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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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ins Büro zu folgen.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Timea.
    »Ist es denn nötig?«, fragte Petra Lorentz ihrerseits.
    Timea rieb sich den Nacken. Sie hasste diesen Tag, seit dem bizarren Gespräch vorhin. Und für das Gespräch, das sie jetzt führen musste, hasste sie ihn noch mehr. Sie seufzte. »Ich befürchte, dass es das ist.«
    Nachdem es sich Petra Lorentz ächzend bequem gemacht hat, schaute sie Timea an, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich bin bereit«, signalisierte sie.
    »Sie haben vermutlich mitbekommen, dass es uns finanziell nicht so gut geht«, legte Timea den Offenbarungseid vor ihrer Angestellten ab.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Timea. Ich kann auch auf einen Teil meines Gehaltes verzichten. Sie bezahlen so gut, und das schon seit Jahren, da kann ich auch mal was zurückgeben.«
    »Darum geht es nicht, Petra.« Timea schaffte es nur mit größter Anstrengung, ihrem Gegenüber in die Augen zu schauen. »Es geht vielmehr darum, dass ich dieses Haus hier verkaufen werde.« Sie schluckte verstohlen.
    »Und was sagt da Ihre Großmutter dazu?« Petra Lorentz blieb von der Neuigkeit unbeeindruckt. Zumindest was den Teil betraf, der für sie eigentlich wichtig wäre.
    Timea bekam immer größeren Respekt vor dieser Frau, die für sie fast wie ein Familienmitglied war. Umso schwerer fiel es ihr, Petra reinen Wein einzuschenken. »Mit Großmutter ist alles geklärt«, sagte Timea rau. Sie hustete rasch die Unsicherheit fort. »Es geht um Sie, Petra.«
    Mit allem hätte Timea gerechnet – nur nicht damit, dass Petra lächeln würde. Aber genau das tat sie. »Sie trauen sich nicht, mir zu kündigen«, stellte sie fest.
    Timea verzog das Gesicht und zog gleichzeitig den Kopf ein wenig ein. Als würde sie doch noch einen Wutausbruch erwarten.
    »Ihre Loyalität in allen Ehren, Timea«, meinte Petra, »aber Sie sind mir nichts schuldig. Im Gegenteil. Sie sind immer für mich da gewesen. Außerdem …«, sie strahlte Timea förmlich an, »außerdem bin ich bei Ihnen und Ihrer Großmutter angestellt. Und nicht bei diesem Gemäuer. Wenn ich also, sagen wir, für weniger Geld arbeiten würde, dann …«, ließ Petra den Satz unvollendet.

~*~*~*~
    D as Objekt war ideal. Timea klickte sich von Foto zu Foto.
    Lage zentral.
    Stellplätze für zwei Fahrzeuge vorhanden.
    Wohnraum zirka hundertachtzig Quadratmeter auf zwei Etagen.
    Drei Schlafzimmer.
    Zwei Bäder plus einer Gästetoilette.
    Ein Zimmer, das als Büro genutzt werden konnte.
    Das Ess- und Wohnzimmer großzügig geschnitten, mit Raumteilern, die für entsprechende Freiräume sorgen, falls sich die Bewohner aus dem Weg gehen wollten.
    Funktionelle Küche.
    Je mehr sich Timea mit dieser Eigentumswohnung beschäftigte, desto überzeugter war sie, dass sie diese Wohnung für ihre Großmutter und sich selbst erwerben wollte. Der Schnitt und auch der Preis – alles passte perfekt. Und als Makler waren dabei weder Gernot Hampf noch sie selbst tätig. Also standen einem Kauf auch Interessenskonflikte nicht im Wege.
    Sie druckte die Informationen aus und ging damit zu ihrer Großmutter.
    »Darf ich dich kurz stören?«
    Ihre Großmutter hob die Hand, ließ die Stimme von der CD noch den Absatz des Hörbuches fertig vorlesen. »So, jetzt passt es.«
    »Hör dir das an«, bat Timea und las die Beschreibung der Wohnung vor, die sie zu kaufen gedachte.
    »Das klingt doch vielversprechend. Und wenn du als Fachfrau meinst, dass die Wohnung für uns passt, dann soll es mir recht sein.«
    Diese Reaktion hatte Timea befürchtet. Gleichmütige Zustimmung, ohne ein Zeichen dafür, ob ihre Großmutter selbst von Timeas Wahl überzeugt war. Wahrscheinlich hätte Adrienn Illay genauso reagiert, wenn Timea gesagt hätte: »Wir ziehen in eine Dreizimmerwohnung, ins Rotlichtviertel, direkt über einer Go-Go-Bar.«
    Wie bitte sollte Timea in Anbetracht dessen ihre Motivation bei der Wohnungssuche aufrechterhalten?
    »Du hast vermutlich mehr Begeisterung von mir erwartet. Aber ehrlich. Das, was du mir erzählt hast, gefällt mir. Die anderen Wohnungen haben wir ja inzwischen ausgeschlossen. Die hier scheint in Anbetracht unserer Situation wirklich geeignet.«
    Sofort blätterte Timea die Ausdrucke wieder durch. »Ja, Nagymama, das ist sie. Der Preis ist zudem in einer Größenordnung, die mehr als akzeptabel ist. Ich gehe davon aus, dass ich unser Haus zum derzeitigen Marktwert verkaufen kann. Mindestens. Dann bleiben Schulden übrig, die ich mit meinem üblichen

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