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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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gleich schlafen zu können.
    Polly hatte sich gut gehalten, zumal sie ja noch so jung war. Für sie und Darryl hatte es kein Lamaze-Training gegeben, und Polly hatte auch keine Schmerzmittel bekommen. Es war ein ganz schönes Ächzen und Plagen und Stöhnen gewesen, und Darryl hatte dabei so hingegeben mitgepresst, dass man von Glück reden konnte, dass er sich nicht in die Hosen gemacht hatte. Das Baby war ein hübscher, großer, dreieinhalb Kilo schwerer Bauernbursche, und es gab nichts Schöneres auf der Welt, als ein Kind aus dem Bauch seiner Mutter zu ziehen. Ein Wundermittel für ein gebrochenes Herz könnte nicht besser wirken. Es war ihr Lebenswerk, das, was sie liebte. Daher konnte sie auch jetzt nicht in diesen dumpfen Zustand von Depression oder Sehnsucht zurückfallen. Und sie liebte ihre Arbeit umso mehr, wenn das Elternpaar glücklich und aufgeregt, ihr Kind robust und gesund war. Wenn sie das Baby, das sie gerade geholt hatte, im Arm hielt und es dann seiner Mutter übergab und zusah, wie es hungrig ihre Brust annahm – war es, als würde sie Gott vor sich sehen.
    Dann hörte sie einen lauten Schlag. Und gleich noch einen. Sie hatte keine Ahnung, wann Jack gewöhnlich öffnete, aber es war erst halb sieben. Kurz darauf folgte ein weiterer Schlag, der aus Richtung seiner Bar kam.
    Sie stieg die Verandastufen hinunter und überquerte die Straße. Hinter der Bar befand sich ein großer Holzgrill, und dort stand Jack in Stiefeln, Jeans und Flanellhemd vor einem dicken Klotz, auf dem er mit einer schweren Axt Holz hackte. Ein Weilchen sah sie ihm einfach nur zu. Krach, krach, krach.
    Als er von seiner Arbeit aufblickte, sah er sie, wie sie an die Wand gelehnt dort stand und ihre Jacke fest über den türkisen OP-Klamotten zusammenhielt. Sie war sich nicht bewusst, dass er sie so herzlich anlachte, weil sie selbst ein strahlendes Lächeln im Gesicht trug. „Und?“, fragte er und lehnte die Axt gegen den Holzstumpf.
    „Es ist ein Junge. Ein kräftiges Baby.“
    „Ich gratuliere. Geht es allen gut?“
    Sie ging zu ihm. „Mehr als gut. Polly war prima, das Baby ist kräftig und gesund, und Darryl wird sicher auch bald wieder auf die Beine kommen.“ Sie warf den Kopf zurück und lachte. Es gab einfach keine größere Befriedigung als eine hundertprozentig erfolgreiche Entbindung. „Meine erste Geburt auf dem Land. Für die Mom war es natürlich härter als für mich. In der Stadt hat man immer die Möglichkeit, sich auf die Seite zu rollen, die Wirbelsäule freizulegen und dann in aller Ruhe unter Epiduralanästhesie die Wehen über sich ergehen zu lassen. Hier draußen aber sind die Frauen aus Stahl.“
    „Das habe ich auch schon gehört“, sagte er lachend.
    „Weißt du, was Doc gesagt hat? ,Nicht schlecht für ein Mädchen aus der Stadt. ‘“ Sie griff nach seiner Hand. „Hast du die ganze Nacht die Bar aufgelassen?“
    Er zuckte die Schultern. „Ein paarmal bin ich am Kamin eingeschlafen. Aber man weiß ja nie, wann jemand vielleicht etwas braucht. Heißes Wasser. Eis. Ein starkes Getränk. Möchtest du einen Kaffee?“
    „Gott, ich glaube, dann müsste ich mich übergeben. Ich hatte heute so viel Kaffee, dass es sogar für die Nerven eines Koffeinjunkies wie mich zu viel ist.“ Ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten legte sie die Arme um seine Taille und drückte ihn. Dieser Mann war inzwischen ihr engster Freund. „Jack, es war einfach wundervoll. Ich hatte völlig vergessen, wie wundervoll es sein kann. Mensch, es ist fast ein Jahr her, dass ich ein Baby entbunden habe.“ Sie blickte hoch und sah ihm in die Augen. „Wir haben eine verdammt gute Arbeit geleistet, die junge Mom, der Dad und ich. Wirklich.“
    Er strich ihr eine kleine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich bin stolz auf dich.“
    „Es war fantastisch.“
    „Siehst du? Ich wusste doch, dass du hier etwas finden würdest, an dem du dich festbeißen kannst.“ Er bückte sich, verschränkte die Arme unter ihrem Po und hob sie hoch, so-dass ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem war.
    „Hey, was hatten wir noch beschlossen?“, fragte sie neckend und mit einem verspielten Lächeln.
    „Wir hatten beschlossen, dass ich dich nicht küssen würde.“
    „Genau.“
    „Und das habe ich nicht getan“, sagte er.
    „Vielleicht hätten wir ja auch über das hier reden sollen“, fügte sie hinzu, unternahm aber nichts, um sich dagegen zu wehren. Und tatsächlich, irgendwie schien es auf seltsame Weise genau das Richtige zu sein.

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