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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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und ihren Puppenwagen dann näher und näher. Aber als sie eins der fremden Kinder gerade fragen wollte: »Kleine, willst du mit mir spielen?« da begann diese zu husten. So sehr hustete das kleine Mädchen, daß es krebsrot im Gesicht wurde. Nun begannen auch die andern beiden zu husten, Annemarie blickte mitleidig auf die drei, sie hatte noch nie jemand so arg husten gehört.
    Gewiß waren sie barfuß herumgelaufen, obwohl ihre Mutti es verboten hatte.
    Aber ehe Annemarie sich noch danach erkundigen konnte, stand plötzlich Fräulein Lena hinter ihr und zog sie mit erschrockenem Gesicht zurück.
    An der Bank packte das Fräulein ihre Handarbeit zusammen, band der Kleinen das graue Spielschürzchen ab und setzte ihr den roten Südwester auf.
    Mit ungeheurem Erstaunen verfolgte Klein-Annemarie Fräuleins Gebaren. Aber als diese jetzt Miene machte, den Spielplatz zu verlassen, kam wieder Leben in die vor Verwunderung ganz erstarrte Kleine.
    »Mein Puppenwagen - meine Gerda!« rief sie und wollte sich von Fräuleins Hand losreißen, um den bei den fremden Kindern vergessenen Puppenwagen zu holen.
    Aber Fräulein ließ sie nicht fort.
    »Du wartest hier auf mich, Annemarie, ich fahre den Puppenwagen selbst.« Annemaries Staunen stieg noch. Fräulein fuhr eigenhändig den Puppenwagen! Aber als die Kleine über den komischen Anblick hellauf lachte, sah Fräulein so ernst drein, daß Annemarie erschrocken schwieg.
    War sie denn unartig gewesen?
    »Fräulein«, begann die Kleine schüchtern, »war ich denn unartig?« fragte Annemarie. »Warum bist du böse und gehst mit mir nach Hause?«
    »Ich bin nicht böse, Herzchen, nur ängstlich bin ich, daß du dich angesteckt haben könntest. An dem Spielplatz waren Kinder mit Keuchhusten!« Fräulein sagte das letzte Wort mit sorgenvollem Gesicht.
    Keuchhustenkinder - vor denen hatte Mutti sie immer gewarnt, und Annemarie hatte sich heimlich schon längst gewünscht, mal welche zu sehen.
    »Ich habe mich bestimmt nicht angesteckt, Fräulein, ich war ja so warm angezogen und huste ja auch kein bißchen. Aber warum soll ich denn meinen Puppenwagen nicht selbst fahren?«
    »Du darfst heute den ganzen Tag weder an den Wagen noch an deine Gerda heran. Wir müssen ihn erst gründlich reinigen, damit du dich nicht etwa daran ansteckst.«
    Zu Hause angelangt, wurde Puppe Gerda mitten auf den Balkon in die Sonne gesetzt. Da saß sie nun den ganzen Tag und hatte keine andere Gesellschaft als den langweiligen Puppenwagen. Aber als es dunkel wurde und Annemarie noch immer nicht kam, da war die Puppe sehr ärgerlich auf ihr Puppenmütterchen.
    Mutti und Fräulein bestanden darauf, daß Gerda heute im Freien schlafen sollte.
    Und erst am nächsten Tage durfte Annemarie wieder ihr Kind holen, nachdem Fräulein der Puppe andere Sachen angezogen und sie mit einem abscheulichen Parfüm besprengt hatte.
    »Pfui, Gerda, du riechst ja wie Vaters Sprechzimmer!« Annemarie, die ihren ausgesetzten Liebling noch eben freudestrahlend in die Arme schließen wollte, wandte naserümpfend den Kopf fort.
    Das nahm Puppe Gerda übel. Sie konnte doch wahrlich nichts dafür, daß man sie mit dem abscheulichen Zeug einparfümiert hatte. Sie drehte den Lockenkopf ebenfalls zur Seite und sah ihre kleine Mama nicht an.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben waren die beiden miteinander böse. Annemarie nahm Irenchen mit zum Tiergarten, und Puppe Gerda saß heute steif und stumm auf ihrem kleinen Stuhl und tat, als ob Annemarie Luft für sie wäre. Und als Annemarie abends ausgezogen wurde und traurig zu Fräulein sagte: »Ich würde Gerda ja gern mit ins Bett nehmen, wenn sie nur nicht so gräßlich riechen würde!« da dachte die Puppe trotzig: »Ich schlafe überhaupt nie wieder bei dir, ich will gar nichts mehr von dir wissen!«
    Und dann weinten sie sich alle beide, das kleine Mädchen in ihrem Bettchen und die Puppe auf ihrem Stühlchen, in den Schlaf.
    Auch den nächsten ganzen Tag waren die zwei noch miteinander böse.
    Aber am dritten Morgen, als Gerda immer noch kein freundliches Gesicht machen wollte, nahm die kleine Mama sie auf den Schoß.
    »Hast du mir nichts zu sagen, Gerda?« fragte sie ihr Nesthäkchen ganz wie Mutti, wenn sie selbst unartig gewesen.
    Gerda schwieg verstockt.
    Aber da die Kleine selbst kein ganz reines Gewissen ihrem Puppenkinde gegenüber hatte, gab sie ihm trotzdem einen Versöhnungskuß.
    Gerda aber war eigensinnig, sie machte sich steif und wollte sich nicht küssen lassen.
    »Fräulein,

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