Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
worum es ging, aber es musste sich um etwas ziemlich Kompliziertes handeln – jedenfalls für einen zu kurz geratenen Mischlingshund wie ihn. Er nieste lautstark, drehte sich um die eigene Achse und verschwand in Tams Box, wo er sich seufzend ins weiche Stroh fallen ließ und die Nase unter die Pfoten steckte. Auch Tam wandte sich um und widmete sich dem Salzleckstein in der Ecke seiner Box.
2
Ein paar Minuten später saßen Mia und Sebastian im Auto und fuhren über die Landstraße. Ein großer Pferdeanhänger rollte hinter dem Jeep her, weshalb Sebastian nicht so schnell fahren konnte. Immer wieder blickte er nervös auf seine Armbanduhr.
»Hast du die Eintrittskarten ?« , fragte er angespannt.
Mia hielt ihm zwei Karten und ein bunt bedrucktes
Heft unter die Nase.
»Alles da«, bestätigte sie. »Die Karten und ein Programmheft. Hier, die Nummer Dreiundvierzig, das ist sie .« Sie las laut vor: »Pirouetta von Polarbär aus der Pistazie – wie kann man ein Pferd nur Pistazie nennen ?«
»Ist doch egal«, antwortete Sebastian und lenkte das schwere Gespann vorsichtig von der Landstraße auf den umzäunten Parkplatz eines herrschaftlichen Gutsgebäudes. »Da wären wir. Jetzt wird's ernst .«
Er stellte den Motor ab und holte tief Luft. Dann stieg er aus, ging um den Jeep herum und öffnete Mias Tür.
Mia zögerte.
»Hast du das Geld ?« , fragte sie.
»Das Geld und die Schecks, alles dabei.« Sebastian
schlug mit der flachen Hand auf die Brusttasche
seiner Jacke.
»Und was ist, wenn sie zu teuer ist ?« Mia schaute ihren Freund unglücklich an. »Ich meine, wenn einer mehr bietet als du ?«
Endlich stieg sie aus und griff nach Sebastians Hand. Sie spürte seinen festen Händedruck und sah die Zuversicht und Entschlossenheit in seinem Gesicht. »Dann sehen wir weiter, Pferdemädchen«, erwiderte er ruhig. »Mach dir keine Gedanken. Es wird schon schief gehen !«
Unsicher folgte Mia ihm über den Parkplatz, der
schon gut gefüllt war. In langen Reihen standen große, zum Teil sehr luxuriös aussehende Wagen nebeneinander. Viele von ihnen hatten Pferdeanhänger angekuppelt.
Mia musterte die verschiedenen Kennzeichen und stellte fest, dass viele der Interessenten anscheinend von weit her gekommen waren. Die Anhänger sahen edel und neu aus, und Mia fragte sich, wie sie und Sebastian es jemals schaffen sollten, gegen so viele reiche Mitbieter anzukommen. Plötzlich fühlte sie sich mutlos und klein.
Als sie die Auktionshalle betraten, herrschte auch dort dichtes Gedränge. Warme, stickige Luft und lautes Stimmengemurmel umfingen sie. Überall standen Männer und Frauen in lockeren Grüppchen beieinander und unterhielten sich. Sie alle schienen sich gut zu kennen. Immer wieder gab es Begrüßungsrufe, und die ersten Kaufinteressenten tauschten bereits heiße Tipps untereinander aus.
»Die Achtzehn«, schnappte Mia im Vorübergehen auf. »Das ist 'ne ganz tolle Nummer! Das Anfangsgebot liegt bei Zwölftausend .«
Mia wurden augenblicklich die Knie weich. Zwölftausend Euro? Als Anfangsgebot? Das bedeutete, dass der Verkaufspreis des Pferdes mit der Nummer Achtzehn am Ende vermutlich doppelt so hoch liegen würde! Sie besah sich den Mann, der das gesagt hatte, etwas genauer. Anscheinend verstand er etwas von Auktionen – im Gegensatz zu ihr.
Mia war heute zum ersten Mal auf einer Pferdeauktion. Alles war neu und unglaublich spannend. Und so sehr sie auch versuchte, sich zu entspannen und die Sache zu genießen – es wollte ihr einfach nicht gelingen. Irgendwie fühlte sie sich komplett fehl am Platz.
Sebastian schien ihre Unsicherheit nicht zu bemerken. Er zog sie an der Hand hinter sich her quer durch das Gedränge, bis sie auf der Tribüne angelangt waren, auf der sie zwei Sitzplätze reserviert hatten.
Aufstöhnend ließ sich Mia auf einen der harten Holzstühle fallen und schaute Sebastian fragend an.
»Und jetzt?« Sie zupfte nervös an ihren langen Haaren.
»Jetzt hol ich uns erst mal was zu trinken«, antwortete
Sebastian locker. »Du siehst aus, als könntest du was
Gekühltes vertragen .«
Mit langen Schritten trabte er davon und schob sich zurück in Richtung Getränkestand. Mia bemerkte die lange Schlange vor dem Verkaufsstand – es würde eine Ewigkeit dauern, bis Sebastian an die Reihe kam!
Sie sah sich neugierig um. Die große, erst vor kurzem erbaute Reithalle des Gutes Seekamp war festlich geschmückt. An der Decke hingen Fahnen und Wimpel, und die umlaufende Holzbande
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