Nerd forever

nicken. Also sind sie auch Mobber, gemobbte Mobber.
    Sie verlassen mit der nassen Tasche die Toilette.
    Wir warten einen Moment, dann gehen wir ebenfalls. Blöderweise ist der Flur nicht breit genug für uns alle. So muss einer von uns in der zweiten Reihe gehen, aber keiner will das. Also sage ich: »Ihr seid mein Körper, und ich bin euer Kopf, und ich frage euch: Muss einer hinten gehen?«
    Weder Rick noch Alex noch Darwin noch Tom oder Otto kennen die Antwort. Sie sind nicht zum Denken geboren.
    »Richtig«, sage ich. »Es muss keiner hinten gehen. Denn ab jetzt gehe nur noch ich vorne. Ist das klar?«
    »Klar!«, sagen sie. Wieder schlagen wir ein und werden zusammen eins. Ein neuer Nerd ist geboren. The Dark Nerd! So richtig fett geschrieben. THE DARK NERD! So richtig DAAAAARK! Eine neue Zeit bricht an und Meister Yoda sagt:
    Begonnen der Angriff jetzt hat!

    Ich bekomme jedenfalls in der Kantine zu essen. Das erste Mal, dass ich die Halle der zubereiteten Nahrungsmittel angstfrei betreten darf. Ich bin ab heute Mensch und kein Opfer mehr, keiner von den armen Typen, die mit Ketchup-Tütchen groß wie Matratzen bespritz oder denen Pommes in die Nasenlöcher gesteckt werden. Schließlich habe ich die Super-Gegenteil-Kapseln. Auf der Kantinen-Speisekarte steht: Nudeln mit Tomatensoße + Schokopudding – mit Kokosraspeln oder bunten Zuckerraspeln.
    »Ich liebe Schokopudding«, sage ich.
    Meine Freunde nicken.
    »Ihr mögt also auch Schokopudding?«
    »Ja«, sagen sie und essen weiter ihre Nudeln.

    »Kleckere nicht, Rick!« Der schaut mich nervös an und versucht vergeblich, seinen Tomatensausenfleck mit einer Serviette wegzuwischen.

    »Gut so, Rick«, sage ich. »Ich will übrigens mehr als ein
Schüsselchen Schokopudding zum Nachtisch.«
    »Ja.« Sie schieben alle ihre Schälchen zu mir rüber. Das ist die ultimative Geste der Unterwerfung. Als ob Gargamel, Megatron, Lord Voldemort und Joker sich Darth Vader ergeben. Ja, so muss es sein. THE DARK NERD regiert uneingeschränkt.

    Ich könnte meinen Gefährten nun befehlen, mir nicht ihren Schokopudding zu geben, sondern mir einfach vom Nachbartisch Schokopudding zu besorgen. Jedoch tue ich das nicht. Denn ihre Geste verlangt eine große Geste von mir. Sie wollen mich beschenken, um sich mir zu unterwerfen – und so esse ich ihre Schüsselchen leer. Die ganze Kantine schaut mir dabei zu. Egal wohin ich schaue, überall nur staunende Gesichter! Das ist der Moment der Macht! Schälchen für Schälchen erlöffele ich mir Respekt, egal wie schlecht mir von diesem Schokopudding wird, ich esse und esse. So muss sich Anakin Skywalker gefühlt haben, als er unter die Maske des Bösen schlüpfte, und Bilbo, als ihn der Ring in seinen Bann zog. Die Macht hat stets zwei Seiten, eine helle und eine dunkle Seite, und ich genieße die dunkle … und sehe Patrizia, die mich anhimmelt. Rick sieht das, und Darwin sagt sogleich: »Jetzt gibt sie dir sicherlich ihr Handy.«
    Ich winke ab. »Keine Sorge, Rick. Ich will es gar nicht.«
    Rick schaut mich dankbar an und ich nehme mir für den Nachmittag frei. Mit soviel Schokopudding im Magen kann ich mich unmöglich auf Mathematik und Biologie konzentrieren.

Kapitel 34
THE DARK NERD im Kampf gegen die Security!
    In der Tiefgarage wartet schon der Pizzabote auf mich. »Bringen Sie mich zu einem Laden, wo es Barometer gibt. Ich muss dorthin.«
    »Ich aber nicht«, sagt er.
    »Doch, ich glaube schon. Sonst werde ich Patrizias Eltern darüber informieren, dass Sie nebenher Geld mit Taxidiensten verdienen.«
    Der Pizzabote sagt zähneknirschend. »Okay. Wo gibt es diese Baro…?«
    »…meter. Und ich will nicht irgendein Barometer, sondern das Goethe’sche Barometer. Sie werden schon herausfinden, wo es so etwas in der City gibt.«

    Der Pizzabote zückt sein Handy und telefoniert mit jemandem. Ich verstehe kein Italienisch, nur das Wort Barometer , das ständig fällt, und den Namen Goethe . Dann sagt er mehrmals »Si! SI! SI!«.
    Wieder gibt es Pizza- und diesmal auch ein paar Nudelreste in meiner Transportkiste.
    Nein, THE DARK NERD isst keine Reste. Er wirft sie auf den Minicooper von Mrs Mistpickels, schleudert sie auf
die englische Flagge auf der Motorhaube. Und eine halbe Portion Spaghetti Carbonara ins Cabrio von Ritter Sport.

    Wir rasen aus der Tiefgarage. Da höre ich ein Bellen. Es ist Otto. Er rennt flink auf seinen kurzen Beinchen hinter uns her. Und schwuppdiwupp springt er zu mir ins Körbchen.
    »Braver Hund.«
    Der