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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Frank.
    »Ich kann meinen Stahlhelm nicht mehr finden!« sagte Baumann und schaute sich suchend um.
    »Ich auch nicht«, sagte Frank.
    »Das wird teuer«, sagte Baumann. »Ich weiß nicht mehr genau, wieviel, aber Stahlhelm ist teuer, was soll ich denn in die Verlustmeldung reinschreiben, ich meine, Prügelei und so, das muß man ja auch erst mal klären, was das für Konsequenzen haben kann, ich meine, da schreibt man dann eine Verlustmeldung und dann schreibt man da rein, daß man sich mit denen da gekloppt hat … «
    »Alles klar, Baumann«, unterbrach ihn Frank, »ich muß den mal wegbringen.«
    »Aber die Sanis sind doch da drüben«, sagte Baumann und zeigte zum Stadion hinüber.
    »Ja, aber der muß zu seiner Einheit«, sagte Frank. »Warte du mal hier auf die anderen. Wo sind die überhaupt?«
    »Die sind da vorne, da ist noch ordentlich Keilerei.« Baumann zeigte den Osterdeich hinunter Richtung Innenstadt. »Ich wollte eigentlich bloß meinen Helm holen.«
    »Ach so. Naja. Der Hauptfeld liegt jedenfalls da drüben.«
    »O Gott, der Hauptfeld«, sagte Baumann. »Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll. Was sollen wir denn jetzt machen? Soll ich zu dem jetzt hingehen oder lieber nicht, vielleicht hat der einen Schock, das habe ich mal bei einem erlebt, da weiß man gar nicht, ob das noch gilt, wenn der einem jetzt irgendwas befiehlt oder so, nehmen wir mal an… «
    »Mach’s gut, Baumann.«
    Frank setzte sein Barett auf, nahm Mike am Arm, und sie gingen los. Bei der nächsten Gelegenheit bogen sie rechts ab in die Straße Auf dem Peterswerder, an deren Eingang eine Sperre war. Frank ging mit Mike an den dort versammelten Polizisten vorbei, und niemand hielt sie auf, man beachtete sie gar nicht. Dann bog er gleich wieder links ab, in die Braunschweiger Straße, die war ganz ruhig und menschenleer.
    »Nimm mal den Helm ab«, sagte er zu Mike, als sie um die Ecke waren.
    »Wieso?« fragte Mike. Es ging ihm offensichtlich nicht besonders gut, er war ziemlich wackelig auf den Beinen, und Frank stellte ihn an einen Vorgartenzaun, damit er alleine stehen konnte.
    »Ich glaube, in dieser Gegend sollte man jetzt nicht mehr mit einem Stahlhelm herumlaufen.« Er nahm Mike vorsichtig den Helm vom Kopf und warf ihn über den Zaun.
    »Du hast doch auch Uniform an.« ;
    »Ja, aber ich habe wenigstens keinen Stahlhelm.«
    »Das ist doch unlogisch.«
    »Mike, willst du wirklich lieber den Stahlhelm tragen? Dann hole ich ihn da wieder raus und du kannst ihn wieder aufsetzen, echt mal!«
    »Ja, ja, Entschuldigung.«
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen.«
    »Ja, ja«, sagte Mike. Er lehnte sich über den Gartenzaun und kotzte einen ordentlichen Schwall in den Vorgarten.
    »Laß mal deinen Kopfsehen«, sagte Frank, als Mike damit fertig war.
    Mike beugte sich vor und Frank schaute sich die große
    Platzwunde auf Mikes Kopf an. Sie blutete immer noch.
    »Damit mußt du ins Krankenhaus, Mike.«
    »Wie soll ich denn jetzt ins Krankenhaus?«
    »Wir müssen nur zum St.-Jürgen-Krankenhaus, das ist nicht weit.«
    »Ich will nicht in ein Krankenhaus. Wenn mich da die Bullen kriegen.«
    Mike sah bleich aus und er zitterte.
    »Wenn sie dich da kriegen, dann können die dir gar nichts beweisen.«
    »Ich würde lieber nach Hause«, sagte Mike.
    »Du hast da eine riesige Wunde«, sagte Frank.
    »Da kann sich meine Mutter drum kümmern, da würde ich echt lieber nach Hause.«
    »Wo wohnt denn deine Mutter?«
    »In Walle.«
    »Du kannst doch jetzt nicht mit der Straßenbahn nach Walle fahren.«
    »Doch, klar«, sagte Mike.
    Sie gingen ein paar Schritte weiter, dann knickte Mike in den Beinen ein und fiel auf das Pflaster.
    »Mike«, sagte Frank, aber Mike antwortete nicht mehr.
    Frank versuchte, Mike irgendwie hochzukriegen, aber das ging nicht so einfach, er war zu schwer. Schließlich entsann er sich dessen, was er in seiner Grundausbildung gelernt hatte, und nahm ihn in den Rautek-Griff. Es war also doch nicht alles ganz umsonst, dachte er, als er Mike auf diese Weise die Braunschweiger Straße hinunter bis zur Lüneburger Straße schleifte. In der Lüneburger Straße trafen sie auf jede Menge Mannschaftswagen der Polizei, und bei denen standen und in denen saßen jede Menge Polizisten, die Frank verwundert anstarrten, als er mit Mike im Rautek-Griff aus der Braunschweiger Straße kam. Da muß man jetzt durch, dachte er. Er legte Mike in der stabilen Seitenlage auf dem Gehweg ab und ging zur nächsten Gruppe herumstehender

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