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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Spiegel und bürstete mir die Haare. Ich kramte in meinem Make-up-Täschchen, aber ich brauchte nichts, ich war schon wie verwandelt. Trotzdem trug ich schnell etwas Rouge und etwas Lipgloss auf, es konnte nichts schaden. Und Mascara. Und den komischen Augenbrauenstift, den Irina mir angedreht hatte. Dann zwang ich mich aufzuhören und ging zu Irina, um sie zu bitten, auf Ema aufzupassen. »Ich gehe eine Weile aus.«
    Sie fragte: »Warum?«
    »Ich mache etwas Übereiltes.«
    »Mit Anton? Gut. Aber so kannst du nicht gehen. Du brauchst Porenverkleinerer.« Sie griff schon nach ihrem Kasten mit Kosmetika, aber ich floh.
    Ich musste aus der Wohnung. Anton konnte zwar noch nicht an der U-Bahnstation sein, aber ich war zu aufgedreht, um drinnen zu bleiben.
    Es wurde dämmerig, das Licht war von einem dunklen Blau, und bei meinem forschen Schritt würde ich den Bahnhof in weniger als fünf Minuten erreichen.
    Das Bild von meiner Zukunft, das ich hatte, als ich wegen meiner Trauer um Anton gefühllos war, kam mit aller Macht zurück; ich war überzeugt gewesen, dass ein neues Leben auf mich wartete, voller Gefühle und Farben und Lachen und mit ganz anderen Menschen. Und ich hatte nicht aufgehört, an diese Vision zu glauben, aber manche der Mitspieler bleiben dieselben wie vorher. Anton spielte immer noch die Hauptrolle, er war mit der Rolle eins geworden.
    Ich bog um die Ecke und hatte noch wenige Schritte vor mir, ich richtete den Blick durch die Dämmerung auf das magische Tor, durch das Anton zu mir kommen würde.
    Dann bemerkte ich, dass eine schlaksige Gestalt vor dem Bahnhof mich beobachtete. Obwohl es zu dunkel war, um ihn genau zu erkennen, und zu früh, als dass Anton schon da sein konnte, wusste ich sofort, dass er es war. Ich wusste, er war es.
    Ich stolperte nicht wirklich, aber es fühlte sich so an. Es war, als würde ich ihn zum ersten Mal sehen. Meine Schritte wurden langsamer; ich wusste, was passieren würde: Wenn ich erst einmal vor ihm stand, wäre es besiegelt. Wir würden nicht sprechen, wir wären fest miteinander verbunden, verschmolzen, für immer.
    Ich hätte anhalten können. Ich hätte mich abwenden und die Zukunft auslöschen können, aber ich setzte weiter einen Fuß vor den anderen, als zöge ein unsichtbares Band mich zu ihm. Jeder Atemzug hatte ein lautes Echo, als wäre ich unter Wasser mit einem Tauchgerät, und als ich näher kam, musste ich den Blick senken. Ich konzentrierte mich auf den Gehweg vor mir – eine Tüte von Fortnum and Mason, ein Champagnerkorken, vornehmer Abfall, schließlich waren wir in St. John’s Wood – bis ich bei ihm war.
    Das Erste, was er sagte, war: »Ich habe dich von ferne gleich gesehen.« Er nahm eine Strähne von meinem Haar. Ich rückte näher an seine Größe, seine Schönheit, seine Anton-Artigkeit, in das Licht seiner Gegenwart.
    »Ich habe dich auch gesehen.«
    Während die Menschen hin- und hereilten, wie Gestalten in einem Film mit Schnellvorlauf, blieben Anton und ich bewegungslos wie Statuen stehen, blickten einander in die Augen, seine Hände ruhten auf meinen Armen, um uns herum ein magischer Kreis. Und ich sagte, was ich immer schon gewusst hatte: »Als ich dich sah, wusste ich sofort, dass du es warst.«

Epilog
    Fast auf den Tag genau neun Monate, nachdem Owen mich verlassen hatte, bekamen er und Lorna ein kleines Mädchen, das sie – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! – Agnes Lana May nannten. Nicht die geringste Ähnlichkeit mit Gemma. Sie baten mich nicht, Patentante zu werden, und zurzeit gibt es auch keine Pläne, zusammen in die Dordogne zu fahren.
    Mein Buch erschien Mitte Mai und war ein Flop. Man gab dem Schutzumschlag, dem Titel und den verheerenden Besprechungen die Schuld. Man war sich einig, es war »… Eskapismus pur. Die verlassene Ehefrau unterzieht sich einer grundlegenden Erneuerung, nimmt sich einen viel jüngeren Mann und hat nach sechs Monaten ihr eigenes Unternehmen. Damit wird die Situation von Frauen, die nach Jahren des loyalen Dienstes als Ehefrauen verlassen werden, verhöhnt. Natürlich kommt der Ehemann am Ende des Buches zurück, weil er den sexuellen Forderungen der jungen Geliebten nicht gerecht werden kann, doch seine Frau weist ihn ab …«
    Es war entsetzlich demütigend. Die einzigen freundlichen Besprechungen erschienen in miesen Zeitschriften, die sich auf Geschichten nach dem Motto »Ich habe meiner Tochter den Ehemann ausgespannt« spezialisiert hatten. In einer dieser Kritiken

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