Neue Bündnisse
vor Gericht zu stellen, aber das ist die Angelegenheit der Weißen Burg und nicht die Eure, außer daß die Wahrheit bekannt werden muß. Diese sogenannte Schwarze Burg ist ebenfalls unsere Angelegenheit. Männer, welche die Macht lenken können, waren stets die Angelegenheit der Weißen Burg. Wir werden uns nach Gutdünken um sie kümmern, wenn die Zeit dafür reif ist, aber ich versichere Euch, diese Zeit ist noch nicht gekommen. Wichtigere Angelegenheiten haben Vorrang.«
Sie hörte Bewegung unter den Sitzenden hinter ihr. Tatsächlich das Rutschen auf Bänken und das knisternde Rascheln von Röcken, die gerichtet wurden. Zumindest einige mußten ernsthaft aufgebracht sein. Nun, mehrere hatten vorgeschlagen, daß man sich beiläufig um die Schwarze Burg kümmern könne. Nicht eine der Schwestern glaubte, es könnten sich dort mehr als höchstens ein Dutzend Männer befinden, gleichgültig, was sie gehört hatten. Es war einfach nicht denkbar, daß Hunderte von Männern die Macht lenken wollten. Andererseits war vielleicht auch die Erkenntnis der Grund für die Unruhe unter den Sitzenden, daß Egwene weder Romanda noch Lelaine als Sprecherin benannt hatte.
Arathelle runzelte die Stirn, ahnte vielleicht etwas. Pelivar regte sich, erhob sich beinahe erneut, und Donel richtete sich mürrisch auf. Sie konnte nur voranpreschen. Sie hatte niemals etwas anderes tun können.
»Ich verstehe Eure Besorgnis«, fuhr sie im gleichen formellen Tonfall fort, »und ich werde sie ansprechen.« Was hatte es mit diesem seltsamen Ruf zu den Waffen der Bande auf sich? Ja. Es war an der Zeit, die Würfel fallen zu lassen. »Ich versichere Euch als Amyrlin-Sitz folgender Tatsachen: Wir werden einen Monat hierbleiben, uns ausruhen und Murandy dann verlassen, aber wir werden die Grenze nach Andor nicht überschreiten. Murandy wird danach nicht mehr von uns behelligt werden, und Andor wird auf diese Weise überhaupt nicht behelligt werden. Ich bin sicher«, fügte sie hinzu, »daß die hier anwesenden murandianischen Lords und Ladys uns gern im Austausch gegen gutes Silber mit allem Nötigen versorgen werden. Wir werden angemessene Preise bezahlen.« Es hatte keinen Sinn, die Andoraner zu beschwichtigen, wenn das bedeutete, daß die Murandianer die Pferde stahlen und die Versorgungszüge überfielen.
Die Murandianer, die sich unbehaglich umsahen, schienen entschieden im Zwiespalt. Es gab Geld zu verdienen, und es war viel Geld nötig, ein solch großes Heer zu versorgen, aber wer konnte andererseits erfolgreich um das schachern, was ein solch großes Heer anbot? Donel schien tatsächlich Übelkeit zu verspüren, während Cian offenbar im Geiste auflistete. Lautes Murren erhob sich unter den Zuschauern.
Egwene hätte gern über die Schulter geblickt. Das Schweigen der Sitzenden war ohrenbetäubend. Siuan blickte starr geradeaus und umklammerte ihre Röcke, als zwinge sie sich durch Willenskraft zur Ruhe. Zumindest sie hatte gewußt, was käme. Sheriam, die nichts geahnt hatte, betrachtete die Andoraner und Murandianer erhaben, als hätte sie jedes Wort erwartet.
Egwene mußte sie das Mädchen vergessen lassen, das sie vor sich sahen, damit sie einer Frau zuhörten, welche die Zügel der Macht fest in der Hand hielt. Und wenn sie die Zügel jetzt noch nicht in der Hand hatte, würde es zumindest bald soweit sein! Sie verlieh ihrer Stimme noch mehr Festigkeit. »Merkt Euch meine Worte gut. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Es ist an Euch, sie anzunehmen. Oder sich dem zu stellen, was aus Eurer Weigerung gewiß entstehen wird.« Als sie schwieg, heulte der Wind kurz auf, ließ den Pavillon knattern und zerrte an jedermanns Kleidung. Egwene richtete ruhig ihr Haar. Einige der zusehenden Adligen erschauderten leicht und zogen ihre Umhänge enger um sich, und sie hoffte, dies sei nicht nur durch die Kälte bedingt.
Arathelle wechselte Blicke mit Pelivar und Aemlyn, und alle drei betrachteten prüfend die Sitzenden, bevor sie zögernd nickten. Sie dachten, sie äußerte nur Worte, welche die Sitzenden ihr eingetrichtert hätten! Dennoch seufzte Egwene fast vor Erleichterung.
»Es wird so geschehen, wie Ihr befehlt«, sagte die Adlige mit dem harten Blick. Und dann erneut an die Sitzenden gewandt: »Wir zweifeln natürlich nicht an den Worten von Aes Sedai, aber Ihr werdet verstehen, wenn wir ebenfalls bleiben. Manchmal entspricht das, was man hört, nicht dem, was man zu hören glaubt. Gewiß ist das hier nicht der Fall, aber wir
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