übersehen, was dahinter leuchtet.«
    Was hatte Adrienn damit gemeint? Ob sie ahnte, dass es noch eine andere Mikaela David gab? Diese Frage hatte Mika sich nicht nur einmal gestellt. Aber sie spielte doch niemanden, der sie nicht war. Diese Mikaela hatte es doch nie wirklich gegeben. Wenn, dann in einem früheren Leben. Und falls Adrienn etwas wusste, dann hatte sie mit diesen Sätzen gesagt, dass sie Mikas Entscheidung guthieß, auf den falschen Glanz zu verzichten. Das nahm Mika jedenfalls an. Komisch war nur, dass Adrienn diese Bemerkung gemacht hatte, als sie einmal kurz über Timea gesprochen hatten.
    Ein Klopfen an der Tür riss Mika aus ihren Überlegungen.
    Timea steckte den Kopf zur Tür rein. »Darf ich?«, fragte sie.
    Diese Frau war einfach nie so, wie Mika es erwartete. Eben dachte sie noch, dass Timea sich wieder in ihre kalte, abweisende Schale zurückgezogen hatte, jetzt stand sie hier und wirkte irgendwie zerknirscht.
    »Es ist dein Haus«, meinte Mika.
    »Hör auf zu schmollen«, forderte Timea. »Das steht dir nicht.« Sie trat ein und setzte sich in den Stuhl, in dem sonst Adrienn saß. »Kommst du mit der Überarbeitung gut voran?«
    Das war einfach nur frustrierend. Mika fuhr sich durchs Haar – bestimmt stand es jetzt in einem wilden Durcheinander zu Berge – und stöhnte verzweifelt auf.
    »Was ist nun?«, fragte Timea.
    Mika schaute auf die Uhr. »Es ist jetzt zwanzig vor drei«, stellte sie fest. Dann setzte sie sich in ihrem Stuhl gerade hin und schaute Timea abwartend an.
    »Und was hat das mit meiner Frage zu tun?« Timea schaute gleichermaßen zurück.
    »Mit der Frage nichts«, antwortete Mika. »Aber ich will einmal wissen, wie lang eine freundliche Phase bei dir anhält. Vielleicht kann ich irgendwann so etwas wie einen festen Rhythmus herausfinden.«
    »Du bist anscheinend sauer«, meinte Timea.
    Mika konnte es einfach nicht glauben. Sie wurde gerade im Affenzahn durch sämtliche Jahreszeiten gejagt, und alles, was Timea dazu sagte, war: »Du bist anscheinend sauer.« Was

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