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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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und einen schmerzfreien Beifahrer suchst, der auch virtuos mit dem Feuerlöscher ist, kannst du mich anrufen. Ansonsten würde ich gerne ausschlafen. Tschüs.«
    Damit verließ er das Büro.
    »Wir haben vorhin darüber gesprochen, wer für diesen Mist als Täter in Frage kommen könnte«, sinnierte Lenz. »Eine richtig gute Idee hatten wir allerdings nicht.«
    Der Kriminalrat nippte vorsichtig an seinem Kaffee.
    »Es ist schon merkwürdig, dass der OB das Schreiben bekommen hat. Normalerweise schicken Täter das gerne an eine Zeitung, damit die Öffentlichkeit informiert ist.«
    »Aber wie es aussieht, geht es dem oder denen gar nicht darum.«
    »Bis jetzt nicht. Wenn die beiden allerdings vergiftet wurden, macht das schneller die Runde, als er es vielleicht will. Und wenn man davon ausgeht, dass wirklich die Documenta getroffen werden soll, dann hat das sowieso eine sehr öffentliche Komponente.«
    Lenz legte die Beine auf den Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Was machen wir, wenn er es wirklich auf die Documenta abgesehen hat?«
    »Dann haben wir das große Los gezogen und fahren im Sommer nicht in Urlaub.« Brandt grinste.
    »Vielleicht ist der Täter ein irrer Künstler, der auf sich aufmerksam machen will. Zum Glück habe ich von Kunst keine Ahnung, aber der eine oder andere von denen kommt mir schon reichlich schräg vor.«
    »Warst du denn jemals auf einer Documenta, Ludger?«
    »Gott bewahre, ich bin ein alter Kasselaner. Wir erfreuen uns an den Menschen, die während dieser Zeit unsere Stadt bevölkern, haben aber sonst nichts am Hut mit dem Spektakel. Meine Frau meint, sie erkenne Documenta-Jahre immer zuerst an den Buden, die auf dem Friedrichsplatz aufgebaut sind und den vielen Touristen, die durch die Stadt ziehen.«
    Tatsächlich hatten viele Einwohner der Stadt auch nach Lenz’ Meinung ein merkwürdiges Verhältnis zu der größten Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die alle fünf Jahre in Kassel stattfand. Viele erfreuten sich zwar an den Gästen und dem Geld, das sie mitbrachten, die meisten Kasseler allerdings hatten noch nie eine Documenta besucht.
    Das Bildungsbürgertum und die intellektuelle Elite, sicher, die kauften sich eine Eintrittskarte und bestaunten die Exponate.
    Lenz zog an der Zigarette, inhalierte tief und blies den blauen Dunst in den Raum.
    »Es wird Kunstbanausen wie mir aber auch schwer gemacht. Wenn ich nur an die eine Leiterin denke, mir fällt ihr Name nicht ein, die war so arrogant und so eingemauert in ihrem Elfenbeinturm der Kunst. Ich bin mal auf einer Podiumsdiskussion mit ihr gewesen, keine Ahnung, wie ich dort hineingeraten bin. Die hat keine Meinung gelten lassen außer ihrer eigenen und wer anders gedacht hat, ist von ihr abgemeiert worden.«
    »An die kann ich mich auch erinnern. Sie war immer so hell geschminkt im Gesicht, wie ein Clown. Furchtbar, die Frau.«
    Beide fingen an zu lachen.
    »Kunst hin oder her, wir müssen sehen, dass aus der Sache nicht ein ganz großes Ding wird«, wurde der Kriminalrat wieder ernst. »Ich glaube zwar nicht an Terroristen in Kassel, allerdings dürfen wir auch diese Option nicht aus den Augen lassen.«
    Lenz drückte seine Zigarette in den Aschenbecher.
    »Stimmt. Jetzt warten wir erst mal ab, was die Obduktionen ergeben.«
    »Ach so, ja, das Ergebnis von Brill ist morgen Mittag da. Sollte er wirklich mit dem Zeug vergiftet worden sein, haben wir eine gute Stunde später das LKA hier und eine Sonderkommission am Hals. Ich habe schon mit dem KDD gesprochen und ihnen die Sache erklärt.«
    Der KDD oder Kriminaldauerdienst war eine rund um die Uhr besetzte Abteilung des Polizeipräsidiums Nordhessen.
    »Im Moment wird jede Leiche sorgfältig unter die Lupe genommen und jeder Tote auf unseren Fall hin untersucht. Wenn es ein Fall ist.«
    »Ja, wenn es denn einer ist.«
    »Außerdem habe ich mit den Leuten vom Krematorium vereinbart, dass es offiziell ein Unfall war. Wahrscheinlich steht sowieso morgen was anderes in der Zeitung, aber wir müssen es erstmal so versuchen.«
    »Gute Idee. Was wir allerdings machen, wenn an der Sache was dran ist und das dann in der Zeitung steht, will ich mir lieber nicht ausmalen.«
    Die beiden verabredeten sich für den nächsten Mittag und Brandt verabschiedete sich. Als Lenz alleine war, nahm er sein Mobiltelefon aus der Jacke und sah nach der SMS. Sie war von Maria. Wie immer, wenn sie zurückgerufen werden wollte, sah er nur ihre Nummer. Er drückte die Wahltaste und nahm das

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