Neue Bündnisse
zusammen, wann immer sie auf Männer mit entblößtem Oberkörper trafen, die auf einer Decke würfelten, oder auf einen Burschen, der in der aufsteigenden Sonne schlief. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Perrin erschien das Lager sehr geordnet. Jeder Mann hatte seine Decken und seinen Sattel als Kissen nicht mehr als zwei Schritte von der Stelle entfernt, wo sein Pferd an eines der langen Seile gebunden war, die schlaff zwischen brusthohen, aufrecht in die Erde getriebenen Pfählen hingen. Alle zwanzig Schritt war ein Herdfeuer entzündet worden, zwischen denen Lanzen aufgesteckt waren. Das Lager der Soldaten bildete um fünf spitz zulaufende Zelte, von denen eines goldblau gestreift und größer als die anderen vier zusammengenommen war, eine Art Schutzwall. All das unterschied sich sehr von dem wahllos angeordneten Lager der Leute aus den Zwei Flüssen.
Perrin ging zügig voran und versuchte, nicht zu töricht zu erscheinen. Er war sich nicht sicher, wie erfolgreich er darin war. Es drängte ihn, innezuhalten und eines oder zwei der Pferde zu überprüfen - nur um einen Huf anfassen zu können, ohne daß jemand sogleich in Ohnmacht fiel -, aber in Erinnerung an Arams Worte hielt er sich zurück. Jedermann schien bei seinem Auftauchen ebenso erschreckt wie Nurelle. Verwirrtes Murmeln folgte ihm, und sein Gehör fing einige Bemerkungen über Offiziere, besonders Lords, auf, wobei es ihn froh stimmte, daß Nurelle und die anderen sie nicht auch hörten. Schließlich gelangte er zum Rand des Lagers und blickte den mit Gestrüpp überwucherten Hang hinauf in Richtung der Zelte der Weisen Frauen. Nur wenige der Töchter des Speers waren dort oben zwischen den verstreut stehenden Zelten zu sehen, sowie einige Gai'schain.
»Lord Perrin«, sagte Nurelle zögernd. »Die Aes Sedai...« Er trat näher und senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. »Ich weiß, daß sie sich dem Lord Drache verschworen haben, aber... Ich habe einiges gesehen, Lord Perrin. Sie verrichten Lagerarbeiten! Aes Sedai! Heute morgen kamen Masuri und Seonid herab, um Wasser zu holen! Und gestern, nachdem Ihr zurückgekehrt wart... Gestern glaubte ich dort oben jemanden ... aufschreien zu hören. Es kann natürlich keine der Schwestern gewesen sein«, fügte er hastig hinzu und lachte, um zu verdeutlichen, wie töricht der Gedanke war - ein sehr unsicheres Lachen. »Ihr ... Ihr werdet nachsehen, ob alles ... mit ihnen in Ordnung ist?« Er war als Anführer von zweihundert Lanzenträgern zwischen vierzigtausend Shaido geritten, aber hierüber zu sprechen, verursachte ihm Unbehagen. Natürlich war er zwischen vierzigtausend Shaido geritten, weil eine Aes Sedai es von ihm verlangt hatte.
»Ich werde tun, was ich kann«, murrte Perrin. Vielleicht standen die Dinge schlechter, als er gedacht hatte. Jetzt galt es zu verhindern, daß sie sich noch weiter verschlechterten, sofern es ihm möglich war. Er hätte sich lieber erneut den Shaido entgegengestellt.
Nurelle nickte, als hätte Perrin alles versprochen, worum er gebeten worden war. »Dann ist es gut«, sagte Nurelle und klang erleichtert. Er sah Perrin von der Seite an und wollte wohl noch etwas hinzufügen, was aber offensichtlich nicht so heikel war wie das Thema Aes Sedai. »Ich habe gehört, daß Ihr den Roten Adler geduldet habt.«
Perrin wäre fast zusammengezuckt. Die Neuigkeit war selbst angesichts der kurzen Entfernung nur um den Hügel herum schnell weitergetragen worden. »Es schien mir richtig«, sagte er zögernd. Berelain würde die Wahrheit erfahren müssen, aber wenn zu viele sie kannten, würde sie vom nächsten Dorf, an dem sie vorüberzogen, oder vom nächsten Bauernhof verbreitet werden. »Dies war ein Teil von Manetheren«, fügte er hinzu, als wüßte Nurelle das nicht nur zu gut. Wahrheit! Er konnte die Wahrheit inzwischen ebensogut verdrehen wie eine Aes Sedai, selbst seinen Gefolgsleuten gegenüber. »Es war gewiß nicht das erste Mal, daß die Flagge in dieser Gegend gehißt wurde, aber keiner jener Burschen hatte den Wiedergeborenen Drachen hinter sich.« Und wenn das nicht die nötige Wirkung zeitigte, wußte er nicht, was er noch tun sollte.
Er erkannte jäh, daß ihn anscheinend die gesamte Beflügelte Wache mit ihren Offizieren beobachtete. Sie fragten sich zweifellos, was er gerade sagte, nachdem er seinen Kurs eingeschlagen hatte. Sogar die Diener traten vor die Zelte. Er hatte dergleichen noch nie gesehen, war sich aber bewußt, daß er ein Lob
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