Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Scheuerbürsten und wahren Fluten von Seifenwasser. Hanne und Frieda, die hatten es gut. Die brauchten nicht mit dem Fräulein in dem ollen Tiergarten spazierenzugehen, die durften den ganzen Tag nach Herzenslust klopfen, bürsten und fegen, seifen und panschen. Ach, wie Annemarie die beiden beneidete! Besonders da Mutti auch meistens dabei half. »Bist du sehr traurig, Fräulein, daß du nicht mit reinmachen darfst?« fragte sie mitleidig, als es wieder mal in den Tiergarten ging.
»Nein, ganz und gar nicht«, lachte Fräulein Lena. »Ich gehe viel lieber spazieren, du doch auch, Annemariechen?«
»Ach wo«, rief die Kleine und lachte ebenfalls; denn sie glaubte, ihr Fräulein mache nur Spaß. Sie konnte sich nicht denken, daß jemand noch etwas anderes schöner finden könnte als Reinmachen.
»Ich wollte, es regnete alle Tage, daß ich zu Hause bleiben müßte«, sagte sie.
»Das kann schneller kommen, als du denkst, Liebling; denn das Barometer scheint zu fallen.«
»Regnet es dann, wenn das Barometer fallt?« erkundigte sich die Kleine.
»Ja, dann gibt es jedesmal schlechtes Wetter«, belehrte sie Fräulein Lena.
Heute war Annemarie mit ihren Gedanken gar nicht so recht beim Spiel.
Sie hatte anderes zu tun, und zwar mußte sie in den blauen Himmel hinaufgucken und die kleinen Flatterwölkchen, die wie weiße Wollschäfchen dort oben vorbeizogen, zählen. Ob die wohl Regen brachten? Als die Kleine heute vom Spaziergange nach Hause kam, lief sie sofort in Vaters Sprechzimmer zum Barometer.
Nein - es war noch nicht gefallen, es hing noch ganz fest an der Wand, da hatte sie sich umsonst gefreut.
»Morgen wird deine Kinderstube reingemacht, meine Lotte«, sagte Mutti nach Tisch zu dem Töchterchen.
»Au fein - da kann ich nicht Spazierengehen!« Annemarie vollführte vor Freude einen Luftsprung.
Mutti hatte eine andere Ansicht.
»Du bist durchaus dazu nicht nötig, mein Herzchen. Wir werden gut ohne dich fertig. Im Gegenteil, noch schneller, wenn du uns nicht im Wege stehst.«
»Aber meine Puppenküche muß ich doch reinmachen, da darf die Hanne nicht ran. Die zerschlägt mir bloß meine Teller, du hast erst gestern gesagt, Muttichen, die Hanne zerschlägt alles.«
»Ich werde die Puppenküche selbst übernehmen, bist du nun zufrieden, Lotte?« fragte Mutti lächelnd.
»Nein, gar nicht -.« Nesthäkchen machte ein langes Gesicht. »Wenn meine Kinderstube reingemacht wird, muß ich dabeisein. Im Kaufmannsladen weißt selbst du nicht so gut Bescheid, Muttichen, und meine Puppenbetten muß ich mir auch selbst klopfen und frisch beziehen. Ach, wenn's doch morgen bloß regnen wollte!«
Alle paar Minuten lief Klein-Annemarie an das Fenster, um zu sehen, ob denn noch immer keine schwarzen Regenwolken kämen. Aber der Himmel war und blieb blau.
Doch als auch am Nachmittag noch immer keine Wolken heraufziehen wollten, da faßte das kleine Mädchen einen kühnen Entschluß: Annemarie wollte selbst schlechtes Wetter machen.
Herzklopfend schlich sie sich mit ihrer Gerda in Vaters leeres Sprechzimmer.
Hatte Fräulein nicht gesagt, wenn das Barometer fiel, regnete es? Dann war es sicher so; denn Fräulein wußte alles.
Da hing das Barometer - auf den Zehenspitzen näherte sich die Kleine.
Gerda machte ein ängstliches Gesicht.
Zaghaft rührte das Kinderhändchen an dem Barometer. Das begann ärgerlich hin und her zu schaukeln.
Es schwankte - es hopste - und da sprang es von seinem Nagel herab und fiel zur Erde.
Dort lag es nun, das Glas war entzwei, die Zeiger verbogen - und davor stand das kleine Mädchen und weinte bitterlich. Draußen aber schien noch immer die Sonne.
Scheu schlich sich die kleine Wettermacherin davon.
Nach einer Weile hörte sie die Stimme des inzwischen heimgekehrten Vaters. Sie klang aufgebracht.
»Nun möchte ich bloß wissen, wer mir das teure Barometer wieder kaputt gemacht hat, das ist doch sicher beim Reinmachen passiert!« So rief er, denn er war dem Scheuerfest lange nicht so gewogen wie sein Töchterchen.
Mutti und Fräulein eilten herbei und sahen erschreckt auf das verdorbene Barometer. Sie hatten keine Ahnung, wer das wohl verbrochen haben könnte. Hanne und Frieda wurden gerufen, aber auch die beteuerten ihre Unschuld.
»Schicken Sie mir die Jungen in mein Zimmer, wenn sie aus der Turnstunde kommen, Fräulein«, gebot der Vater noch immer ärgerlich. Das kleine Mädchen konnte es deutlich hören, denn die Türen standen offen.
»Sicher ist es einer von den Schlingeln
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