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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sorgfältig abzuwägen.
    Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf: Es war doch bestimmt besser, wenn ihre Eltern zusammen wären. Aber vielleicht wollte ich mich selbst dazu überreden, weil ich ihn liebte.
    Und was war mit Gemma? Könnte ich je über das hinwegkommen, was ich ihr angetan hatte? Wenn ich es hätte entscheiden können, dann hätte ich ihr niemals wehgetan. Aber ich hatte ihr großen Kummer bereitet. Es war geschehen, es konnte nicht ungeschehen gemacht werden, auch dann nicht, wenn Anton und ich für immer getrennt blieben.
    Ich seufzte lang und erschöpft, ich starrte an die Decke, als ob ich hoffte, da die Antwort zu finden.
    Das Glück ist eine Seltenheit, und man muss danach greifen, wenn es sich einstellt. Ich wollte das Richtige tun, aber wie können wir jemals wissen, was das Richtige ist? Es gibt keine Garantie.
    Ich konnte Vernunftgründe vorbringen, noch und noch, aber ich wüsste trotzdem nicht, was richtig und was falsch ist.
    Ich beschloss, eine Liste zu machen – als ob die größte Entscheidung, die man im Leben zu fällen hat, aufgrund einer Liste getroffen werden könnte, die man an den Rand des Fernsehprogramms kritzelt. Dennoch, besser als gar nichts …
Für Ema wäre es besser, wenn ihre Eltern zusammen wären.
Ich fühle mich imstande, meine Schuldgefühle gegenüber Gemma zu überwinden.
Ich habe Anton wegen des Hauses verziehen, und in Zukunft werden wir vernünftiger mit unserem Geld umgehen.
Er ist der liebste Mensch in meinem Leben. Um Längen. (Außer Ema.)
    Hmmmm …
    Also, dachte ich, es konnte ja nicht schaden, mit Anton zu sprechen. Deswegen rief ich die Mächte des Universums herbei und traf eine Entscheidung. Ich würde ihn anrufen – jetzt sofort und nur dieses eine Mal –, und wenn ich ihn nicht antraf, dann war das ein Zeichen, dass wir nicht zusammen sein sollten. Ich ging zum Telefon und hoffte, ich könnte dem Apparat vermitteln, wie wichtig mein Auftrag war. Ich hätte gern gewusst, wo Anton jetzt war, welchen Plan es für uns gab. Dann wählte ich seine Nummer, hielt den Hörer ans Ohr, hörte das Klingeln am anderen Ende und betete.

Jojo
    Es war die Autorenparty von Dalkin Emery; Jocelyn Forsyth trieb sich in der Nähe der Tür herum, er langweilte sich zu Tode. An sein Rentnerleben konnte er sich nicht richtig gewöhnen, er vermisste den Trubel. Aber vielleicht war es ein Fehler gewesen, um eine Einladung zu dieser Party zu bitten. Bisher war er schrecklich enttäuscht. Es wimmelte nur so von jungen Türken. Keine knackigen Kerle. In dem Moment sah er jemanden, und sein Herz machte vor Freude einen Sprung. »Jojo Harvey! Und wir dachten schon, Sie hätten uns für immer verlassen.«
    Sie sah besonders verführerisch aus und befand sich in der Begleitung eines Wesens, das fast ebenso entzückend aussah und das sie als ihre Kusine Becky vorstellte.
    »Herzlichen Glückwunsch zu ihrer fantastischen Neuigkeit mit Lily ›Lazarus‹ Wright. Ihre Karriere wurde wie oft für beendet erklärt? Immer eine heikle Sache, wenn man sich selbstständig macht.« Er kam näher an sie heran. »Das war scheußlich, das mit dem jungen Gant. Freut mich, dass es sich für Sie auszahlt. Aber natürlich, wenn einer es schaffen würde, dann Sie.«
    Jojo schüttelte ihre Haare und strahlte. »Danke, Joceyln«, und ging weiter. Sie hatte keine Zeit zum Plaudern, sie hatte einen Auftrag zu erfüllen. In gewisser Weise.
    Becky blieb an ihrer Seite, während Jojo sich durch die Menge schob und Lob und gute Wünsche entgegennahm. Ihre Sinne standen auf Alarmstufe eins, ihre Nerven waren gespannt wie die Saiten einer Geige, und sie warf ihre Haare herum und lachte aufgedreht. Selbst wenn sie nur mit Becky sprach, produzierte sie sich auf diese Weise, bis Becky sie anzischte: »Jetzt hör auf damit, die denken noch, du stehst unter Drogen.«
    Jojo zischte zurück: »Wenn er aber hier ist? Ich muss glücklich aussehen.«
    »Jojo, vielleicht bist du noch nicht so weit, ihn zu treffen.«
    »Irgendwann muss ich ihm ja begegnen. Ich kann nicht herumschleichen und mich dauernd davor fürchten, dass ich plötzlich vor ihm stehen könnte.«
    Aber nach weiteren zwanzig Minuten sagte sie zu Becky: »Ich glaube, er ist nicht hier. Wir bedienen uns noch an den Hühnchenspießen, dann gehen wir.«

Gemma
    Beschattet von Dad, der humpelte, als hätte man ihm die Eier abgenommen, eilte ich in die Apotheke. Mir war fast übel vor Angst. Hinter der Theke stand ein Mann, er trug den vorgeschriebenen

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