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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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gut machte, weil sie es für ihn tat. Cheryl schwärmte für ihn, seit er ins Dorf gekommen war, und suchte immer einen Vorwand, in seiner Nähe zu sein. Er gab sich alle Mühe, ihr keinerlei Anlass zu Hoffnungen zu geben. Aber trotz ihres Alkoholproblems war sie eine starke Frau und arbeitete gut, wenn sie es denn wollte.
    „Die Tür ist auf. Fang einfach an, und ich komme später nach.“
    Jack beendete das Gespräch, und als Preacher ihn fragte: „Brauchst du Hilfe, Mann?“, antwortete er: „Ja, tatsächlich. Lass uns hier abschließen und das Haus herrichten. Vielleicht kann man sie ja doch überreden, zu bleiben.“
    „Wenn es das ist, was du willst.“
    „Es ist das, was dieser Ort hier braucht“, sagte Jack.
    „Ah. Verstehe“, meinte Preacher. „Alles klar.“
    Hätte Mel auf irgendeinem anderen medizinischen Gebiet gearbeitet, würde sie möglicherweise das Kind in die arthritischen Hände des alten Arztes gelegt und sich mit ihrem Auto davongemacht haben. Aber eine Hebamme könnte so etwas niemals tun – einem ausgesetzten Neugeborenen den Rücken kehren. Ebenso wenig konnte sie die tiefe Sorge um das Wohl der Kindesmutter einfach abschütteln. In wenigen Sekunden war alles entschieden. Sie konnte das Baby nicht einfach einem alten Arzt überlassen, der nachts möglicherweise seine Schreie nicht hörte. Und sie sollte auch in der Nähe sein, falls die Mutter ärztliche Hilfe brauchte, denn schließlich war sie spezialisiert auf die Probleme von Frauen vor, während und nach der Geburt.
    Den Rest des Tages verbrachte Mel damit, sich in Does Haus genauer umzusehen. Es stellte sich heraus, dass das Zimmer, das er ihr angeboten hatte, viel mehr war als nur ein Gästezimmer. Es war mit zwei Krankenhausbetten ausgestattet, einem Infusionsständer, einem Tabletttisch, einem Nachttisch und einer Sauerstoffflasche. Der einzige Stuhl im Raum war ein Schaukelstuhl, und Mel war sich sicher, dass er für frischgebackene Mütter mit ihren Säuglingen dort stand. Von unten aus dem Untersuchungszimmer holte sie dann für das Baby noch einen Plexiglas-Inkubator.
    Das Haus des Arztes war so funktional wie eine Klinik ausgestattet. Das Wohnzimmer im Parterre diente als Wartezimmer; am Eingang zum Esszimmer stand ein Empfangstresen. Es gab ein Untersuchungszimmer, einen Behandlungsraum und das Büro des Arztes. In der Küche stand ein kleiner Tisch, wo Doc zweifellos seine Mahlzeiten einnahm, wenn er nicht bei Jack aß. Ansonsten war es keine normale Küche, denn hier stand ein Sterilisationsapparat, und es gab auch einen Medikamentenschrank, in dem die Narkotika unter Verschluss gehalten wurden. Im Kühlschrank befanden sich neben einigen Lebensmitteln ein paar Blutkonserven und Plasma. Mehr Blut als Lebensmittel.
    Im oberen Stock gab es nur zwei Zimmer: das mit den Krankenhausbetten und das Schlafzimmer von Doc Mullins. Ihre Unterkunft war alles andere als komfortabel, aber jedenfalls besser als die schmutzige Hütte. Dennoch, das Zimmer war kalt und funktional eingerichtet: ein Holzfußboden, ein kleiner Vorleger, im Bett grobe Wäsche über einem Schonbezug aus Plastik, der bei jeder Bewegung raschelte. Sie vermisste bereits jetzt ihre Daunendecke, die fein gewebte Bettwäsche, die weichen Handtücher aus ägyptischer Baumwolle und die dicken flauschigen Teppiche. Natürlich war sie sich darüber im Klaren gewesen, dass sie auf viele Annehmlichkeiten verzichten musste, aber sie hatte geglaubt, dass es ihr guttun würde und dass sie bereit sei für eine große Veränderung.
    Mels Freunde und ihre Schwester hatten versucht, sie davon abzubringen. Leider war es ihnen nicht gelungen. Sie hatte noch immer nicht ganz die traumatische Erfahrung verkraftet, Marks Kleidung und seine persönlichen Sachen weggeben zu müssen. Sein Bild hatte sie aufbewahrt. Ebenso seine Uhr, die Manschettenknöpfe aus Platin, die sie ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte, und seinen Ehering. Nachdem ihr der Job in Virgin River zugesagt worden war, hatte sie erst alle Möbel verkauft und dann das Haus annonciert. Innerhalb von drei Tagen kam schon ein Angebot, trotz der irrwitzig hohen Preise in L. A. Nur drei Kisten mit kleinen Schätzen hatte sie aufgehoben – Lieblingsbücher, CDs, Bilder, allerlei Krimskrams. Den PC hatte sie einem Freund geschenkt, aber den Laptop und ihre Digitalkamera hatte sie mitgebracht. Alles, was sie jetzt noch an Kleidung besaß, war in drei großen und einem kleinen Koffer verpackt. Den Rest hatte

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