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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sie nicht zu Theatralik. Weil alle Tests immer negativ gewesen waren, hatte sie nicht wirklich geglaubt, dass sie schwanger war, folglich hatte sie nicht das Gefühl, ein Baby verloren zu haben. Aber irgendwie interessant fand sie die möglichen Gründe für die Verspätung. War es die Sorge darüber, dass Mark Cassie verlassen würde? Das lange Warten auf die Entscheidung in der Partnerfrage? Arbeitsstress? Ah, Stress gab es wahrlich genug.
    Nachdem Lily Wrights neues Buch die zweite Woche in den Buchhandlungen war, hatte es eine kleine Verbesserung gegeben, aber längst nicht ausreichend. Es »schoss« von Platz 168 auf Platz 94, mit miesen 1743 verkauften Exemplaren. In Anbetracht der Tatsache, dass es im ganzen Land keinen Bahnhof gab, an dem keine Plakate von Glasklar aushingen, war das nicht gut genug.
    Bei Dalkin Emery war man aufgescheucht. Es waren einhunderttausend Hardcover-Exemplare gedruckt worden – als erste Auflage, so hatte man damals gedacht, die erste von mehreren  –, doch schon jetzt wurden Gewinn- und Verlustrechnungen aufgestellt.
    In der dritten Woche kletterte Lily auf Platz 42 der Liste, aber es war zu früh zum Feiern, denn in der vierten Woche rutschte sie wieder auf Platz 59.
    Jojo bedrängte Dalkin Emery weiter, noch mehr Werbung zu machen, noch größere Rabatte zu gewähren, und Patrick Pilkington-Smythe entsprach ihren Wünschen, was beängstigend war. In der Regel drängte der Agent, und die Werbeabteilung zierte sich. Wenn die zwei am gleichen Strang zogen, war das ein schlechtes Zeichen.
    In Book News wurde ein scharfzüngiger Artikel über die Situation veröffentlicht, und obwohl der Verlag darauf bestand, dass man zu diesem Zeitpunkt noch nichts Endgültiges sagen konnte und dass der Verkauf vor Weihnachten in die Höhe schnellen würde, wusste Jojo doch, dass intern kein Optimismus herrschte.
    Richtig besorgt aber war sie darüber, dass der Verlag mit Lilys neuem Vertrag nicht rüberkam. Es hieß zwar nicht, dass sie den Vertrag nicht erneuern würden, aber Tania verschob den Termin immer wieder und sagte, ihre Vorgesetzten müssten erst Lilys neues Buch lesen, bevor eine Entscheidung gefällt werden könnte. Jojo hatte angenommen, Tania Lilys neues Manuskript zu geben, wäre eine reine Formsache, doch jetzt durchschaute sie die Strategie des Verlags: Sie hielten sich bedeckt und warteten ab, wie Glasklar sich entwickeln würde und ob Lily Wright noch als sichere Investition gelten konnte.
    Die arme Lily war inzwischen im ganzen Land herumgereist und hatte eine Lesung nach der anderen absolviert. Täglich hatte entweder sie oder Anton angerufen, und kleinlaut und furchtsam gefragt, ob es Neuigkeiten gebe. Ob es einen neuen Vertrag gebe.
    Sie sorgten sich darüber, dass der Verlag sich so viel Zeit ließ, aber Jojo konnte keinen Druck machen, die Situation war zu heikel.
    Immer wieder beruhigte sie sie und sagte: »Tania hat mir versprochen, dass es Ende der Woche eine Entscheidung geben wird.« Aber das Ende der Woche kam, und was nicht kam, war eine Antwort von Tania, und so gingen vier Wochen ins Land, ohne dass ein Angebot gemacht wurde.
    Lily tat Jojo unglaublich Leid. Niemand sah gerne zu, wie ein hochgejubeltes Buch wie ein Stein versank, aber in diesem Fall gab es ernsthafte Konsequenzen für Lilys Laufbahn. Lily zu raten, mit dem neuen Vertrag zu warten, war ein Wagnis gewesen. Inzwischen war es klar, dass sie die Lage falsch eingeschätzt hatte: Nach einer Katastrophe in dem Ausmaß von Glasklar würde der Verlag ihr keinen neuen Vertrag geben, und auch kein anderer Verlag würde sie nehmen.
     
    Dienstagnachmittag, Ende November
    »Tania Teal am Apparat.«
    »Ja!«
    Jetzt war es so weit, das wusste Jojo. Der Anruf, der Lily Wright vernichten oder retten würde.
    »Tania, hallo.«
    »Es tut mir Leid, Jojo, aber das mit Lily Wright wird nichts.«
    »Jetzt mal langsam …«
    »Wir erneuern den Vertrag nicht.«
    »Tania, das ist nicht dein Ernst. Hast du das neue Buch gelesen, weißt du, wie fantastisch es ist …«
    »Jojo, ich spreche das aus, was alle anderen denken. Mimis Medizin war ein Einzelfall, ein Glückstreffer. Die Leser sind nicht Lily Wright treu, sondern dem ersten Buch. Glasklar ist der größte Reinfall, den wir je hatten.«
    »Gut, das Hardcover verkauft sich nicht besonders, aber du weißt, was das bedeutet.« Jojo zwang sich, positiv zu klingen. »Das Taschenbuch wird alle Rekorde brechen. Wie bei Mimis Medizin ! Es war wahrscheinlich zu früh,

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