Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)
dich! Eine heiße Welle schwappte durch ihre Brust und schoss so gewaltig in ihren Unterleib und ihre Schenkel hinunter, dass Jolin in den Knien nachgab. Doch Rouben hielt sie, drückte sie sanft an sich, massierte ihren Nacken und küsste sie weiter. Jolin seufzte leise. Sie spürte seinen Herzschlag so kraftvoll wie ihren eigenen, und wieder einmal konnte sie kaum begreifen, dass das alles kein Traum, sondern wirklich real war. Rouben war tatsächlich zurückgekommen. Er hielt sie im Arm, und alles, alles war gut.
Selig ließ Jolin ihre Finger in sein Haar gleiten, und während sie sich küssten, trug Rouben sie durch eine zweite Tür in einen großen Raum, in dem es nichts weiter gab als ein Regal voller Bücher und CDs, eine Kommode mit einer Musikanlage darauf, einen flauschigen Teppich und einen breiten gemütlichen Sessel vor dem riesigen Fenster, hinter dem die Lichter der Stadt glitzerten.
Rouben ließ sich so in den Sessel gleiten, dass sie auf seinem Schoß saß und er sich an sie schmiegen konnte. »Und?«, fragte er. »Gefällt es dir?«
»Ja … Wenn man mal davon absieht, dass es kaum Möbel gibt.«
»Oh, ich hatte mir vorgestellt, dass wir sie zusammen aussuchen.«
Jolin rückte ein wenig von ihm ab und sah ihm forschend in die Augen. Sie konnte ihr Glück einfach nicht fassen. »Du willst also allen Ernstes mit mir hier wohnen?«, krächzte sie.
Roubens Gesichtszüge wurden weich und verletzlich. »Na ja«, meinte er leise. »Ich hoffe zumindest, dass du das immer noch möchtest. Nach allem, was ich dir angetan habe.«
Jolin sah ihn an. Ein Gefühl von unendlicher Zärtlichkeit nahm von ihr Besitz. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und zog mit dem Daumen die Kontur seiner Nase und seiner Lippen nach.
»Was denkst du bloß?«, flüsterte sie. »Was denkst du bloß?«
Es folgte ein Moment inniger Stille, in dem sie sich nur ansahen, ihre Finger ineinanderflochten und Jolin ihren Blick tief in Roubens wunderschöne Augen tauchte.
»Wo bist du gewesen?«, fragte sie schließlich. »Ich meine, wenn du diese Wohnung erst seit kurzem gemietet hast …«
Rouben räusperte sich. »Ich habe sie gekauft«, erwiderte er. »Und in den Wochen davor habe ich das Haus hergerichtet.«
Jolin schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es jemals wieder betreten würdest.«
»Wo sollte ich denn hin?«, entgegnete Rouben. »Nachdem Vincents Verwandlung abgeschlossen war und keine Gefahr mehr von ihm ausging, war ich nirgendwo sicherer als dort. Ich brauchte den Schutz, Jol, um der zu werden, der ich jetzt bin, und um dir überhaupt wieder unter die Augen treten zu können, dich in den Armen zu halten und dich …« Er stockte und senkte verlegen den Blick.
Wieder flutete eine warme Welle durch Jolins Körper. Eigentlich wollte sie keine Sekunde mehr warten. Aber diese eine Frage ließ ihr einfach keine Ruhe. »Bitte, Rouben, sag mir, was an diesem Nachmittag passiert ist«, flehte sie. »Alles, an was ich mich erinnere, ist, dass du dich in Staub aufgelöst hast, Klarisse auf Vincents Rücken gesprungen ist und Gunnar mich zu Boden gerissen hat.«
»Mhmh.« Rouben schüttelte den Kopf. »Das war nicht dein Vater, sondern ich.«
Jolin sah ihn unwillig an. Das kann nicht sein, dachte sie, doch dann erinnerte sie sich, dass sie den Duft von seinem Haar wahrgenommen hatte. »Aber Gunnar lag doch auf mir«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
»Jaaa, kurz darauf, als ich schon weg war. Da hat er dich von Vincent fortreißen wollen, aber Klarisse war schneller«, sagte Rouben. »Zum Glück.«
Jolin schüttelte irritiert den Kopf. »Ich hab gar nicht gemerkt, dass er hinter mir her war.«
»Und wie er das war!«, erwiderte Rouben. Die Erinnerung an dieses Ereignis trieb ihm noch einmal das Entsetzen ins Gesicht. »Er war der endgültigen Verwandlung in einen Menschen bereits sehr nahe gekommen. Das Licht der Sonne konnte ihm zu diesem Zeitpunkt schon nichts mehr anhaben, allerdings war er immer noch unsagbar stark und schnell. Er hätte dich mühelos greifen und mit sich fortnehmen können.«
»Aber er hätte mich niemals für sich gewonnen«, wandte Jolin ein. »Das muss er doch gewusst haben.«
Rouben nickte. »Natürlich hat er das. In dem Moment, als du dich von ihm abwandtest, war ihm klar, dass du – oder sagen wir besser deine Seele – ihn durchschaut und erkannt hattest. Er war unglaublich wütend. Er hätte dich mitgenommen und getötet und wäre anschließend geflüchtet.« Rouben
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