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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Fahrbereitschaft.
    »Wir mögen die Farbe nicht, die alten grünen Autos waren viel schöner«, grinste er den Diensthabenden an und meinte damit die Polizeiwagen vor der Umstellung auf das moderne Blau.
    »Der junge Schüssler, dem ihr die Karre unterm Hintern weggenommen habt, hätte euch abknallen sollen«, antwortete der Streifenpolizist ebenfalls lachend.
    Dann gingen sie duschen und wechselten die Kleidung. Jeder Kriminalpolizist hatte für solche Fälle einen zweiten Satz im Präsidium. Zumindest in der Theorie.
     

11
    Lenz saß schon in seinem Büro, als Hain, dessen Nase auf das Doppelte des Normalen angeschwollen war, mit zwei Tassen frischen Kaffees eintrudelte. Seit die Abteilung Praktikanten beschäftigte, klappte die Versorgung mit dem schwarzen Gebräu immer besser. Und in Anspielung auf eine Figur aus der alten schwarz-weiß Serie ›Der Kommissar‹ mit Erik Ode wurden diese meist weiblichen Helfer immer ›Rehbeinchen‹ genannt. Lenz trank einen Schluck, sah die Tasse an und dann Hain.
    »Das neue Rehbeinchen gibt sich wirklich Mühe. So einen guten Kaffee hatte ich lange nicht hier im Büro. Gab es Ärger wegen des Autos?«
    »Nein, alles paletti.«
    »Deine Nase sieht schlimm aus.«
    »Halb so wild. Ich hab nur das Gefühl, zu schielen.«
    In diesem Moment betrat Rolf Werner Gecks das Büro, ein Kollege, der länger im K11 war als jeder andere und den alle nur RW nannten. Er war so etwas wie die gute Seele der Abteilung. Und natürlich wollte er alles über den Einsatz der beiden in den letzten Stunden wissen. Nachdem er mit den Einzelheiten vertraut war und Hains Nase ausführlich gewürdigt hatte, kam er zum Grund seines Besuches.
    »Den Partner von Brill haben wir nicht gefunden, er scheint abgetaucht zu sein. Was aber nichts heißen muss. Wir bleiben am Ball und haben zwei Mann vor seinem Haus postiert. Wenn er auftaucht, greifen sie ihn ab und bringen ihn her.«
    »Vergesst nicht, dass er nur ein Zeuge ist. Ich glaube nicht, dass er mit der Sache was zu tun hat.«
    »Schon klar, die Kollegen wissen Bescheid.«
    Gecks nahm einen Notizblock aus der Brusttasche und klappte eine Seite auf.
    »Seine Mutter hat sich einen Anwalt kommen lassen und ist dann nach Hause gegangen. Ich hatte keine Handhabe, sie hierzubehalten.«
    »Schon klar, RW. Wir haben ihren Sohn, darum ging es.«
    »Und ich habe eine türkische Putzfrau gefunden«, erklärte Gecks.
    »Schön, so eine hätte ich auch gerne«, antwortete Lenz mit gehörigem Neid in der Stimme, »kann ich mir aber leider nicht leisten.«
    »Ich habe im Moment eine feste Freundin«, ergänzte Hain.
    »Blödfische. Ich hab das Sterberegister durchgearbeitet und bin dabei auf eine türkische Putzfrau gestoßen, die im Februar einen Unfall hatte. Zumindest sah es bis jetzt nach Unfall aus. Sie ist im City-Point von ganz oben nach ganz unten gestürzt. Natürlich habe ich im Tagebuch nachgesehen und mit einem Kollegen gesprochen, der damals vor Ort gewesen ist. Er konnte sich noch gut an die Sache erinnern, weil nacheinander die ganze Familie der armen Frau in der Galerie erschienen ist und um die Wette geschluchzt hat.«
    Lenz sah auf seine linke Hand, auf deren Innenseite sich eine Brandblase wölbte. Er hatte bis jetzt nicht gemerkt, dass er sich bei der Aktion im Krematorium verbrannt hatte.
    »Und sie ist die Einzige, die in Frage kommt?«
    »In den letzten 12 Monaten schon. Weiter bin ich nicht zurückgegangen in den Unterlagen, weil ich glaube, dass sie die Richtige ist. Und weil ich zu faul war.«
    »Ist sie verbrannt worden?«
    »Glücklicherweise nicht. Vermutlich ist das bei den Muslimen nicht so angesagt. Sie liegt auf dem Nordfriedhof. Ich habe die Exhumierung schon beantragt. Die Staatsanwaltschaft ist zwar heute etwas knapp besetzt, aber die Bereitschaft hat mir ihre volle Unterstützung zugesagt. Jetzt muss ich nur noch die Friedhofsverwaltung, das Ordnungsamt und das Gesundheitsamt von unseren guten Absichten überzeugen, dann kann der Bagger anrücken.«
    »Lass mal, RW, das sind alles städtische Behörden. Ich ruf den OB an und bitte ihn, uns zu helfen. Ist ja auch in seinem Interesse, wenn wir die bösen Jungs bald haben, die ihm den Brief geschrieben haben.«
    »Apropos, böse Jungs. Habt ihr schon irgendeine Idee, wo wir nach denen suchen sollen, wenn an der Geschichte was dran ist?«
    »Bis jetzt nicht. Hast du eine?«
    »Na ja. Bis jetzt wissen wir nicht mal, was der oder die für eine Absicht verfolgen oder erreichen wollen.

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