Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
abfahrbereit auf dem Hof .«
»Mit Hänger?« Mia machte ein erwartungsvolles Gesicht.
»Natürlich mit Hänger« erwiderte Sebastian und legte einen Arm um sie. » Bist du aufgeregt, Süße? Heute wird's ernst !«
Mia spürte ihr Herz klopfen.
»Und wie«, gab sie zu. »Ich kann‘s kaum noch abwarten. »Wenn nur alles klappt !«
Sie musste Geduld haben, das wusste Mia. Seit Tagen nervte sie den armen Sebastian nun schon mit dem ewig gleichen Thema: Die Reitpferdeauktion auf Gut Seekamp. Sie dachte an nichts anderes mehr und träumte nachts sogar schon davon. Sie sah sich und ihren Freund neben einem braunen Pferd stehen. Sie nahmen das Pferd mit nach Hause und ...
»Mia? Hallo! Aufwachen!« Sebastian stupste sie sanft an. Mia grinste.
»Ich hab nur gerade daran gedacht ...«, setzte sie an, aber Sebastian unterbrach sie.
»Ja, ja, ich weiß«, erwiderte er mit einem schiefen Grinsen. »Wie cool es wäre, wenn ich endlich mein eigenes Pferd hätte und wenn dieses Pferd Pirouetta heißen würde« vollendete er ihren angefangenen Satz. »Dann komm endlich. Sonst schnappt uns einer die Kleine vor der Nase weg .«
Pirouetta, dachte Mia, liebe kleine Pirouetta ...
Würde die Stute sie überhaupt wiedererkennen? Immerhin war es ziemlich lange her, dass sie sie zum letzten Mal gesehen hatte. Aber wenn alles gut ging, würden Sebastian und sie die junge Stute heute Abend mit nach Hause nehmen. Und Pirouettas neues Zuhause würde Erlengrund heißen.
Mia wusste, dass dieser Tag ein ganz besonderer
werden würde; für sie – und vor allem für Sebastian.
Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Es konnte noch so viel passieren! Sie verbannte ihre Bedenken in einen hinteren Winkel ihres Gehirns und versuchte gleichzeitig, das mulmige Kribbeln in ihrem Bauch zu ignorieren.
»Lass uns kurz bei Tam vorbeigehen, okay ?« Sie hängte sich an Sebastians Arm und schenkte ihm ein Lächeln. »Der Dicke bringt uns bestimmt Glück. Und außerdem«, fügte sie hinzu, »müssen wir kontrollieren, ob die Box für Piri auch wirklich gut vorbereitet ist .«
Mit einem leichten Stirnrunzeln und nach einem schnellen Blick auf seine Uhr stimmte Sebastian zu. »Aber nur ganz kurz«, protestierte er schwach, »sonst kommen wir echt zu spät. Außerdem waren wir erst vor einer Viertelstunde im Stall und haben uns eigenhändig um die Box gekümmert .«
Mia fegte seine Einwände beiseite und zog ihn einfach hinter sich her.
Als sie die Stalltür öffneten, drang ihnen heiseres Hundegebell und das dunkle Begrüßungswiehern eines Pferdes entgegen.
»Tam, Findus!« Mia löste sich von Sebastian und ging auf die Tiere zu. Ein kleiner Mischlingshund umkreiste sie, sprang an ihr hoch und wedelte mit seinem Schwanz. Tam, ein bildschöner, silbergrauer Lusitano, hob seinen Kopf über die Boxentür aus hellem Holz. Seine dunklen Augen schienen zu glühen. Die feinen Ohren aufmerksam gespitzt, brummelte er leise.
Mia schob eine Hand unter die lange, leicht gewellte Stirnmähne ihres Pferdes und tauchte kurz ihr Gesicht hinein, bevor sie die Augen schloss und flüsterte: »Bring uns Glück, hörst du ?«
Tam knabberte mit weichen Lippen an ihren Haaren. Mia spürte seinen Atem. Sie warf einen Blick in die Nachbarbox. Die Einstreu aus frischem, duftendem Weizenstroh war knietief, das Heunetz in der Ecke prall gefüllt und die Selbsttränke samt steinernem Futtertrog gründlich geschrubbt. Alles war bereit.
»Vielleicht bekommst du heute Abend eine neue Nachbarin«, flüsterte Mia ihrem Schimmel zu. »Eine ganz hübsche.«
»Mia, du hast gesagt, es dauert nicht lange !« Mit einem Blick über Tams Schulter brachte Sebastian sich in Erinnerung. »Es ist doch immer dasselbe mit euch. Du und dein Tam ...«
»Ich komm ja schon. Entspann dich .« Mia klopfte Tam zum Abschied den Hals. »Wollen wir uns jetzt etwa streiten, oder was ?«
»Nee, natürlich nicht«, lenkte Sebastian ein und wedelte mit den Autoschlüsseln vor ihrer Nase. »Aber du weißt genau, dass wir heute noch was vorhaben. Und du weißt auch, worum es dabei für mich geht .«
»Worum es für uns geht, meinst du wohl !« Mia gab ihm einen Kuss. »Schließlich bin ich auch ein bisschen beteiligt. Ohne mich hättest du Pirouetta nämlich niemals kennen gelernt. Stimmt's nicht ?«
Sebastian hob die Hände.
»Ja, du hast recht, Pferdemädchen. Aber trotzdem müssen wir jetzt los !«
Findus hatte dem Wortwechsel neugierig zugehört und zog die Nase kraus. Er wusste zwar nicht,
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