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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hingebungsvoller Familienmensch gewesen. Aber weißt du, was er sagte? Er sagte, es täte ihm Leid.
    Was natürlich heißt, dass es ihm nicht Leid tat. Es war ihm gleichgültig, doch das wollte mir nicht einleuchten, weil er immer so sanft und freundlich gewesen war. Ich brauchte eine Weile, bis ich das begriffen hatte, schließlich war er mein DAD, verstehst du? Und dann – und wieder kriegte ich einen Schreck – sah ich, dass er auf Wolke sieben schwebte, wo man nur sein eigenes Glück empfindet und sich nicht vorstellen kann, dass es die anderen nicht empfinden. Ich hätte nie gedacht, dass das alten Leuten, wie den eigenen Eltern, passieren kann.
    Dann sagt Mam kleinlaut: »Bleibst du zum Essen?« Stell dir vor! Es ist nicht zu fassen. Und ich werde ganz schnippisch und sage: »Das kann er nicht, wir haben nicht genug Teller.« Und ich ganz vorwurfsvoll zu ihm: »Sie hat die meisten gestern zerschmettert, weil sie so unglücklich war.«
    Aber das machte ihm gar nichts aus. Er sagte, er könne sowieso nicht bleiben. Dann warf er einen verstohlenen Blick in Richtung Haustür, und plötzlich begriff ich und kreischte: »Sie ist draußen! Du bist mit ihr zusammen gekommen!«
    »Gemma«, ruft er, aber ich war schon an der Tür, und tatsächlich, da sitzt eine Frau in seinem Nissan Sunny. Ich dachte, ich müsste kotzen. Es gab wirklich eine andere Frau, es waren keine Anfälle von Wahnsinn, die ihn umtrieben.
    Du weißt doch, dass es in Büchern immer heißt, Frauen, die anderen Frauen die Männer wegnehmen, sehen hart aus, bloß damit wir kein Verständnis für sie aufbringen. Bei Colette war das auch so, sie sah wirklich hart aus. Sie sah mich und warf mir einen Blick zu, der hieß: Leg dich bloß nicht mit mir an. Als hätte ich den Verstand verloren, rannte ich zum Auto, presste mein Gesicht an die Beifahrerscheibe, zog die Unterlippe über die Oberlippe, starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, und dann beschimpfte ich sie als Schlampe. Aber das muss ich ihr lassen, sie hat nicht mit der Wimper gezuckt, sondern mich nur kühl aus runden blauen Augen angesehen.
    Plötzlich steht Dad hinter mir und sagt: »Gemma, lass sie in Ruhe, sie ist nicht schuld.« Dann murmelte er: »Tut mir Leid, Schatz«, aber das galt nicht mir. Ich war völlig erledigt und bin wieder ins Haus gegangen, und weißt du, Susan, was ich gedacht habe? Ich dachte: Sie hat Strähnchen, ihr Haar sieht hübscher aus als meins.
    Dad blieb noch fünf Minuten, und als er gerade gehen wollte, nahm er vier Tiramisu-Prototyp-Riegel aus der Tasche seiner (meine Finger wollen das kaum schreiben) braunen Wildlederjacke. Einen Moment war ich gerührt  – wenigstens wollte er uns weiterhin mit Schokolade versorgen –, aber dann sagte er: »Lasst mich doch wissen, wie ihr sie findet, besonders, ob der Kaffeegeschmack zu stark ist.«
    Ich warf ihm einen Riegel an den Kopf, er traf ihn an der Kotelette, und sagte: »Mach deine Scheißmarktforschung doch selbst«, aber Mam hielt ihre Riegel fest, als ginge es um Leben und Tod.
    Und im nächsten Moment sind wir wieder allein, nur Mam und ich, und sitzen schweigend mit offenen Mündern da. Erst da spürte ich den Schock richtig; nichts kam mir wirklich vor. Ich konnte das alles nicht aufnehmen.
    Wie ist das alles passiert? Aber weißt du was? Neben all den anderen Gefühlen war da immer noch genug Platz für die Peinlichkeit. Schlimm, oder? Aber wirklich, der Gedanke, dass mein Vater es mit einer Frau in meinem Alter trieb. Es ist schon schlimm genug, sich vorzustellen, dass die Eltern miteinander schlafen, aber mit anderen …?
    Weißt du noch, als dein Dad Carol geheiratet hat? Und der Gedanke, dass sie es »taten«, war uns so unangenehm, dass wir uns einredeten, es müsste reine Freundschaft sein. Wenn ich mir das nur diesmal auch einreden könnte!
    Und was hat Colette mit dem harten Gesichtsausdruck und dem gesträhnten Haar davon? Mein Vater trägt Unterhemden, ich bitte dich! Aua! Gerade hatte ich das Bild vor Augen, wie sie es »machen«.
    Nach allem, was ich für ihn getan habe, sagte Mam. Und mich jetzt, wo ich alt werde, zu verlassen. Was habe ich nur falsch gemacht?
    Und weißt du, ich hatte immer Angst davor, Kinder zu bekommen, weil ich dachte, ich würde es nicht ertragen, ihren Teenager-Liebeskummer mitzuerleben. In meinen schlimmsten Albträumen habe ich mir nicht vorgestellt, dass ich den meiner Mutter erleben würde.
    Du weißt, wie sie ist – die perfekte Ehefrau, die leckeres

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