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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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der linken Hand verkrampft am Haltegriff über seinem rechten Ohr einhakte und mit rechts das Mobiltelefon bediente, »sonst hätte ich mit der Nase die Zieladresse eingeben können.«
    »Wir fahren zum Krematorium, da soll Brill jetzt verbrannt werden. Uwe versucht, es im Präsidium am Telefon zu verhindern, du hier. Ich wollte keine Zeit verlieren, deshalb mussten wir uns so beeilen.«
    Er bog rechts in die Wolfhager Straße ab und gleich wieder links in den Westring. Um diese Zeit herrschte kein großer Verkehr. Trotzdem schauten ihnen viele Fußgänger und Autofahrer irritiert nach und schüttelten die Köpfe.
    »Jetzt musst du auf der Holländischen Straße über die Schienen hoppeln«, bemerkte Hain.
    »Ich weiß, aber das ist besser als auf der Kreuzung am Holländischen Platz zu verhungern.«
    An der Kreuzung, von der Hain gesprochen hatte, begegneten sich gerade zwei Straßenbahnen. Das Warten kostete sie etwa 10 Sekunden. Dann fuhren sie auf die Gleise, umkurvten die stadtauswärts fahrende Bahn und rasten am Henner-Piffendeckel-Platz vorbei. Links und rechts war die Haltestelle der Straßenbahn gesäumt mit Schulkindern, und Lenz hatte nicht nur wegen der Rennerei im Präsidium Schweißperlen auf der Stirn. 200 Meter weiter verließ er die Straßenbahnschienen und bog über die Gegenfahrbahn in den Tannenhecker Weg ein.
    Eine halbe Minute später sprangen beide vor dem grün verglasten, modern wirkenden Gebäude des Kasseler Krematoriums aus dem Auto und rannten auf die stählerne Eingangstür zu. Dort gab es keinen Griff. Hain drückte auf die beiden rechts angebrachten Klingeln. Lenz zog ihn am Arm.
    »Komm.«
    Sie rannten links um das Gebäude herum und fanden auf der gegenüberliegenden Seite eine offenstehende Tür. Durch ein mit Elektronik vollgestopftes Büro kamen sie in den eigentlichen Abschiedsraum. Dort standen zwei Männer und sahen einem hellbraunen Sarg hinterher, der gerade von einer im Boden eingelassenen Lafette durch die mit Edelstahl verkleidete Öffnung in den Verbrennungsofen gefahren wurde. Die Polizisten konnten die enorme Hitze, die im Ofen herrschte, spüren. Im Raum stand ein schweres Metallgestell mit Rädern, auf dem der Sarg an seine Position gefahren worden war.
    » Stopp«, brüllte Lenz und hielt den beiden seinen Dienstausweis unter die Nase. Der eine hatte ein Namensschild an der Brust, was ihn als Herrn Hupfeld auswies. Der andere hatte sein langes schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug einen blauen Overall, aber kein Namensschild. Beide sahen völlig entgeistert abwechselnd auf Lenz, Hain und die Dienstausweise der Polizisten.
    »Wer auch immer das ist, wir müssen ihn wieder herausholen.«
    »Unmöglich. Der steht schon in hellen Flammen«, erklärte Hupfeld. Lenz sah ihn eindringlich an und zischte gefährlich leise.
    »Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, den Sarg wieder herauszuholen, bitte ich Sie darum. Ich erkläre es Ihnen hinterher, aber wenn ich die Situation richtig einschätze, bleibt uns nicht mehr viel Zeit für Ihre Entscheidung.«
    Hupfeld sah seinen Kollegen an. Der zuckte mit den Schultern.
    »Hier müsste sowieso mal wieder richtig renoviert werden. Wenn das Ding draußen ist, können Sie Farbe kaufen gehen.«
    Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, war er zu einem hinter ihm in der Wand eingelassenen Schaltpult gesprungen, um einen Schalter zu betätigen. Hupfeld hastete mit langen Schritten an ihm vorbei und öffnete die neben dem Schaltpult liegende Tür. Dort nahm er von einem Regal ein Paar riesige, silbern schimmernde Hitzeschutzhandschuhe, eine Schürze aus dem gleichen Material und etwas, das wie eine Löschdecke aussah.
    »Ich fahre die Luftzufuhr runter«, rief sein Kollege und lief durch eine weitere Tür in einen Raum, in dem Lenz viele silberne Rohre an den Wänden und an der Decke registrierte. Hupfeld hatte die Schürze schon übergestreift und zog nun die Handschuhe an. Dann stellte er sich an das Schaltpult, starrte die beiden Polizisten an und bediente einen weiteren Schalter.
    »Ich hoffe wirklich, Sie haben einen guten Grund für das, was gleich hier passiert.«
    Der Schieber, mit dem der Verbrennungsofen verschlossen wurde, bewegte sich lautlos nach oben. Sofort drang dichter, schwarzer Qualm heraus. Trotzdem konnte Lenz die brennende Holzkiste im glühenden Ofen sehen. Er fing schlagartig an zu schwitzen. Auf einen weiteren Knopfdruck Hupfelds hin fuhr die Transportlafette nach vorne und hob das

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