Neubeginn in Virgin River
investiert. In Altersversorgung. Lebensversicherung. Das Haus konnte ich mit einem fast schon aberwitzigen Gewinn verkaufen. Und dann läuft noch die Klage auf Schadenersatz und Schmerzensgeld. Ich bin nicht arm, Jack. Ich habe mehr Geld, als ich brauche.“ Sie sah kurz zu ihm hinüber. „Ich wäre dir dankbar, wenn das unter uns bliebe.“
„Nicht einmal, dass du verwitwet bist, weiß irgendjemand“, versicherte er ihr.
Sie atmete tief durch. „Also – ich habe mich lange mit June Hudson unterhalten, der Ärztin in Grace Valley, und sie gefragt, was sie mir raten würde, um einen Geländewagen in einen behelfsmäßigen Ambulanzwagen umzuwandeln. Und nun habe ich eine lange Einkaufsliste. Wenn alles gut geht, werde ich schon bald nicht nur ein Fahrzeug haben, das Doc und mich über Stock und Stein bringt, sondern notfalls auch unsere Patienten ins Krankenhaus, ohne dass ich hinten auf einem Pick-up sitzen und die Infusionsflasche in den Wind halten muss.“
„Das wäre natürlich eine große Hilfe für einen kleinen Ort wie Virgin River“, sagte er bedächtig.
Er selbst hat auch viel für den kleinen Ort getan, dachte Mel. Er hat dieses Ferienhaus weitgehend allein in ein kleines Restaurant mit Bar umgebaut und bietet jeden Tag Mahlzeiten und Getränke zu niedrigen Preisen an. Um großen Profit schien es Jack wirklich nicht zu gehen. Auch auf Rickys Hilfe könnte er vermutlich verzichten, aber es war klar, dass er eine Art Ersatzvater für den Jungen war. Und Preacher –nun, zweifellos versorgt er auch ihn sehr gut, dachte Mel. Anscheinend brauchte Jack nicht viel, um über die Runden zu kommen. Er bezog eine Pension vom Militär, und mit Sicherheit hatte er auch ein bescheidenes, aber ausreichendes Einkommen als Restaurantbesitzer. So viel jedenfalls, dass er sein Leben in vollen Zügen genoss.
Jacks größte Leistung für Virgin River war in Mels Augen, dass er jedem half, der irgendetwas brauchte. Vor allem denen, die sich selbst um die Belange des Ortes kümmerten, wie Doc und sie. Seit Kurzem erhielten sogar der Hilfssheriff und die Highway Patrol Gratismahlzeiten. Er erledigte Reparaturen und war manchmal sogar Babysitter. Und es war noch nie vorgekommen, dass er losgefahren wäre, um Vorräte einzukaufen, ohne zuvor kleine alte Ladys wie Frannie oder Maud anzurufen und zu fragen, ob sie etwas brauchten. Auch ihr, Mel, hatte er das schon häufig angeboten. Offensichtlich empfand er es als seine Aufgabe, den Bedürfnissen anderer entgegenzukommen. „Zufällig hat dieser kleine Ort auch das eine oder andere für mich getan“, sagte sie. „Allmählich bekomme ich das Gefühl, dass ich nach alledem wieder leben könnte. Und dazu hast du eine Menge beigetragen, Jack.“
Jack konnte sich die Frage nicht verkneifen. „Du wirst also bleiben?“
„Jedenfalls vorläufig“, bestätigte sie. „Ende des Sommers wird ein weiteres Baby auf die Welt kommen. Ich lebe für diese Babys.“
Eines Tages, dachte er, werde ich es ihr sagen. Ich werde ihr sagen, dass ich sie mehr liebe, als ich je geglaubt habe, eine Frau lieben zu können, und dass mein richtiges Leben erst mit dem Tag begann, als sie ins Dorf kam. Aber jetzt noch nicht. Ich will sie nicht in die Ecke drängen und ihr das Gefühl geben, sie müsste entweder sagen, dass sie mich auch liebt, oder weglaufen.
„Also, Mel, rein zufällig habe ich schon massenhaft Hummer gefahren.“
Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. „Ja natürlich!“, rief sie. „Das hatte ich ja völlig vergessen!“
„Und falls nötig, bin ich auch ein halbwegs passabler Mechaniker.“
„Das ist gut. Du wirst eine größere Hilfe sein, als ich angenommen habe.“
Doch die wichtigsten Punkte, die auf der Tagesordnung standen, waren ihr Haar und Jacks Kontrolluntersuchung. Mel war sehr davon angetan, dass ihr Schnitt und die Strähnchen für nur fünfundsiebzig Dollar mehr als eine angemessene Leistung waren. Entweder hatte sie sich noch immer nicht an die Spottpreise auf dem Land gewöhnt, oder man hatte sie in L. A. total ausgenommen.
Anschließend fuhren sie zu dem Gebrauchtwagenhändler, der einen Secondhand –Hummer zu einem allerdings sehr stolzen Preis anbot. Es war ein Rückkauf, der Wagen hatte nur zwanzigtausend Meilen auf dem Buckel und schien in einem guten Zustand zu sein. Jack inspizierte ihn genau, ließ den Wagen auf die Hebebühne fahren, um Achsen, Karosserie, Stoßdämpfer, Bremsen und Auspuff zu prüfen. Sie machten eine Probefahrt, und er
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