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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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weißen Kittel, er hatte die richtige Größe, aber ich konnte sein Gesicht nicht sehen.
    Wenn er sich umdreht, und es ist Hinkebein, dann gebe ich auf, dachte ich. Ich und Johnny der Apotheker soll dann eben nicht sein.
    Dann drehte der Mann sich mit enervierender Langsamkeit um und – Oh, Gott sei Dank  – er war es, Johnny!
    »Gemma!« Er begann zu strahlen, dann blickte er fragend über meine Schulter nach hinten.
    »Ach, das ist mein Vater«, sagte ich, »beachten Sie ihn gar nicht.«
    »Ist gut.«
    Ich trat näher. »Ich habe Ihren Brief bekommen«, sagte ich verlegen. »Danke. Hat Ihnen das Buch wirklich gefallen?«
    »Ja. Besonders die Geschichte mit Izzy und Will.«
    »Wirklich?« Mein Gesicht hatte die Farbe eines Feuerwehrautos angenommen.
    »Ich mochte es, wie sie am Schluss zusammengekommen sind. Er scheint ein netter Typ zu sein.« Er warf einen leicht nervösen Blick auf Dad hinter mir. Der egoistische alte Knacker. Warum musste er mitkommen?
    »Oh, Will ist sehr nett«, sagte ich und versuchte mich auf das, was vor mir lag, zu konzentrieren, nämlich Johnnys Herz oder wenigstens sein Interesse für mich zu gewinnen. »Er ist wunderbar.«
    »Izzy aber auch.«
    Hinter mir hörte ich Dad rufen: »Großer Gott, Sie sind ja Will! Der im Buch!«
    Er humpelte nach vorn. »Ich bin Declan Nolan, der Vater, der abhaut.«
    Ich fuhr dazwischen; das wurde mir viel zu kumpelhaft. »Und ich bin Izzy.«
    »Gut gemacht.«
    »Wie Will und Izzy.«
    Endlich schnallte er es. »Ah, verstehe, ich lasse euch mal allein.« Er ging zur Tür, und ich wandte mich wieder zu Johnny um. Plötzlich hatte ich die schreckliche Vorstellung, dass wir uns für alle Zeiten so begegnen würden, eine Theke zwischen uns, während ich nach dummen Dingen verlangte, die ich nicht brauchte, und er sie mir mit freundlichen Blicken verkaufte. Das hier war der Moment der Wahrheit. Es musste etwas geschehen, damit wir von diesem Punkt wegkommen würden.
    »Gemma«, sagte er.
    »Ja?« Ich hielt den Atem an.
    »Ich habe es mir überlegt.«
    »Ja.«
    »Sie haben da vor langer Zeit was vorgeschlagen.«
    »Ja?«
    »Dass wir uns auf einen Drink treffen sollten.«
    »Ja?«
    »Ist jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen?«
    Jaaaa!
     
    Später im Auto sagte Dad: »Ich konnte es kaum glauben. Du bist zu dem Mann gefahren und hast deine Karten offen auf den Tisch gelegt. Wie weit ist es nur mit uns gekommen?«
    »Komm schon, Dad, was ist denn dabei? Schließlich habe ich ihn nicht gebeten, seine Ehefrau nach fünfunddreißig Jahren zu verlassen, oder?«
    Hatte ich das wirklich gesagt? Wir sahen uns an, beide wachsam. Schließlich sagte Dad: »Vielleicht müssen wir zu einer Familienberatung gehen, was meinst du?«
    »Dad, mach dich nicht lächerlich, wir sind Iren.«
    »Aber mit diesen üblen Gefühlen sollte man nicht ständig rumlaufen.«
    Ich dachte nach. »Es wird vorübergehen. Lass mir einfach Zeit.«
    »Die Zeit heilt alle Wunden, richtig?«
    Ich dachte nach. »Nein.« Doch dann gab ich zu: »Aber die meisten.«

Jojo
    Und dann, als sie gerade wieder ihre Haare herumwarf, sodass sie beinah in Kathleen Perrys Glas gelandet wären, sah sie ihn – er lehnte an der Wand in einem dunklen Anzug. Er beobachtete sie. Ihre Blicke trafen sich, und es war wie ein Schlag in die Magengrube. Plötzlich waren sie die beiden einzigen Menschen im Saal.
    Ihr Herz schlug heftig, ihre Hand, die das Glas hielt, wurde schweißnass, und alles fühlte sich über die Maßen wirklich an. Sein Mund formte: »Warte!«, dann »Bitte!« Dann stieß er sich von der Wand ab und schob sich durch die Menschen in ihre Richtung.
    »Er kommt hierher«, zischte Becky. »Lauf weg!«
    »Nein.« Sie musste da durch. Es konnte nur ein erstes Mal für eine neue Begegnung geben, warum nicht jetzt?
    Er verschwand einen Moment aus ihrem Blickfeld, tauchte dann wieder auf und bahnte sich einen Weg durch das Dickicht junger Türken in ihrer Nähe. Becky ließ sie allein.
    Und dann stand er vor ihr.
    »Jojo?« Es klang wie eine Frage, als müsste er sich überzeugen, dass sie es wirklich war.
    »Mark.« Allein seinen Namen zu sagen, war eine Erleichterung.
    »Du siehst …« Er suchte das passende Wort. »… großartig aus.«
    »Wie immer«, sagte sie. Seine Augen strahlten, und einen Moment lang war es wie früher.
    Bis Jojo fragte: »Wie geht es Cassie und den Kindern?«
    Vorsichtig sagte er: »Ganz gut.«
    »Ihr seid noch zusammen, du und Cassie?«
    Er zögerte. »Sie hat es

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