Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
Vom Netzwerk:
Plattheiten sagen und habe entsprechend nichts als Plattheiten von mir gegeben. Du hast nichts dabei gefunden, wie ich dich anschaute. Vielleicht sind deine Lenden nicht hungrig. Wenn ich etwas sagte, hast du geantwortet, gewiß, wolltest sogar mehr sagen, einen oder zwei Sätze hinzufügen. Vielleicht um das Gesagte weniger dogmatisch, weniger absolut erscheinen zu lassen. Um ein Gespräch zu ermöglichen, sich entwickeln zu lassen. Du hast verweilen wollen, und ich bin fortgeeilt, wollte ein einziges Mal die Initiative ergreifen, wegen unserer Situation. Habe kein Vertrauen in mich gehabt, meine ich.
    Lassen wir unausgesprochen, wonach wir suchen.
    Lassen wir den anderen nicht merken, daß wir es wissen.
    Lassen wir uns nicht zu Banalitäten herab.
    Dein Gesicht ist zum Fenster gerichtet, ist jetzt immer dort, obwohl du damals gar nicht stehengeblieben bist und geschaut hast, du hast nicht einmal eine Entschuldigung gefunden, die Straße zu überqueren, näherzukommen und dich zu vergewissern. Du hast herübergeblickt und wieder fortgeschaut; glaube ich jedenfalls. Ich sah fort und sprach weiter, nein, hörte weiter dem Geschäftsführer zu – genau in dem Augenblick, da ich annahm, da ich erwartete, daß sich unsere Blicke, deine und meine Augen, hätten treffen können, als du sie in meine Richtung drehtest, bis auf wenige Millimeter an meinen Blick heran, der deine Augen suchte, deine Augen suchte.
    Augen gibt es in großer Auswahl.
    Zugegeben, meine Frau und ich haben eine unterschiedliche Einstellung zum Kalender. Sie glaubt an Mondmonate – obwohl sie weder Wissenschaftlerin noch Mythologin ist –, an Gezeiten und Neumonde und errechnet sich Daten und Zeiten mittels physikalischer Phänomene. Ich vermute, daß sich das nicht so sehr von einem besonderen klassischen Interesse oder Wissen herleitet als von den Anweisungen auf der Packung der Pille. Ich dagegen glaube an Kalendermonate, ich glaube, daß jeder Monat einunddreißig Tage hat, mit Ausnahme der fünf Monate, bei denen das nicht der Fall ist. Ein Schaltjahr löst etwas andere Überlegungen aus, aber da keiner von den dreien, die hier behandelt werden (den Buchhändler schließe ich aus, da er eine unbekannte Nebengestalt und keine Hauptperson ist), in einem solchen Jahr geboren wurde, bedarf dieses Problem keiner Diskussion.
    Mehr als du zugeben willst, bist du es leid, für sechzehn, siebzehn gehalten zu werden, wo du doch wie alt bist? – zweiunddreißig?
    Du hast das einmal in einem Radiointerview preisgegeben. Eine Sendung am Nachmittag, noch dazu für Frauen! Ein Geplauder der scheinbar vertraulichen Art.
    Natürlich wußtest du nicht, daß ich zuhörte.
    Ich hatte die Sendung zufällig in der Radio Times angekündigt gesehen und Datum und Zeit in meinem Kalender vermerkt. Mich entsetzten die Dummheiten, die du von dir gabst, und war um deinetwillen verlegen. Die Sendung stärkte meine Überzeugung, daß du in der Öffentlichkeit eine Maske trägst, daß du dir dieses Rollenspiels bewußt bist und daß du weißt, daß es dich herabwürdigt. Die Frage, in welchem Maße du dich auch im privaten Leben verstellst, fasziniert mich an dir. Du kannst nicht so offen sein, wie du normalerweise wirkst. Doch scheint dein öffentliches Image mit deiner privaten Person übereinzustimmen. Niemand könnte so unwirklich sein. Nicht bei deinem Aussehen.
    Nicht mit diesen Augen, die so sehen und aussehen wie die deinen.
    Dein Gesicht, das zum Fenster hereinschaut (ich bin von diesem Bild besessen, würde es am liebsten auslöschen), und ich schaute zurück, blickte wieder in dein Gesicht, nachdem mich der Geschäftsführer gefragt hatte, warum er wegen der Stellung nicht persönlich vorgeladen worden war, und da warst du gegangen, bist gegangen, bist fort. Es war kein Schock. Bist weitergegangen, fortgegangen. Die Zeitformen verschwimmen, wechseln, wie sich auch die Situation verändert, da die Zeit weder lunar noch kalendarisch ist, sondern das Zucken eines Auges.
    Ich lächle den Geschäftsführer schwach an, tue, als sei ich vage interessiert an seinen Worten, zucke die Achseln zum Zeichen, daß ich die Antwort auch nicht weiß, obwohl sie auf der Hand liegt, und gehe zwei Schritte auf das Fenster zu; und der Winkel zwischen meinen Augen und der Senkrechten des Fensterrahmens, da ich dich sehe, beträgt dreißig Grad. Aus dieser Information vermag jeder, der die Lage des Buchladens kennt, zu schließen, daß du eben in diesem Augenblick an einer

Weitere Kostenlose Bücher