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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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ist der Leichnam, Frau Brill?«
    »Er ist weg. Ich habe ihn wegbringen lassen. Er wird an einem sicheren Ort verbrannt.«
    »Wo?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen, Herr Inspektor. Die Leiche wurde freigegeben, ich bin die nächste Verwandte. Also kann ich mit dem Leichnam meines Sohnes im Rahmen der Legalität verfahren, wie ich will.«
    »Es haben sich neue Erkenntnisse ergeben, die dem Staatsanwalt noch nicht vorlagen, als er die Leiche freigegeben hat. Also bitte, wo ist Ihr Sohn?«
    »Welche Erkenntnisse?«
    Der Hauptkommissar schüttelte den Kopf.
    »Mach du hier weiter«, sagte er zu Hain. »Ich geh telefonieren. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht rauskriegen würde, wo sich die Leiche befindet.«
    »Klar.«
    Lenz verließ das Vernehmungszimmer und hastete zu seinem Büro. Dort lag noch immer das Telefonbuch von Wolfhagen auf dem Schreibtisch. Er schlug es auf und suchte nach den Nummern der Bestattungsunternehmen. Es gab nur eins. Zwei Minuten später hatte er die Leiche gefunden.
    Allerdings war sie schon ›auf dem Weg ins Feuer‹, wie sich der Bestatter ausdrückte. Der Leichnam war im Krematorium in Kassel, wo die Verbrennung gegen 12 Uhr stattfinden sollte.
    »Das wird aber nichts mehr, wenn Sie dabei sein wollen«, sagte der Mann am Telefon, »es ist ja schon 12 durch.«
    »Haben Sie die Telefonnummer des Krematoriums?«
    »Klar, die habe ich im Kopf. Wir haben ja jeden Tag mit denen zu tun.« Er gab eine Nummer durch, die Lenz sofort in sein Mobiltelefon eingab. Der Anschluss war besetzt.
    Der Kommissar warf hektisch den Hörer auf den Schreibtisch, ohne das Gespräch mit dem Bestatter zu beenden, rannte aus dem Büro und über den Flur Richtung Treppenhaus. Dort kam ihm sein Freund Uwe Wagner entgegen.
    »Zu dir wollte ich gerade …«, weiter kam er nicht. Lenz packte ihn am Arm und zog ihn mit sich.
    »Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen, Uwe, aber du musst mir helfen.«
    Wagner hastete mit fragendem Gesicht neben ihm her.
    »Schnapp dir irgendein Telefon, ruf im Krematorium an und sag denen, sie sollen sofort und ohne Ausnahme alle Kremierungen abblasen. Und wenn sie gerade einen ins Feuer geschoben haben, sollen sie ihn wieder rausholen. Überleg dir eine Begründung, der niemand widerspricht, was, ist mir egal. Und mach es gleich.«
    Er hielt sein Mobiltelefon hoch.
    »Es ist im Moment besetzt. Ich versuche es auch weiter, einer von uns wird schon jemanden an die Strippe kriegen.«
    Damit ließ er den Arm des Pressesprechers los, gab ihm einen Klaps auf die Schulter und schob ihn von sich weg. Wagner erkannte den Ernst der Situation und reagierte goldrichtig. Er sprang ins nächste Zimmer, wo ein Kollege gerade den Menüplan des Abendessens mit seiner Frau besprach, riss ihm den Hörer aus der Hand und legte auf. Dann sagte er ganz ruhig, aber unendlich bestimmt, ein einziges Wort.
    »Telefonbuch!«
    Davon bekam Lenz nichts mehr mit. Noch bevor Wagner die Nummer des Krematoriums herausgefunden hatte, war er bei Hain und Frau Brill angekommen. Er öffnete die Tür zum Vernehmungsraum und deutete Hain mit einer Kopfbewegung an, ihm zu folgen.
    »Sie bleiben hier sitzen, Frau Brill.«
    Die beiden Polizisten hetzten durch das Treppenhaus, nahmen drei oder auch vier Stufen abwärts auf einmal und waren ständig in Gefahr, zu stürzen. Währenddessen drückte Lenz immer wieder die Taste der Wahlwiederholung. Hain blieb dicht hinter ihm. Im selben Moment, in dem sie durch den hinteren Ausgang des Polizeipräsidiums stürmten, stoppte ein Einsatzwagen der Schutzpolizei. Lenz riss die Fahrertür auf, zog den völlig verdutzten Kollegen aus dem Auto und stieg ein.
    »Dringender Einsatz für die Kripo«, rief Hain ihm zu, während er auf den Beifahrersitz sprang. Allerdings war ihm noch nicht klar, wohin die Reise gehen sollte. Lenz drückte seinem Kollegen das Mobiltelefon in die Hand, schob den Wahlhebel der Automatik auf D und gab Gas. Der Opel schoss davon.
    »Lalülala an, mach schon«, rief Lenz. »Und versuch weiter, die Nummer zu erreichen.«
    Hain suchte nach dem Knopf für Blaulicht und Sirene. Als er ihn gefunden und betätigt hatte, war an eine Erklärung nicht mehr zu denken. Er griff zur Mittelkonsole, ließ die offenen vorderen Seitenscheiben nach oben gleiten und lehnte sich zurück. Es war nun deutlich leiser im Wagen. Lenz hatte das Gelände der Polizei verlassen und bog auf die Erzberger Straße ein.
    »Schade, kein Navi im Auto«, bemerkte Hain, während er sich mit

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