Neue Schuhe zum Dessert
hält.«
»Nie im Leben! Sie überlastet mich absichtlich, damit ich zusammenbreche und kündige. Sie ist eine Zicke, und ich hasse sie.«
Beckys Horrorgeschichte ging Jojo so an die Nieren, dass sie ihre Zigaretten aus der Tasche holte.
»Ich habe wieder angefangen.«
»Und was ist mit der Akupunktur?«
»Jedes Mal, wenn ich mit der Nadel am Ohr rumgespielt habe, kriegte ich Gelüste nach Kartoffelbrei, aber richtig schlimm. Am Freitagabend gehe ich zu einer Hypnotiseurin. Einer der Partner, Jim Sweetman, hat mir die Telefonnummer gegeben. Er hat vierzig am Tag geraucht, und jetzt ist er schon die dritte Woche rauchfrei.«
»Wir brauchen alle ein Laster«, sagte Becky tugendhaft.
»Ich weiß, aber das Leben wird den Rauchern richtig schwer gemacht. Wenn ich im Büro rauchen will, muss ich auf die Straße gehen, und manchmal kommen Männer vorbei, die mich für eine Prostituierte halten.«
Becky nahm einen Schluck von ihrem Wein und prüfte ihre Zähne mithilfe des Löffels. Sie erschienen verkehrt herum, aber nicht schwarz. Gut. »Mir geht’s schon besser«, sagte sie. »Es hilft, wenn man Dampf ablassen kann. Jetzt bist du dran, Jojo, was gibt’s Neues?«
»Na ja …, also, ich habe in letzter Zeit nichts verkauft. Ich hatte kein Glück. Und zwar gar keins, und der blöde Richie Gant hat in den letzten beiden Monaten zwei große Verträge abgeschlossen, und davon wird mir ganz mulmig.«
Becky drohte mit dem Zeigefinger. »Hast du nicht letzte Woche einen Vertrag abgeschlossen? Und hast du dir zur Feier des Tages nicht die Handtasche von Marc Jacobs gegönnt?«
»Welchen Vertrag denn? Ach, das war doch nur Eamonn Farrell. Ich meine nicht die Autoren, die schon auf meiner Liste stehen. Ich muss neue Autoren finden. Wenn es nicht bald ein bisschen besser läuft, dann kriege ich dieses Jahr keinen Bonus.«
»Und wie sollst du dir dann weitere Handtaschen von Marc Jacobs leisten? Bonus, das bringt es doch nicht. Du solltest Prozente kriegen. Und Partner werden!«
»Ich bin dabei.«
»Sprichst du immer noch mit deiner Handtasche?«
»Nicht mehr so viel.«
»Und wie klappt es mit dem neuen Typ im Büro?«
»Manoj? … Er ist jung, ehrgeizig, ziemlich schlau, aber … na ja, er ist eben nicht Louisa. Warum musste sie auch schwanger werden und mich verlassen?«
»In vier Monaten ist sie wieder da.«
»Meinst du? Glaubst du nicht, dass sie sich so sehr in ihr Baby verliebt, dass ihr die Arbeit egal ist?«
»Louisa? Kann ich mir nicht vorstellen.«
Louisa liebte Stöckelschuhe und Wodka-Cocktails und war fix im Kopf. Während der Schwangerschaft hatte sie von den Wodka-Cocktails abgelassen, aber sonst war alles gleich geblieben.
»Sie fehlt mir«, seufzte Jojo. »Jetzt habe ich keinen, mit dem ich reden kann.« Louisa war die Einzige im Büro, die von ihrer Affäre mit Mark wusste.
»Wie sieht denn dieser Manoj aus?«
»Nein, nein, Becky, der kommt nicht infrage. Ein schmales Hemd, feucht hinter den Ohren. Ein bisschen pingelig. Möchte, dass ich fantastisch aussehe, und glaubt, er muss sich darum kümmern.«
»Schwul?«
»Nein.«
»Auf der Kippe zu schwul?«
»Kann man sagen. Und wie gesagt, schlau. Nach nur zwei Wochen hat er schon raus, was sich zwischen mir und Richie Gant abspielt.«
»Weiß er von Mark?«
»Nein! Du bist wohl wahnsinnig.«
»Wann kommt Mark von der Buchmesse zurück? Wo ist sie überhaupt?«
»Freitag. Jerusalem.«
»Warum bist du nicht mitgefahren?«, fragte Becky.
»Damit ich eine Woche nicht im Büro bin und in einem Hotelzimmer darauf warte, dass er von seinen Besprechungen zurückkommt?« Jojo versuchte, die Entrüstete zu spielen, aber es gelang ihr nicht richtig. »Ach, aber stell dir nur vor. Fünf Tage im Bett. Zimmerservice, Fernsehen, jeden Tag frische Bettwäsche. Hotelbettwäsche hat was … Aber es sind zu viele von Lipman Haigh im selben Hotel. Einer hätte uns bestimmt gesehen.« Jojo blickte traurig auf ihre Pizza.
Becky zeigte ihr Mitgefühl, indem sie Jojo die Hand drückte, aber es gab nichts dazu zu sagen. Seit Jojos Affäre mit Mark vor vier Monaten begonnen hatte, hatten sie die Situation so oft analysiert, dass Becky trotz aller Freundschaft sich manchmal wünschte, sie hätte nie davon erfahren.
Sie teilten die Auffassung, dass die Ehe schon unbefriedigend gewesen sein musste, da Mark ausgebrochen war. Aber wenn man tatsächlich eine Affäre hatte, sah das ganz anders aus, dachte Jojo. Man fühlte sich schuldbewusst. Ihr ging es
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