Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
dachte er, aber auf jeden Fall ist das nicht fair.
    »Jetzt hör aber auch mal auf«, sagte das Mädchen neben ihm. Frank sah sie an. »Ich meine, schau mal raus oder so. Die Sonne scheint. Es ist Sommer. Entspann dich mal, er hat das nicht so gemeint.«
    »Entspannen? Ich bin entspannt. Aber es kann ja wohl nicht sein, daß man Leute im Auto mitnimmt, und dann wird man blöd von der Seite angequatscht.«
    »Mein Gott«, sagte sie, »du kannst doch jetzt nicht dein Auto benutzen, um uns deiner Art zu denken zu unterwerfen, das ist doch total pervers.«
    »Soso, man kann also nicht sein Auto benutzen, um jemanden seiner Art zu denken zu unterwerfen, richtig? Habe ich das richtig verstanden, ja? Um jemanden seiner Art zu denken zu unterwerfen?!«
    »Das ist mir jetzt irgendwie zu aggressiv«, sagte das Mädchen und schaute zum Fenster raus.
    »Ich bin nicht aggressiv, ich bin überhaupt nicht aggressiv. Und ich habe mein Auto auch nicht benutzt, um jemanden meiner Art zu denken zu unterwerfen, was ist das für ein Quatsch. Ich habe mein Auto benutzt, um zur Mensa zu fahren, um was zu essen. Und dann habe ich es auch noch benutzt, um einige Leute mitzunehmen, einfach so, damit die sich nicht mit Bus und Bahn durchschlagen müssen, was man im übrigen auch machen könnte. Stimmt’s?«
    »Stimmt was?«
    »Wie, stimmt was?«
    »Ob was stimmt, daß man sich im übrigen auch mit Bus und Bahn durchschlagen kann, oder das andere, worauf bezieht sich das mit dem Stimmen?«
    »Das andere«, sagte Frank verwirrt. »Ich habe mein Auto benutzt, um zum Essen zu fahren und habe dabei einige Leute mitgenommen. Habe ich damit angefangen, die Leute meiner Art zu denken zu unterwerfen? Habe ich euch gefragt, warum ihr Studenten seid oder so? Nein. Ich wurde gefragt, warum ich in der Mensa esse, obwohl ich kein Student bin. Fragt man jemanden so etwas, der einen gerade mitgenommen hat? Und was will man mit dieser Frage erreichen? Ist es nicht so, daß diese Frage letztendlich bloß darauf hinausläuft, daß ich mich rechtfertigen soll? Und habe ich das nötig? Nehme ich deshalb Leute mit?«
    »Du kannst uns doch nicht alle dafür verantwortlich machen, daß einer von uns dich das fragt! Das ist ja Sippenhaft.«
    »Ja«, sagte Frank, »Sippenhaft, klar, Sippenhaft. Habe ich jemanden in Haft genommen? Habe ich Konsequenzen angedroht? Habe ich gesagt, ihr sollt raus, oder was? Habe ich euch das angedroht? Habe ich mein Auto benutzt, um eine Drohung auszusprechen? Sippenhaft …!«
    »Das ist mir jetzt aber echt zu aggressiv«, sagte das
    Mädchen wieder, aber jetzt sah sie nicht mehr aus dem Fenster, sondern starrte ihn an, und das war Frank dann doch unangenehm. Das ist alles ein bißchen peinlich, dachte er, für alle, ich versaue ihnen den Tag, und sie versauen mir den Tag, das kann nicht gut sein, aber der Arsch da hinten hat angefangen, dachte er, man sollte ihn nehmen und rausschmeißen, Harry hätte das sofort gemacht, dachte er, aber ich bin ja wohl mehr der Hippietyp, wobei ihm jetzt auffiel, daß er noch nicht einmal wußte, wer der eine überhaupt war, der ihn da angequatscht hatte, er hatte nicht in den Rückspiegel geschaut, um nachzusehen, wer diese peinliche Frage, deren Inhalt er mittlerweile vergessen hatte, überhaupt gestellt hatte, von wegen Sippenhaft, dachte er, wenn man nur den einen rausschmeißen würde, wäre ihr das natürlich auch nicht recht. Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen, die ganze Bande, scheißegal, was Manni damals erzählt hat, dachte er, man sollte solche Sachen nicht machen, nur weil es heißt, das mache man so, was gehen mich die studentischen Bräuche an, dachte er, sie gönnen mir ja noch ni c ht einmal ihr dämliches Essen, obwohl, dachte er, die Frau kann ja nun eigentlich wirklich nichts dafür. Er fand sie ganz nett, und es war ihm unangenehm, daß sie ihn irnmer noch anstarrte, was soll’s, dachte er schließlich, morgen bin ich beim Bund, da brauche ich mir heute keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie ich bei einer nett aussehenden, kleinwüchsigen Studentin ankomme, das bringt nichts, da würde doch höchstens Kummer von kommen, dachte er, und dann waren sie auch schon bei der Uni, und er bog in die Straße zur Mensa ein.
    »Okay, Sippenhaft«, Sagte er, »und deshalb dürft ihr jetzt auch alle aussteigen, da ist die Mensa, ihr wollt ja sicher alle was essen, und ihr dürft das auch, ihr seid ja Studenten!«
    Er hielt, und das Mädchen stieg aus, klappte den Sitz nach vorne, und

Weitere Kostenlose Bücher