Neue Schuhe zum Dessert
Lily als Hardcover rauszubringen, ein Autor muss sich erst eine Fangemeinde erwerben, bevor er im Hardcover erfolgreich ist. Noch ein, zwei Titel, und die Hardcover gehen weg wie warme Semmeln.«
Tania sagte nichts. Sie war nicht dumm. Sie hatte zu viel Schelte abbekommen, sie würde sich nicht überreden lassen.
»Lilys neues Buch ist großartig, finde ich«, wiederholte Jojo.
»Wenn Lily Wright ein zweites Mimis Medizin schreibt, dann veröffentliche ich das gern«, sagte Tania. »Alles andere geht nicht. Es tut mir Leid, Jojo, wirklich.«
Trotz ihrer Enttäuschung verstand Jojo. Tania wurde im Verlag sicherlich von allen Seiten kritisiert. Sie hatte ein Buch angenommen, hatte es hochgejubelt als Buch des Jahres, und es hatte sich als Rohrkrepierer erwiesen. Ihre Karriere hatte einen ernstlichen Knick bekommen. Kein Wunder, dass sie vorsichtig war.
»Lily Wright ist zurzeit eine der hoffnungsvollsten Autorinnen«, sagte Jojo. »Wenn ihr sie nicht mehr veröffentlichen wollt, dann gibt es viele andere Verlage.«
»Ich verstehe, und viel Glück damit.«
»Euer Pech«, sagte Jojo, knallte den Hörer auf und versank in düstere Gedanken. Eine der hoffnungsvollsten Autorinnen, fürwahr. Wenn es so weiterging, würde Lily Wright in der Versenkung verschwinden.
Jojo vergrub das Gesicht in den Händen. Verdammter Mist. Jetzt musste sie Lily die Nachricht überbringen, und lieber würde sie sich die Kugel geben. Mit einem Seufzer nahm sie den Hörer. Besser, sie brachte es hinter sich.
»Lily, ich habe von Dalkin Emery gehört, es geht um den neuen Vertrag.« Sehr schnell, bevor Lily sich falsche Hoffnungen machte, sagte sie: »Es tut mir Leid, es sind schlechte Nachrichten.«
»Wie schlecht?«
»Sie wollen das neue Buch nicht.«
»Ich kann ein anderes schreiben.«
»Sie wollen den Vertrag nur unterschreiben, wenn es ein zweites Mimis Medizin ist. Es tut mir sehr Leid«, sagte Jojo aufrichtig.
Nach einem Schweigen sagte Lily leise. »Ist schon gut. Bitte, Jojo, es ist in Ordnung.«
So war Lily: so sanft, sie würde nie zu schreien und zu rechten anfangen.
»Ich habe ein extrem schlechtes Gewissen, ich hätte im Mai darauf bestehen sollen, dass Sie den Vertrag unterschreiben.« Als sie dich haben wollten.
»Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Niemand hat mich gezwungen zu warten«, sagte Lily. »Es war meine Entscheidung. Meine und Antons. Noch eine Frage: Besteht die Hoffnung, dass Glasklar sich noch einmal berappelt?«
»Es wird noch Werbung dafür gemacht.«
»Vielleicht, wenn es sich besser verkauft, überlegt der Verlag es sich noch mal. Oder vielleicht nimmt mich ein anderer Verlag.«
»Das ist die richtige Einstellung.«
Jojo legte auf, sie war erschöpft. Schlechte Nachrichten zu überbringen gehörte zu ihrer Arbeit wie die Überbringung guter Nachrichten, aber sie hatte sich lange nicht mehr so mies gefühlt. Arme Lily.
Dazu kam, dass es aus ihrer eigenen Perspektive kein guter Moment für Jojo war, einen Misserfolg einzufahren. Sie machte nicht oft Fehler und hasste es, wenn ihr einer unterlief. Aber in Anbetracht der bevorstehenden Entscheidung passte ihr dieser Fehlschlag überhaupt nicht ins Konzept. Sie hatte mehr Umsatz gemacht als die anderen Agenten, aber ihre Krone hatte ein bisschen von ihrem Glanz eingebüßt.
Am Morgen danach
Jojo rief die Bestsellerliste am Computer auf und tippte mit angehaltenem Atem, weil sie auf einen Umschwung in letzter Minute hoffte. Wunder geschahen – obwohl nur ein Dummkopf hier damit rechnen würde. Sie ging die Liste durch, tiefer und tiefer … dann hörte sie auf.
»Und?«, fragte Manoj, auch mit angehaltenem Atem.
Jojo seufzte. »Wie ein Felsbrocken von den Klippen.«
Ihr Telefon klingelte. Sie wusste schon, wer es sein würde: Patrick Pilkington-Smythe. »Wir schalten keine weiteren Anzeigen für Glasklar. Es hat keinen Zweck mehr.«
»Sie geben auf? Schade. Ein letzter Schub vor Weihnachten hätte es bringen können.«
Er lachte spöttisch. »Sie geben sich nie geschlagen, was, Jojo?«
»So ist es.«
Patrick sagte nichts. Er war schon länger im Geschäft als Jojo. So zu tun, als ob alles in Ordnung wäre, bedeutete nicht, dass es auch tatsächlich in Ordnung war. Das kratergroße Loch in seinem Budget gab davon Zeugnis.
Niedergeschlagen legte Jojo auf. Auch sie hatte keine Hoffnung mehr.
Gemma
Ein Buch zu schreiben, ist längst nicht so leicht, wie man glauben könnte. Meine Lektorin (ich finde, das hört sich
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