Neue Schuhe zum Dessert
dich mobil zu erreichen.« (Mobil, also wirklich. Mein Leben wäre leichter, wenn es unten Räder dran hätte.) Dann warf ich ein paar Waschsachen, Unterwäsche, mein Aufladegerät in eine Tasche und suchte nach sauberen Sachen, die ich zur Arbeit anziehen konnte. Ich fand eine frisch gebügelte Bluse im Schrank, aber ich brauchte zwei. Ich suchte weiter und fand eine zweite, aber der Grund, warum sie ungetragen im Schrank hing, war, dass sie komische gelbe Flecken unter den Armen hatte, die beim Waschen nicht rausgingen. Da ich nichts anderes hatte, nahm ich sie trotzdem. Ich würde einfach meine Jacke nicht ausziehen. Am Schluss packte ich mein Nadelstreifenkostüm und ein paar hochhackige Schuhe ein. (Ich ziehe nie flache Schuhe an. Meine Schuhe haben so hohe Absätze, dass die Leute manchmal, wenn ich sie ausziehe, fragen: »Wo ist sie denn hin?« Und ich antworte dann: »Ich bin hier unten.«)
Bevor ich ging, warf ich einen sehnsüchtigen Blick auf mein Bett; ich würde im Gästezimmer bei meinen Eltern schlafen, und das wäre einfach nicht dasselbe. Ich liebe mein Bett. Hier ist eine Geschichte über mein Bett …
Meine Lieblingssachen
Mein Lieblingsding Nr. 1
Mein Bett: Eine Liebesgeschichte
Mein Bett ist ein wunderbares Bett. Es ist kein stinknormales Bett. Es ist ein Bett, das ich selbst zusammengebaut habe, und zwar nicht, weil ich es bei Ikea gekauft habe. Und ich habe eine teure Matratze dafür gekauft (beziehungsweise, nicht die billigste Matratze, die es gab. Ich glaube, es war die drittbilligste. Sehr verschwenderisch!).
Dann die Decken. Ich habe nicht nur ein Federbett, sondern zwei. Eins zum Zudecken – klar. Aber das zweite – das hat doch was, oder? – kommt unter das Laken, und ich liege darauf. Meine Mutter hat mir den Trick gezeigt, und es lässt sich nur schlecht erklären, was für ein beseligendes Gefühl es ist, in dieses weiche, fedrige Nest zu steigen. Die Federbetten umfangen mich und streicheln mich und murmeln: Jetzt ist alles gut, wir sind ja da, du liegst jetzt zwischen uns, lass alles los, es wird alles gut, du bist in Sicherheit – so wie der Held zu dem Mädchen am Ende von einem Film, nachdem sie vor den bösen Typen der FBI auf der Flucht war und es endlich geschafft hat, sie zu entlarven, ohne dabei erschossen zu werden. Laken, Bettbezüge, Kissenbezüge – natürlich aus Baumwolle, und weiß, weiß, weiß (abgesehen von den Kaffeeflecken).
Ein besonderer Aspekt: das Kopfteil. Oder auch: das Beste am Bett. Codys Freund Claud hat es für mich gemacht (Ich habe es bezahlt, es war kein Geschenk), ein Kopfteil, das für einen Filmstar der Fünfzigerjahre angemessen wäre: groß, gepolstert, geschwungen und verschnörkelt, der Bezug aus Seide von der Farbe verschossener Bronze mit Teerosen darauf – ein bisschen märchenhaft, ein bisschen Art Nouveau und ziemlich fabelhaft. Jeder, der es sieht, macht eine Bemerkung dazu. Als Anton es zum ersten Mal sah, rief er aus: »Was für ein mädchenhaftes Bett!«, dann brüllte er vor Lachen und warf mich drauf. Ach, das waren glückliche Tage …
Ich bedachte mein Bett mit einem letzten bedauernden Blick und wünschte, ich müsste es nicht verlassen. Ich rief meine Geisterschwestern an. »Geh du und pass auf Mam auf«, sagte ich zu der ersten. »Du bist die Älteste.« Aber nichts rührte sich, also ging ich selbst.
Als ich ausstieg und ins Haus kam, mein sauberes Kostüm und die Blusen über dem Arm, sagte Mam: »Wozu brauchst du die?«
»Für die Arbeit.«
»Für die Arbeit ?« Als hätte sie noch nie von dergleichen gehört.
»Ja, genau, für die Arbeit.«
»Wann musst du zur Arbeit?«
»Morgen.«
»Geh nicht.«
»Mam, ich muss gehen. Ich verliere meine Stelle, wenn ich nicht gehe.«
»Lass dich beurlauben, aus familiären Gründen.«
»Das geht nur, wenn jemand stirbt.«
»Ich wünschte, er wäre gestorben.«
»Mam!«
»Aber das stimmt. Dann würden wir von allen bemitleidet. Und geachtet. Und die Nachbarn würden was zu essen bringen.«
»Quiche«, sagte ich. (Das stimmte nämlich.)
»Und Apfelkuchen. Marguerite Kelly macht einen sehr guten Beerdigungsapfelkuchen.« (Das sagte sie mit einer Spur von Bitterkeit, und gleich wird klar werden, warum.) »Doch statt so anständig zu sein und zu sterben, hat er eine Freundin und verlässt mich. Und jetzt sagst du, dass du zur Arbeit gehen willst. Nimm doch ein paar Tage Urlaub.«
»Ich habe keinen Urlaub mehr.«
»Lass dich krankschreiben.
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