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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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Feierlich. So, als würde sie nach einem großen Sieg hochgehoben und herumgewirbelt. Und genauso fühlte sie sich auch, so, als hätte sie gerade ein Tor geschossen. Sie legte die Arme auf seine Schultern und verschränkte die Finger in seinem Nacken.
    „Wir hatten weiterhin beschlossen, dass, falls du mich küssen wolltest, ich mich nicht dagegen wehren würde“, erinnerte er sie.
    „Das hättest du wohl gern.“
    „Glaubst du?“
    „Willst du mich darum bitten?“
    „Ich tue genau das, was mir gesagt wurde. Ich warte.“
    Ach, zum Teufel, was soll’s, dachte sie. Nach dem, was sie diese Nacht erlebt hatte, konnte sich nichts besser anfühlen, als diesem Kerl hier einen dicken feuchten Kuss zu geben, wo er doch die ganze Nacht lang seine Bar offen gelassen hatte, nur für den Fall, dass sie vielleicht etwas brauchen würden. Also tat sie genau das. Mit den Lippen streichelte sie seine Lippen, öffnete sie, und in verruchter, verführerischer Absicht fuhr sie damit fort und brachte dabei auch ihre Zunge zum Einsatz. Und er tat nichts weiter, als sie auf den Händen zu halten und es zuzulassen.
    „Hat es dir nicht gefallen?“, fragte sie ihn schließlich.
    „Oh“, sagte er. „Darf ich darauf reagieren?“
    Sie versetzte ihm einen leichten Schlag an den Kopf, und er musste lachen. Dann versuchte sie es noch einmal, und diesmal war es viel interessanter. Ihr Herz begann nun schneller zu schlagen, und auch ihr Atem wurde lauter. Ja, dachte sie. Es ist völlig in Ordnung, hin und wieder etwas zu fühlen, das nicht wehtut. Und diesmal geschah es auch nicht, weil sie von Kummer gebeugt und ausgehungert war, sondern weil sie einen Sieg errungen hatte. Auch konnte sie im Augenblick an gar nichts anderes denken als daran, wie gut sein Mund schmeckte.
    Als ihre Münder sich wieder voneinander lösten, sagte sie: „Ich fühle mich wie ein Champion.“
    „Das bist du doch auch“, sagte Jack und freute sich über ihre gute Laune, mehr als sie je ahnen konnte. „Mein Gott, du schmeckst so gut.“
    „Du schmeckst auch gar nicht so schlecht“, erwiderte sie lachend und befahl ihm dann: „Lass mich jetzt runter.“
    „Nein. Mach es noch einmal.“
    „Also gut, aber nur noch ein einziger Kuss, dann musst du dich wieder benehmen.“
    Diesmal genoss sie uneingeschränkt seine Lippen, seine Zunge und auch die starken Arme, die sie hielten. Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, ob dies nun ein Fehler war. Sie lebte im Jetzt und war endlich einmal glücklich, und sein Mund fühlte sich auf ihrem so natürlich an, als hätte sie ihn schon seit Jahren geküsst. Auch ließ sie zu, dass der Kuss diesmal ein wenig länger und intensiver dauerte, als sie es eigentlich für klug hielt. Aber selbst darüber musste sie lächeln.
    Als es vorüber war, stellte er sie wieder auf die Beine. „Wow“, rief sie.
    „Wir werden hier im Dorf wohl kaum ausreichend Geburten haben“, bedauerte er.
    „In sechs Wochen ist es wieder so weit. Und wenn du ganz, ganz lieb bist …“
    Ah, dachte er. Dann habe ich also noch sechs Wochen. Er tippte ihr auf die Nase. „Es ist nichts verkehrt daran, sich ein wenig zu küssen, Mel.“
    „Und du wirst dir auch keine Hoffnungen machen?“
    „Wie du weißt, kannst du mich zwar dazu bringen, dass ich mich benehme. Aber du wirst mich nicht davon abhalten können, mir Hoffnungen zu machen.“
    Der April verging, und im Mai zeigten sich die ersten Frühlingsblumen. Die Straßenränder waren gesäumt von Fingerhut und wilder Möhre, und unter den hohen Bäumen bedeckten australische Farne den Boden. Alle acht bis zehn Tage bat Mel Doc, ihr seinen Truck zu leihen, ließ sein Meckern über sich ergehen und brachte eine Kiste mit Lebensmitteln, die sonst verderben würden, zu den Paulis. Doc wollte damit nichts zu tun haben und schimpfte mit ihr. Jedes Mal ignorierte sie ihn empört, und schon allein das gab ihr ein gutes Gefühl. Mit pochendem Herzen fuhr sie dann los, und wenn sie nach Virgin River zurückkehrte, empfand sie Genugtuung.
    Das Ferienhäuschen war für Mel inzwischen zu einem Hafen geworden. Sie kaufte einen kleinen Fernseher, hatte in ihrem neuen Zuhause allerdings einen sehr schlechten Empfang. Falls sie sich entschließen sollte zu bleiben, würde sie sich einen Satellitenempfänger zulegen, aber fürs Erste hatte sie sich nur auf ein paar weitere Wochen festgelegt. Und als sie eines Tages von der Praxis nach Hause kam, stellte sie fest, dass in ihrer Küche und im Schlafzimmer ein

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