Neubeginn in Virgin River
verstellen“, meinte er. „Aber das musst du entscheiden.“
„Ach, was soll’s“, sagte sie. „Es ist nicht gegen das Gesetz, oder?“
Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie etwas leidenschaftlicher. „Vielleicht sollte es das aber.“ Dann küsste er sie noch einmal.
In der frühen Morgendämmerung wurde Jack vom leisen Geräusch eines etwas misstönenden Gesumms aufgeweckt. Mel lag in seine Armbeuge gekuschelt da, und ihr Atem kitzelte ihn an der Brust. Sie brummte und summte, und ihre Lippen bewegten sich leicht, so, als würde sie singen. Hätte sie dabei traurig oder verstört ausgesehen, würde er sich Sorgen gemacht haben. Aber sie lächelte. Sie schmiegte sich enger an ihn und legte ein Bein über ihn. Und leise strömte diese schläfrige kleine Musik aus ihr heraus.
Er konnte an einer Hand abzählen, wie oft er eine ganze Nacht mit einer Frau im Bett gelegen hatte, und schon jetzt konnte er sich nicht mehr vorstellen, allein aufzuwachen. Er zog sie näher an sich und wusste, dass er in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen war.
12. KAPITEL
J eden zweiten Tag rief Ricky bei Liz an, obwohl er es am liebsten siebenmal am Tag getan hätte. Immer wenn er ihre Nummer wählte, wurde sein Puls schneller und fing an zu rasen, wenn er ihre Stimme hörte.
„Lizzie, wie geht’s dir?“, fragte er dann.
„Ich vermisse dich“, war die regelmäßige Antwort. „Du hast gesagt, du würdest kommen.“
„Das werde ich auch. Ich versuche es. Aber mit der Schule und der Arbeit … Wie sieht’s denn aus … mit dieser Sache?“
„Ich wünschte, ich könnte in Virgin River sein, statt hier.“ Dann lachte sie. „Komisch. Ich habe meine Mutter dafür gehasst, dass sie mich zu Tante Connie geschickt hat, und jetzt hasse ich sie dafür, dass sie mich hierbehält.“
„Hasse deine Mutter nicht, Liz. Lass es.“
Dann redeten sie gewöhnlich über irgendwelche belanglosen Dinge, über Bekannte, die Schule, über Virgin River und Eureka. Nie gab sie ihm von sich aus irgendeine Information zu der befürchteten Schwangerschaft.
Rick starb tausend Tode. Er hatte entsetzliche Angst davor, dass etwas schiefgegangen sein könnte und Liz nur wegen dieser einzigen Nacht hinterher mit einem Baby dastehen würde. Aber fast noch schlimmer war, dass er nicht wusste, was mit ihm geschah, in seinem Kopf, in seinem Körper. Er träumte von ihr, wünschte, er könnte sie umarmen, wollte ihr Haar riechen und ihre Lippen küssen. Er wollte ihre Brust in seiner Hand fühlen, aber er wollte auch, dass sie auf dem Schulweg in seinem kleinen Truck neben ihm saß, mit ihr herumalbern, lachen und Händchen halten.
Der Anruf jetzt war nicht anders als sonst. Aber dann fragte sie: „Warum kommst du nicht nach Eureka?“
Er holte tief Luft. „Ich will dir die Wahrheit sagen, Liz. Ich habe Angst davor. Du und ich, wir können uns ganz schön hochschaukeln.“
„Aber du hast doch diese Gummis …“
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass das nicht reicht. Du solltest auch etwas tun. Die Pille nehmen oder so.“
„Wie soll das denn gehen? Ich habe noch nicht einmal den Führerschein. Meinst du etwa, ich könnte meiner Mom sagen: ,Hey, ich brauche irgendein Verhütungsmittel. Ricky und ich wollen miteinander schlafen.‘?“
„Wenn du hier wärest, könntest du mit Mel sprechen. Vielleicht kannst du ja deine Mom dazu überreden, Connie in Virgin River zu besuchen.“ Aber noch während er dies vorschlug, schreckte er auch schon davor zurück. Und wurde so rot, dass ihm ganz schwindlig wurde. Hatte er da wirklich gerade einer Vierzehnjährigen nahegelegt, sie solle verhüten, damit sie Sex haben könnten? In der Fahrerkabine eines Trucks?
„Ich weiß nicht“, sagte sie leise. „Ich glaube, das würde ich nicht wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit jemandem darüber reden könnte, der – na ja – irgendwie schon erwachsen ist. Könntest du das etwa?“
Er hatte es bereits getan. Sowohl Preacher als auch Jack wussten Bescheid. Aber er sagte nur: „Ich könnte es, wenn es mir wichtig wäre.“
„Ich weiß nicht“, meinte sie. „Ich werde darüber nachdenken.“
Wenn du nicht aufhören kannst, von einem Mädchen zu träumen; wenn du ständig daran denken musst, wie sich ihr Haar an deiner Wange anfühlt; wenn dir ihre weiche Haut nicht mehr aus dem Kopf geht – bedeutet das, dass du sie liebst? Und wenn es dir jedes Mal ein bisschen besser geht, nachdem du mit ihr gesprochen und ihr
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