Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
Vom Netzwerk:
zwischenzeitlich angekommen und begannen auf Anweisung von Hain, die Zugänge zum Krematorium zu bewachen.
    »Meinen Sie, wir können schon wieder reingehen?«, fragte Lenz.
    »Meinetwegen können wir es probieren.«
    Er rief seinen Kollegen, der mit Hain im Schlepptau auf ihn zuging.
    »Der Herr Kommissar hat noch nicht genug, er will wieder rein.«
    Schütz sah den Polizisten grinsend an.
    »Wenn Sie sich noch ein bisschen anstrengen, brauchen wir gar nicht zu renovieren, dann wird es billiger, wenn wir das komplette Gebäude abreißen und ein neues bauen.«
     

10
     
    Der Sarg rauchte nicht mehr, aber in dem Abschiedsraum sah es fürchterlich aus. Alles war millimeterdick mit schwarzem Ruß und weißem Löschpulver bedeckt. Von der Decke hingen Teile des Anstrichs, und die ehemals blaue Wand um den Ofen herum war komplett schwarz. Hupfeld zog die Löschdecke herunter und warf sie in eine Ecke. Sofort stieg wieder Staub auf.
    Schütz klopfte vorsichtig auf den Deckel der Kiste und nickte anerkennend.
    »Sie haben Glück gehabt, dass es Eiche ist.«
    Hupfeld winkte ab.
    »Hab ich ihm schon erzählt.«
    »Der hat gehalten. Innen war es bestimmt ganz schön warm, aber der Leichnam dürfte nichts abgekriegt haben. Nachsehen müssen Sie allerdings selbst.«
    Er nahm seinen Pferdeschwanz in die Hand, roch daran und verzog das Gesicht.
    »Die Haarwäsche setze ich mit auf die Rechnung.«
    Ein Trupp der Kasseler Feuerwehr kam mit klappernden Schritten in den Raum gelaufen. Lenz erklärte dem Anführer kurz, was passiert war und bat ihn dann nach draußen.
    »Können Sie dafür sorgen, dass der Sarg unter ABC-Bedingungen nach Göttingen in die Gerichtsmedizin gebracht und der Leichnam unter den gleichen Bedingungen obduziert wird?«
    »Klar, wenn Sie das wollen. Wir haben Folienschlauch, damit können wir ihn hermetisch verpackt nach Göttingen bringen. Wie gefährlich ist er denn?«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Aber wir sollten kein Risiko eingehen.«
    »Gehen wir mehr von A, B oder C aus?«
    Lenz musste einen Moment nachdenken.
    »C. Wir müssen von C ausgehen.«
    »Gut. Dann verschwinden Sie und Ihre Leute am besten von hier und wir holen uns die richtigen Klamotten.«
    »Sehr gerne.«
    Er zog Hain und die beiden Krematoriumsmitarbeiter aus dem Raum. Bis zu diesem Moment hatte er sich noch überhaupt keine Gedanken über eventuelle Gefahren gemacht, die von dem Sarg und seinem Inhalt ausgehen könnten, aber nun wurde er unsicher.
    »Besser, wir warten hier draußen.«
    »Brauchen Sie uns noch?«, fragte Hupfeld vorsichtig.
    »Nein. Und vielen Dank. Ohne Sie wären wir heute aufgeschmissen gewesen.“
    »Und wir würden ohne Sie jetzt einfach Feierabend machen. Stattdessen verbringen wir den Nachmittag hier und schauen, was alles kaputt gegangen ist. Wenn Sie mal wieder vorbeikommen wollen, rufen Sie vorher kurz an, damit wir von innen absperren können.«
    »Moment mal, ich habe versucht, bei Ihnen anzurufen, aber es war dauernd besetzt.«
    »Kommt vor«, sagte Schütz grinsend und ging mit seinem Kollegen davon.
     
    »Wascht euch mal. Ihr seht ja furchtbar aus«, tönte eine Stimme hinter Lenz und Hain. Es war Ludger Brandt, der mit zwei weiteren Kollegen hinter ihnen aufgetaucht war. Lenz nickte mit dem Kopf.
    »Machen wir.«
    Dann erzählte er Brandt, was geschehen war, seit sie das Präsidium so fluchtartig verlassen hatten.
    »Das war wirklich knapp, aber verdammt gute Arbeit.«
    Er deutete auf den Streifenwagen, der noch immer mit offenen Türen dastand. Wenigstens hatte jemand das Blaulicht und die Sirene abgeschaltet.
    »Und jetzt klopft euch den gröbsten Dreck ab, bringt das Auto zurück und geht duschen. Um das Schlachtfeld hier kümmere ich mich.«
    »Gerne«, mischte Hain sich ein, »aber nur, wenn ich fahren darf.«
    Als beide im Auto saßen und langsam vom Hof des Krematoriums rollten, wurde der wie in ein riesiges Kondom eingehüllte Sarg auf ein spezielles Fahrzeug der Feuerwehr geladen.
    »Wer sagt uns eigentlich, dass wirklich dieser Brill darin liegt?«, fragte Hain.
    Lenz sah ihn müde an.
    »Ich.«
    »Warum bist du da so sicher?«
    »Hupfeld hat es mir gesagt.«
    »Wenigstens etwas.«
     
    Die Rückfahrt zum Präsidium verlief weit weniger spektakulär als der Weg zum Krematorium. Sie unterhielten sich darüber, wie viele Jahre sie schon nicht mehr in einem Streifenwagen gesessen hatten. Hain parkte das Fahrzeug auf dem Hof des Präsidiums und brachte den Schlüssel zum Büro der

Weitere Kostenlose Bücher