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Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste

Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste

Titel: Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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sich ein Mann in blauer Arbeitsbluse auf die Seite des hübschen Fräuleins. »Lassen Se man, Freileinchen, von unseretwejen können Se mit Ihre Hundetöle janz ruhig drin bleiben«, begütigte er.
    Ursel hatte das deutliche Gefühl, daß weder Vater noch Mutter mit ihrem Benehmen einverstanden gewesen wären. Trotzdem blieb Ursel ruhig mit Cäsar in dem ihm nicht zustehenden Wagen, während ihr Gegner mit der gleichen Selbstverständlichkeit seine Morgenzigarre weiterrauchte.
    Ganz andere Sorgen hatte die Ursel. Was fing sie nur mit Cäsar an? Eine Karte würde sie ihm nachlösen müssen, das war das wenigste. Aber was weiter? Unmöglich konnte sie doch ihren Einzug in das neue Tätigkeitsfeld mit dem Vierfüßler halten.
    Herr Bankdirektor Hildebrandt, bei dem sie sich melden sollte, würde Augen machen. Nein, das ging auf keinen Fall. Hätte sie nur die Zeit, wo sie in den Anlagen gedöst hatte, dazu benutzt, den Ausreißer wieder nach Hause zu bringen. Nun hatte sie den Salat. Wohin, wohin bloß mit Cäsar? Zu Edith Rosen - Edith selbst war zwar bestimmt nicht zu Hause; die Freundin besuchte seit April ein Maleratelier. Aber Frau Rosen würde Cäsar wohl inzwischen in Pension nehmen - nein, es ging doch nicht. Eine halbe Stunde verlor sie mit dem Hin und Her sicher noch. Dann lohnte es sich schon gar nicht mehr, heute in der Bank anzutreten. Halt - das war eigentlich ein Gedanke - das war wirklich eine glänzende Idee! Am Ende verzichtete der Bankdirektor dann überhaupt auf ihre Tätigkeit, dann war sie den ganzen Krempel los. Ja, aber der Vater - er konnte manchmal recht unangenehm werden. Und in diesem Falle würde er ganz bestimmt annehmen, daß sie sich vor der neuen Tätigkeit habe drücken wollen, daß sie den Hund mit Absicht mitgenommen habe. Nee - nee - das ging nicht. Alle Verwandten und Freunde, deren Obhut sie den Köter hätte anvertrauen können, wohnten zu entfernt. Es half nichts, Cäsar mußte mit als Banklehrling antreten.
    Bis zu dem Bankinstitut hatte Ursel immerhin noch eine Viertelstunde zu Fuß zurückzulegen. Die Bank befand sich im Herzen der Stadt. Das junge Mädchen beeilte sich nicht besonders.
    Ein stattliches Gebäude war es, vor dem sie endlich haltmachte.
    »Also hinter diesen Mauern soll ich lebendig begraben werden«, dachte sie mit schwerem Seufzen.
    Nun, wie ein Gefängnis oder gar wie ein Grabgewölbe sah die Bank wirklich nicht aus. Eine vornehme Vorderfront, ein reiches Portal, in dem eine vierteilige Glastür in ständig kreisender Bewegung war.
    Ursel griff in Cäsars Halsband. Sie gingen nicht alle beide in die Tür hinein, sondern mußten sich trennen. Dem Hund, der Drehtüren noch nicht kannte, war es höchst ungemütlich in dem karussellartigen Ding. Er jaulte herzzerreißend durch das trennende Glas zu seiner Herrin hin. Die lachte aus voller Kehle und drehte die Tür immer schneller. Sie dachte nicht daran, daß sie als Banklehrling möglichst würdig hier auftreten mußte. In ausgelassenem Übermut drehte sie sich mit dem heulenden Köter im Kreise - immer schneller - immer schneller - »Na, das is ja hier noch schöner! Unsere Bank is doch kein Jahrmarkt nich! Jehen Se doch auf'n Rummelplatz, wenn Sie solche Kindereien treiben wollen. Und halten Sie hier die Leute, die mehr zu tun haben, nich auf!« Die Tür stand plötzlich durch energischen Griff still. Vor Ursel erschien ein schmächtiges Männchen, der Pförtner, der als Zerberus den Eingang bewachte. Jetzt erst bemerkte Ursel, daß sich bereits einige Leute jenseits und diesseits der Tür angesammelt hatten, die hinein oder hinaus wollten und, teils belustigt, teils murrend, zuschauten.
    »Was wollen Sie denn hier überhaupt?« Der Pförtner war davon überzeugt, daß das kindische junge Ding die Tür seiner ehrfurchtgebietenden Bank lediglich als Karussell benutze. »Hunde haben hier überhaupt keinen Zutritt nich«, versuchte er den immer noch jaulenden Cäsar zu übertönen.
    »Ich möchte zu Herrn Bankdirektor Hildebrandt, er erwartet mich«, sagte Ursel.
    Der Name wirkte wie ein Zauberschlüssel. »Zum Herrn Bankdirektor, aber natürlich - bloß« - der Mann kratzte sich seinen graumelierten Kopf - »erwartet der Herr Bankdirektor denn auch den Köter?«
    »Nein.« Als wahrheitsliebendes Mädchen konnte Ursel diese Frage unmöglich bejahen. »Na, denn jeben Sie'n doch inzwischen bei mir in der Garderobe ab, den Köter.« Ursel befestigte ihren vierfüßigen Begleiter an einem Haken und folgte dem

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