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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Land zu verlassen?«
    »Erinnerst du dich noch, was ich gestern von den Beobachtungen Giriths berichtet habe?«
    Yonathans Augen weiteten sich. »Jetzt verstehe ich! Girith hat eine Quelle gesehen, die versiegte. Wenn das Loch, durch das das Wasser den Felsen verlässt, groß genug ist, dann könnten wir so vielleicht in eine Höhle eindringen und darin auf die andere Seite des Südkamm-Gebirges gelangen – ähnlich wie wir auch in das Verborgene Land hineingekommen sind.«
    »Du bist ein schlaues Bursche, Kleines. Das Sache hat nur ein Haken.«
    »Was für ein Haken?«
    »Der Dampf!«
    »Sag nichts, ich weiß schon. Das Wasser ist heiß. Wir würden uns die Füße verbrühen, nicht wahr?«
    »Dampfend heißes Wasser kann nicht so einfach gefrieren«, fuhr Din-Mikkith fort. »Es muss also etwas geben, das das kalte Wasser am Tage zum Dampfen bringt und des Nachts verschwindet, sodass das Wasser gefrieren kann.«
    »Die Sonne!«, rief Yonathan aus.
    »Das denke ich auch. Allerdings ist mir nicht klar, wie die Sonne so heftig auf diesen einen Fleck scheinen kann – zumal das Loch sich nach Norden hin öffnet.«
    »Nach Norden? Aber wie kann die Sonne auf die Nordwand scheinen?« Yonathan schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, wichtiger ist, wie wir durch das Loch kommen. Meinst du, man kann in der Dämmerung hindurchschlüpfen, wenn die Sonne ihre Kraft verliert, aber das Wasser noch nicht gefroren ist?«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt. Vielleicht könnte es so gehen.«
    »Und was machen wir mit Sethur?«, gab Yomi zu bedenken.
    »Darauf wollte ich jetzt kommen, Kleines. Wir müssen uns trennen. Ich werde vorangehen. Wenn ich mich in mein Umhang einhülle und so laufe wie du, Yonathan, werden wir kaum voneinander zu unterscheiden sein. Du folgst mir ein paar hundert Schritt hinter mir. Und Yomi bildet die Nachhut, wieder in genügendem Abstand. So können wir Sethur und seine Männer vielleicht verwirren. Da sie nicht wissen, wer von uns der Stabträger ist, müssen sie sich teilen. Das Gelände bietet genügend Deckung und mit etwas Glück können wir uns so bis zum Tor durchmogeln.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir sie so einfach täuschen können, Din. Sie werden mich bestimmt gleich an dem Stab erkennen.«
    »Nicht wenn du ihn unter dem Umhang verborgen hältst. Ich werde außerdem den Köcher auf dem Rücken tragen. So werden sie denken, Haschevet befinde sich bei mir«
    Yonathan war noch nicht überzeugt. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Mir gefällt es nicht, dass du ganz allein vorausgehen sollst. Du hast niemanden, der dir hilft, wenn sie dich angreifen. Außerdem könnten sie darauf kommen, dass ich mich an der sichersten Stelle befinde – nämlich zwischen dir und Yomi. Vielleicht sollten wir wirklich auf Yehwohs Macht vertrauen und gemeinsam da hoch gehen.«
    Din-Mikkith lächelte geheimnisvoll. »Wenn ich kein Vertrauen zu Yehwoh hätte, wäre ich in meinem Baumhaus geblieben. Aber wir sind seiner nur würdig, wenn wir bereit sind alles zu geben, was wir haben: die Kraft unseres Körpers, die List unseres Verstandes und die Liebe unseres Herzens.«
    Yonathan nickte. »Du hast Recht, Din. Navran hat einmal zu mir gesagt: ›Yehwoh trägt niemandem den Sieg hinterher. Man muss sich seinen Feinden stellen, um sie schlagen zu können.‹«
    »Ich glaube, dein Pflegevater würde mir gefallen.«
    »Ich bin sicher, dass er das würde.«
    Es war etwa die achte Stunde, als Din-Mikkith aufbrach. Seine Bewegungen wirkten etwas steif, weil er Yonathans Gang nachzuahmen versuchte und weil die Kälte ihm schwer zu schaffen machte. Yonathan folgte in etwa dreihundert Schritt Entfernung. Yomi, dem Din-Mikkith zuvor noch den auf dem Salzsee gefundenen Zweig in die Hand gedrückt hatte, bildete das Schlusslicht.
    Die drei Freunde gingen nicht besonders schnell. Ein jeder fühlte sich unwohl. Irgendwo da oben, zwischen Eisschollen und Schnee lagen Sethur und seine Männer auf der Lauer und beobachteten sie. Sie hatten Zeit – und vermutlich einen sicheren Hinterhalt. Yonathan hoffte, dass Din-Mikkiths List die Feinde verwirren konnte. Vielleicht würden sie sich vorzeitig verraten.
    Aber was dann? Was sollten sie drei gegen eine Horde von Männern ausrichten, die die besten Waffen der Welt trugen und sie zu gebrauchen wussten? Yonathan betete, dass es ihnen gelingen möge die Feinde hinter sich zu bringen.
    Er umrundete eine aufrecht stehende Eisscholle und musste gleich darauf über eine schmale

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