Neulandexpedition (German Edition)
regelmäßigen Abständen Flips in den Mund steckte.
Irgendwann, weit nach Mitternacht, war Larissa als Erste müde im 'Mädelszelt' verschwunden. Ihrem Beispiel folgten bald darauf unsere Turteltauben und auch Jo gähnte immer häufiger. So schlug auch ich vor, Pennen zu gehen. Was mir einen weiteren giftigen Blick von Meike einbrachte. Langsam nervte mich das wirklich. Irgendwann würde sie dafür den Mittelfinger kassieren.
Erst als ich neben Johan in meinem Schlafsack gekuschelt lag, merkte auch ich, wie sehr mich der Tag geschafft hatte und so war ich schneller eingeschlafen als gedacht.
Bis zu diesem Traum...
Wieder schlichen sich die Bilder ein. Ich traute mich gar nicht die Augen zu schließen, damit sie bloß nicht noch lebendiger wurden. Würden sich seine Lippen wohl wirklich so gut anfühlen?
Stopp!
Resolut verbot ich mir weitere Gedanken in diese Richtung, ansonsten würde ich gleich wieder ein Problem haben.
Okay, okay, vielleicht war ich verknallt, aber das war noch lange nicht gleichzusetzen mit verliebt oder gar lieben. Verknallt war harmlos, hatte nicht so viel zu bedeuten. Das war...
Außerdem war das ein Traum gewesen, Herrgott nochmal. Mehr nicht. Ich wollte doch gar nicht wirklich wissen, wie sich Johans Lippen anfühlen würden!
Nein, wollte ich nicht. Ganz sicher nicht! Ich wollte in seiner Nähe sein, ja. Vielleicht kuscheln, wobei unsere Hände da bitteschön brav in oberen Körperregionen bleiben sollten und nicht...
Shit , dieser Traum machte mich noch irre!
Frustriert strich ich mir die verschwitzten braunen Haarsträhnen aus der Stirn und wurde mir erst da der kühlen Luft bewusst. Fröstelnd kroch ich zurück in den Schlafsack. Wieder wanderte mein Blick zu Jo, der weiterhin selig schlummerte. Wirklich beneidenswert, aber ihn plagte sicherlich nicht die Angst, dass ihn feuchte Träume mit seinem Kumpel in der Hauptrolle den Schlaf versauten. Haha!
Kapitel 3
Das Erste, was ich sah, als ich aufwachte, war Johans Gesicht. Im ersten Moment war ich verwirrt, bis mir der harte Boden bewusst machte, wo wir waren. Und noch etwas anderes wurde mir schlagartig klar – wir waren uns viel zu nah. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast.
Schnell rutschte ich etwas zurück. Diesmal schaffte ich es allerdings nicht so unbemerkt davon zukommen, Jos Lider flatterten leicht, bevor sie sich blinzelnd öffneten.
Beinahe entwischte mir ein verzückter Seufzer, doch das wäre peinlich und bescheuert gewesen. Ich seufzte doch nicht, nur weil ich meinem Kumpel in die grauen Augen blickte. Zwar bestand bei jedem Blick für mich akute Ertrinkungsgefahr, aber soweit war's dann doch nicht!
„Guten Morgen Hasi“, überspielte ich meine Unsicherheit und erntete ein herzhaftes Gähnen.
„Morgen Schnucki“, nuschelte er verschlafen, während er sich verfroren den Schlafsack bis zur Nasenspitze zog. „Wie spät ist es?“
Mit den zerzausten Haaren und diesem verpennten Gesichtsausdruck sah er zu knuffig aus – ich musste einfach grinsen. Und verdammt, wie sollte das Herz bei so einem Anblick auf Normaltempo laufen? Unmöglich.
„Du hast doch selbst 'ne Uhr“, hielt ich ihm vor und war erleichtert, dass meine Stimme nicht wackelte. Was durch das Geboller in meiner Brust durchaus hätte sein können.
„Um da draufzugucken, müsste ich aber den Arm rauswurschteln und hier drin ist es so schön warm“, muffelte er.
„Ich wusste gar nicht, dass du so 'ne extreme Frostbeule bist“, neckte ich ihn, tat ihm dann aber den Gefallen und blickte auf meine Uhr. „Kurz nach acht.“
„Fuck, warum sind wir dann schon wach?“
„Keine Ahnung, werde am ersten Tag aber immer so früh wach“, gab ich zurück.
„Zelten gefällt mir immer weniger.“
Derweil juckte es mich immer mehr in den Fingern. Ich wollte ihm durch die Haare wuscheln oder ihn sonst wie berühren. Deswegen zwang ich mich, mich auf den Rücken zu drehen, um ihn nicht länger anzusehen. Zu viel Versuchung war auch nicht gesund. Konnte böse und vor allem peinlich enden.
„Dann versuch doch noch 'ne Runde zu pennen“, schlug ich vor.
„Und du?“
„Ich steh auf. Hab Kohldampf.“ Ich ließ meinen Worten Taten folgen und setzte mich auf, um in meinem Rucksack nach einem Shirt zu kramen.
„Nee, dann steh ich auch auf“, gähnte er erneut und fuhr sich über die Augen.
Während er noch träge mit dem Reißverschluss seines Schlafsacks kämpfte, schlüpfte ich bereits in meine Cargohose und ein
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