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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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weiß?
Es ist ein paar Monate her, daß er von dem Grundstück gejagt wurde, auf dem die
Rendezvous Bar abgebrannt ist, drüben in der Ellis Street.«
    »Warum ärgert Jimmy Bruder Harry?«
    »Warum ärgert irgend jemand Bruder
Harry? Er hat keinen Sinn für Humor und geht wirklich gleich in die Luft. Es
macht irgendwie Spaß, ihn explodieren zu sehen.«
    Manche Leute, überlegte ich, hatten
eine merkwürdige Vorstellung von Spaß. »Lassen Sie mich noch eines fragen, Mr.
Knox. Haben Sie irgendeine Ahnung, wer versuchen könnte, die Leute aus dem
Globe Hotel zu erschrecken?«
    Er zögerte, als versuchte er zu
entscheiden, ob er etwas sagen sollte oder nicht. Ich wartete. Schließlich nahm
er den Fuß vom Tisch und sagte: »Ich hab’ keine Ahnung. Überhaupt keine. Ich
bin bloß ein Junge vom Land, der versucht, Geld zu verdienen, so gut er kann — ich
hätte Cowboy werden sollen. Ich komme jeden Tag in die Stadt, erledige meine
Arbeit, aber am Abend bin ich dann wieder auf der Ranch, bei meinen Pferden.«
    »Verstehe.« Das war dasselbe, was er
auch dem Zeitungsreporter aufgetischt hatte. »Aber Sie sind jeden Tag hier in
der Gegend. Hören Sie da nichts — «
    »Süße, ich muß drei Theater in Schwung
halten. Das hier ist zwar mein Hauptquartier, aber die Hälfte der Zeit
verbringe ich in den beiden andern. Dann sind da noch die
Produktionsgesellschaft und die Streitereien mit dem District Attorney und den
Anwälten... Ich kann Ihnen sagen, ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit.
Ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, wer versuchen könnte, ein paar
Schlitzaugen Angst einzujagen.«
    Ich sah ihn kaum an. Nach einem Moment
fügte er hinzu: »Wirklich, Süße, ich bin beschäftigt. Das Geschäft blüht und
gedeiht; wir haben einen großen Schritt vor uns.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Sie kennen doch das alte Crystal
Palace Theatre drüben in der Market Street?«
    Ich nickte.
    »Hab’ ich letzte Woche gekauft. Will
meine Sachen zusammenlegen und dieser Stadt das größte und beste
Unterhaltungszentrum für Erwachsene bieten, was sie je gesehen hat.«
    Das Crystal Palace Theatre war eines
der überladenen Überbleibsel aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Seit
Jahren hatte es jetzt leer gestanden und war nicht benutzt worden. Verschiedene
Gruppen hatten sich bemüht, es unter Denkmalschutz stellen zu lassen, waren
aber bislang erfolglos gewesen. Ich runzelte die Stirn und fragte mich, ob ihre
Mitglieder von Otis Knox’ Plänen für das Gebäude wußten.
    Knox schien mein Mißfallen nicht zu
bemerken. Er zündete sich noch eine Zigarette an und lehnte sich wieder auf
seinem Stuhl zurück, blickte träumerisch durch den Rauch. »Das ist mal ein
tolles Haus, dieses Theater. Vollkommen schäbig jetzt, aber was das für eine
Geschichte hat! Wissen Sie irgend etwas davon?«
    »Nein, aber — «
    »Der erste Crystal Palace wurde um 1860
gebaut. Man nannte diese Zeit die ›Sensations-Ara‹ — ich glaube, das war sie
wirklich. Variete. Burlesken. Minstrels. Künstler wie Lotta Crabtree, Eddie
Foy, Lola Montez. Haben Sie von denen gehört?«
    Ich nickte, erstaunt über sein
Interesse an der Geschichte seiner Neuerwerbung.
    »Ja, das waren noch Zeiten«, fuhr Knox
fort. »Das Originaltheater wurde natürlich bei dem Erdbeben und Feuer von 1906
zerstört. Nur ein einziges in der Stadt — ich habe vergessen, welches — hat das
überstanden. Aber sie haben es wiederaufgebaut, und dann kam Vaudeville und all
das. Es heißt, die Besitzer vom Crystal Palace haben während der Prohibition
unter der Market Street sogar eine Flüsterkneipe eingerichtet. Direkt unter den
Schienen der Straßenbahn ausgehoben, und all die vornehmen Damen und Herren
saßen da und tranken, während über ihren Köpfen die Straßenbahnen rollten.«
    »Haben Sie die Flüsterkneipe gesehen?«
    »Nee. Es heißt, der Tunnel wäre in den
dreißiger Jahren verschlossen worden. Ich sage, die ganze Geschichte ist
eine reine Legende. Andernfalls hätten sie sie gefunden, als sie den Aushub für
die U-Bahn machten. Aber wenn es existieren würde — was könnte ich nicht alles
damit machen! Na ja, das Theater machte jedenfalls harte Zeiten durch, als die
Filme kamen. In den siebziger Jahren hat ein Besitzer eine Zeitlang versucht,
es für Rockkonzerte umzubauen. Aber das hat nicht geklappt. Kids, die zu
solchen Veranstaltungen gehen, brauchen Platz. Die wollen nicht, daß man ihnen
sagt, sie sollen auf ihrem Platz sitzen bleiben. Also hat das Theater

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