Neukölln ist überall (German Edition)
Differenziert nach Ethnien liegt dieser Anteil bei der türkischstämmigen Bevölkerung bei bis zu 80 % und bei der libanesischen bei über 70 %. Insider überraschen diese Werte nicht, denn der Türkische Bund hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass 70 % bis 80 % der türkischstämmigen Bevölkerung in Berlin den unteren sozialen Schichten der Türkei angehören. Speziell für Neukölln verfüge ich bei den Kindern unter 18 Jahren nur über den Wert der türkischstämmigen Bevölkerung. Da sind es 74 %, die bildungsfernen Eltern zugerechnet werden können.
Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass die Zuwanderungen sich heute grundsätzlich von denen des 18. Jahrhunderts unterscheiden. Als Beispiel gelungener Integration in Deutschland wird immer auf die Hugenotten oder die Tschechen verwiesen. Außer Acht gelassen wird dabei, dass beide Volksgruppen gezielt mit Privilegien ins Land geholt wurden, weil diese Einwanderer damals den Einheimischen an beruflichen Fertigkeiten oder Fähigkeiten für gewöhnlich überlegen waren. Eine ähnliche Situation wie heute in Kanada. Aufgrund der gezielten Einwanderungspolitik mit Konzentration auf bildungsaffine Zuwanderer absolvieren die Kinder der Einwanderer dort statistisch gesehen bessere Bildungskarrieren als die der Einheimischen.
Wir hingegen müssen konstatieren, dass sich unsere aktuelle Einwanderergesellschaft aus weitgehend unterdurchschnittlich qualifizierten Eingewanderten und ihren Kindern zusammensetzt. Mangelnde Schulabschlüsse und fehlende Berufsausbildung sind nicht nur nicht selten, sondern überwiegen partiell. Bei den Einwanderern ist der Anteil von Menschen ohne Schulabschluss sechsmal so hoch wie bei Bio-Deutschen. Betrachtet man nur die türkischstämmigen Einwanderer, so sind die Werte noch dramatischer. Bei Männern beträgt der Unterschied das Zwölffache und bei Frauen das Zwanzigfache der vergleichbaren bio-deutschen Bevölkerung. Zur Ehrenrettung sei jedoch darauf hingewiesen, dass bei italienischstämmigen Einwanderern 11 % der Männer und 13 % der Frauen über keinen Schulabschluss verfügen.
Die Ausführungen über die demographische Entwicklung bestätigen aus meiner Sicht eindrucksvoll meine Eingangsthese. Ich denke, wir kommen nicht darum herum, die Priorität auf die Ausbildung der Kinder zu setzen, die in unserem Lande leben. Die Erhaltung des Lebensstandards der Gesamtbevölkerung sowie des Solidarpakts der Generationen sind zu hohe Güter, als dass sie durch schlichte Passivität aufs Spiel gesetzt werden dürften. An zweiter Stelle muss die Politik an einer Steigerung der Geburtenrate insbesondere der bildungsorientierten Bevölkerung arbeiten. Erst wenn wir diese Hausaufgaben erledigt haben, können wir uns Überlegungen hingeben, die eine Optimierung der imaginären Einwanderungspolitik zum Gegenstand haben.
Die Sache mit den Gesetzen
So wie die Bildung der entscheidende positive Baustein bei der Integration ist, so ist es nach meiner Auffassung im Negativen die Kriminalität. Sie ist es auch, die ganz wesentlich zur Stimmungslage bei den Menschen beiträgt. Man muss unterscheiden zwischen der Kriminalität im Allgemeinen und der Jugendkriminalität im Speziellen. Im Speziellen deshalb, weil gerade sie die Hinwendung oder die Ablehnung der jungen Menschen untereinander beeinflusst. Damit werden bereits heute die Grundsteine dafür gelegt, wie sich die neuen Generationen künftig begegnen werden.
Jugendkriminalität ist für uns Ältere zumeist unsichtbar. Ich habe bereits an anderer Stelle auf diesen Aspekt hingewiesen. Die Opfer sind zu 80 % bis 85 % selbst Jugendliche. Übergriffe auf Erwachsene sind selten und entspringen meist klassischen Situationen wie beispielsweise Fahrscheinkontrollen oder Hilflosigkeit des Opfers infolge von Trunkenheit oder Alter. Darüber jedoch später.
Eine von Ausländermilieus ausgehende Kriminalität ist keine Besonderheit unseres Landes. Überall dort, wo sich starke Einwandererpopulationen gebildet haben, gibt es auch Auffälligkeiten im Bereich der Normenakzeptanz. Ich habe das in den Niederlanden ebenso erlebt wie in England, in Norwegen und in Frankreich. Auslösender Faktor für die überproportionale Kriminalitätsbelastung vieler Einwanderercommunitys ist sicher ihre soziale Lage. Fast überall, wo es Stadtviertel gibt, in denen Ausländer und Migranten mit oder ohne Staatsangehörigkeit des Aufnahmelandes geballt leben, entstehen Welten mit eigenen
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